Lady meines Herzens
umarmen, sie zu küssen oder sie auf dem Fußboden zu lieben. Wenn Clarissa seine Frau wurde, war Brandon sicher, zukünftig in ruhigem Fahrwasser dahinzugleiten. Das Leben mit ihr wäre ohne Stürme, und er käme nie vom Kurs ab.
Er würde sich um sie kümmern, doch er würde sich nie in sie verlieben.
Er wollte es so.
Er fand seine Liste – Wünschenswerte Eigenschaften einer Ehefrau – und ging die einzelnen Punkte noch einmal durch. Brandon war zutiefst davon überzeugt, im Recht zu sein. Er hatte ausgezeichnete Qualitäten für eine Duchess und Ehefrau aufgeführt. Er hatte sich mit der perfekten Frau verlobt. Schon in wenigen Wochen würde er sie heiraten.
Obwohl Brandon den Vertrag nicht so sorgfältig gelesen hatte, wie er es hatte tun wollen, setzte er seine Unterschrift darunter. Es gab wirklich keinen Grund, auch nur einen Gedanken an Miss Harlow zu verschwenden.
In Lady Janes Salon
Mayfair, London
Am Nachmittag nach ihrem Treffen mit dem Duke und den Duchessen war Sophie mit Julianna in Lady Janes Salon verabredet. Lady Jane war eine originelle, exzentrische Frau, die Schriftsteller, Künstler, Wissenschaftler und alle möglichen interessanten Persönlichkeiten in ihren Salon einlud, um dort geistreiche und kluge Gespräche zu führen. Etwas Derartiges hatte es in Chesham schlicht nicht gegeben, und auch in London war dieser Zirkel eine Ausnahme.
Nach ihrer Ankunft in Lady Janes Salon – den die Hausherrin im chinesischen Stil hatte dekorieren lassen, wie es seit Kurzem Mode war – fand Sophie einen freien Platz neben Julianna, die auf einem Samtsofa saß. Man servierte ihr eine Tasse heißen Tee und ein Stück Vanillebiskuit mit Buttercremeglasur. Das war nach den Ereignissen dieses Tages genau das Richtige für sie.
»Und jetzt musst du mir alles über die drei Damen erzählen«, begann Julianna.
»Lady Clarissa ist klüger, als man gemeinhin über sie sagt, und Lady Hamilton brachte es in ihrer Gutartigkeit nicht über sich, Lady Richmond Einhalt zu gebieten, die jedes Gespräch an sich reißt.«
»Ach du meine Güte. Und der Duke?«, fragte Julianna und nahm einen Schluck Tee.
»Ist mein Mr Brandon«, sagte Sophie einfach.
Julianna spuckte den Tee wieder aus.
»Ich kann dich auch nirgends mit hinnehmen«, sagte Sophie lachend und blickte sich um. Jeder schien in ein Gespräch vertieft zu sein, und keiner hatte etwas bemerkt, auch wenn sofort ein Dienstmädchen auftauchte, sie mit Servietten versorgte und ebenso schnell wieder verschwand, wie es gekommen war.
»Der Duke of Hamilton and Brandon, verlobt mit der Tochter des Duke of Richmond, ist der Mann, der dein Leben gerettet hat? Ich kann es einfach nicht fassen!«, rief Julianna. Einige Leute blickten nun doch in ihre Richtung.
»Es ist wahr. Natürlich hat er so getan, als würde er mich nicht kennen, als wir einander vorgestellt wurden«, sagte Sophie. In ihrer Stimme schwang eine leise Bitterkeit mit. Sie nahm einen Bissen vom Kuchen. Er war herrlich süß und beruhigte ihre Nerven.
»Das ist geschmacklos und ziemlich ungehobelt. Aber irgendwie auch verständlich«, antwortete ihre Freundin.
»Ich weiß. Aber für mich war die Situation damit eindeutig geklärt. Meine Gefühle für ihn haben sich dadurch merklich abgekühlt«, behauptete Sophie. Sie wünschte, die leidige Angelegenheit wäre damit einfach erledigt. Nach einem erneuten stärkenden Bissen Kuchen fuhr sie fort: »Aber dann …«
»Was dann?«
»Ich möchte warten, bis du deinen Tee runtergeschluckt hast«, sagte Sophie.
»Schon passiert.«
»Dann bin ich aus Versehen in sein privates Arbeitszimmer gelangt. Während er dort beschäftigt war … Weißt du eigentlich, wie riesig die herzogliche Residenz ist? Man könnte sich da ohne Probleme verirren. Tatsächlich habe ich mich sogar verirrt …«
»Was hast du angestellt, Sophie?«, fragte Julianna. Sie klang, als fürchtete sie die Antwort.
»Möglichweise habe ich es in einem Anflug von Gereiztheit abgelehnt, mich von einem Hausmädchen oder vom Duke zur Tür geleiten zu lassen«, gab sie ehrlich zu und lächelte verlegen. Ihr Verhalten war tatsächlich lächerlich gewesen, aber in dem Moment war es ihr völlig logisch erschienen, Brandons Angebot auszuschlagen und seine Gesellschaft zu meiden.
»Oh, Sophie!«, rief Julianna. Sie lachte. Aber dann wurde sie sofort wieder ernst. »Du warst also mit dem Duke allein?«
»Oh ja.« Und dann, nachdem Julianna ihre Teetasse abgestellt hatte, schilderte Sophie
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