Lady meines Herzens
Spiel hingeben«, sagte Julianna. Sophie wusste, dass sie an ihren verstorbenen Ehemann Lord Somerset dachte. Brandon machte auf sie nicht den Eindruck, als gäbe er sich diesen Lastern hin. Falls er überhaupt ein Laster hatte.
»Jene, die zu viel Geld ausgeben«, bot Jonathan an.
»Oder jene, die zu wenig ausgeben«, sagte Jocelyn.
»Die übermäßig Eitlen«, fügte Julian hinzu.
»Jene, mit denen unsere Eltern nicht einverstanden sind«, warf ein anderer ein.
»Oder jene, die unsere Liebe nicht erwidern«, sagte Sophie.
»Es ist eigentlich ein Wunder, dass es überhaupt jemandem gelingt, sich zu verlieben und bis an sein Lebensende glücklich zu sein«, sagte die Gastgeberin abschließend, und ihre Gäste murmelten zustimmend.
Das war tatsächlich erstaunlich, stimmte Sophie ihr im Stillen zu. Und ihr würde es höchstwahrscheinlich nicht widerfahren. Dukes lösten ihre Verlobung mit der perfekten Duchess nicht. Erst recht nicht einen Monat vor der Hochzeit. Und schon gar nicht für ein arbeitendes Mädchen aus unteren Kreisen. Nur die Liebe konnte einen Mann dazu treiben, etwas so Irrationales und Unlogisches zu tun. Und der Duke of Hamilton and Brandon würde niemals dem Zauber dieses zarten Gefühls verfallen.
Sie schwor sich, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten und alles zu vermeiden, was sie anderen Sinns werden lassen könnte.
Kapitel 8
Noch sechsundzwanzig Tage bis zur Hochzeit …
Hamilton House
Es war so einfach gewesen. Er hatte logisch und rational gehandelt, wie er es gewohnt war.
Er, der Duke of Hamilton and Brandon, musste sich allmählich eine Frau suchen. Er hatte sich vorgenommen, bei dieser Sache ebenso bedacht und methodisch vorzugehen, wie er es bei jeder anderen Angelegenheit zu tun pflegte. Er hatte eine Liste erstellt, auf der die Eigenschaften aufgeführt waren, die seine zukünftige Ehefrau aufweisen sollte.
Sein Handeln führte unweigerlich dazu, dass er die Bekanntschaft von Lady Clarissa machte. Er machte ihr einen Antrag, sie nahm den Antrag an, und sie würden bald heiraten. Das war’s – zumindest hatte er das bis vor wenigen Tagen gedacht.
Leider beherrschte seit Kurzem die ausgesprochen ungeeignete Miss Sophie Harlow beunruhigend oft seine Gedanken und nachts all seine Träume. Es waren sogar ziemlich verdorbene Träume darunter.
Letzte Nacht begann sein Traum mit einer lebhaften Erinnerung an die Szene, die sich in seinem Arbeitszimmer abgespielt hatte. Aber diesmal hielt er sie in seinen Armen, und sie schmiegte sich warm an ihn, während seine Hände auf ihrer Taille ruhten. Im Traum kam es ihm so vor, als könnte er die Hitze ihres Körpers spüren. Oder war er es, der vor Erregung erhitzt war?
Er träumte, dass jemand an die Tür des Arbeitszimmers klopfte, als er sie in den Armen hielt.
Sie hatte diese verfluchte Liste in ihrer kleinen Hand, und er nahm sie ihr fort, knüllte sie zusammen und warf sie einfach weg. Noch immer klopfte jemand unnachgiebig an die Tür.
In seinem Traum hatte Brandon Miss Harlow anschließend geküsst. Zuerst küsste er die zarte Haut in ihrem Nacken. Sogar im Traum wusste er, wie unschicklich und unangemessen sein Verhalten war. Doch es war ein wilder, ungestümer Traum, darum kümmerte er sich darin nicht um Anstand oder Moral. Seine einzige Sorge war, sein Verlangen nach Miss Harlow zu stillen. Er liebkoste sie: die üppige Kurve ihrer Hüfte hinauf bis zu den vollen Brüsten, die er mit seinen bloßen Händen umschloss.
Sie seufzte. Er stöhnte lustvoll. Das Klopfen an der Tür hörte nicht auf.
Er wollte gerade ihre vollen, rosigen Lippen küssen … als er aufwachte.
Er stand in seinem Schlafzimmer und kleidete sich für den Ball an, auf dem seine Verlobung mit der perfekten Lady Clarissa gefeiert werden sollte. Dies war wohl kaum der richtige Moment, sich intensiv an den Traum zu erinnern. Besonders dann nicht, wenn sein Körper eine ähnlich verräterische Reaktion zeigte wie letzte Nacht.
Ob Miss Harlow dort sein würde, um weiter über die Hochzeitsvorbereitungen zu berichten? Ziemlich wahrscheinlich.
Bei dem Gedanken, sie so schnell wiederzusehen, beschleunigte sich sein Herzschlag. Er sah sie wieder. Schon heute Abend.
Es war absolut inakzeptabel, sich auf ein Wiedersehen mit diesem Schreibenden Fräulein zu freuen, das ihn nur in Schwierigkeiten brachte. Oder leidenschaftliche Träume von ihr zu haben, die er dann tags darauf in den wenigen Augenblicken der Muße zu seinem Vergnügen immer wieder
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