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Lady Punk - Roman

Lady Punk - Roman

Titel: Lady Punk - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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einen Drink.
    Man konnte überhaupt nicht miteinander reden. Marcel stand ein Weilchen mit Terry zusammen, aber irgendwie gab es überhaupt keine Pärchenbildung. Die Musik hatte zu spielen begonnen. Dumpfe Töne brachten den Raum zum Schwingen. Rote und blaue Laserstrahlen zuckten in einen künstlichen Himmel hinein. Die Leute bewegten sich, wie sie wollten, die meisten allein, selbstvergessen, verloren oder schnell die Partner wechselnd. Es war eine Massenhypnose durch Musik. I lose myself, I lose my self control , sang Laura Branigan und Terry machte mit. Es kam einfach aus ihr heraus, Bewegungen, von denen sie nie geahnt hatte, dass sie in ihr steckten.
    Der Blonde vom Strand war einmal kurz in ihre Nähe gekommen, schrie ihr »hey« ins Ohr, und so schrie Terry zurück, »hey«, und war ganz froh, dass er ihr auch nichts nachtrug. Unter diesen warmen, dumpfen Schlägen, die von links und rechts und von überall her wie ein riesiges Herz auf sie eindröhnten, waren sie wie eine Familie.
    Der einsame Surfer mit den dunklen Haaren bewegte sich träge und traurig, und Terry drängelte durch die Leute, die manchmal, vom Discjockey dazu animiert, mitzusingen, »hohoho« schrien, Terry also schob sich durch die brüllende Menge, lehnte sich gegen den dunklen Typ und versuchte es auch. »Hey«, sagte sie, und er blickte auf, ohne seine Bewegungen aufzugeben. »Hey«, sagte er. Dance Hall Days, schallte es abgehackt von der Platte und dann der Lieblingssound aller, Sounds like a melody .
    Terry hatte längst ihr Glas Cola mit irgendwo abgestellt. Sie war in Trance und schweißgebadet. Und obwohl sie eigentlich längst erschöpft sein müsste, konnte sie noch Stunden so weitermachen. Zum ersten Mal war sie in einer Gruppe von Menschen und fühlte sich nicht erdrückt oder angeekelt. Sie sang: Wake me up before you go … aus voller Kehle und in diesem Wasserfall von Lichtstrahlen stieg sie die an der Seite des Raumes aufwärts schwingende Treppe hoch und schrie in die Menge: »Ich liebe euch alle. I love you, I do.« Und es war wie eine Befreiung.
    Marcel holte sie schließlich herunter und schleppte sie nach draußen. Sie setzte sich artig aufs Moped und legte ihren Kopf an Marcel. »Ich bin nicht betrunken«, sagte sie, »aber ich bin voll.«
    Marcel sagte: »Kleine Mädchen können vom Leben betrunken werden.«
    Er fuhr sie nach Hause, und Terry wusste, dass das, was sie da auf der Treppe geschrien hatte, eigentlich nur Marcel gegolten hatte. Sie war immer noch voll von diesem Gefühl, Liebe, ja sicher, und die Fahrt nach Hause war viel zu kurz.
    Terry stieg ab, sah das Haus und immer noch Licht drin. Sie sagte: »Ich hasse sie. Ich hasse sie alle.«
    »Liebe und Hass«, sagte Marcel. »Zweimal große Worte, und alles an einem Tag.«
    »Bin ich verrückt?«, fragte Terry.
    »Du bist schon okay«, sagte Marcel. »Ja wirklich, du bist schon okay.« Und das hatte er heute auch schon zweimal gesagt.
    Am nächsten Morgen musste eine unheimliche Stille herrschen. In Terrys Ohren sausten noch die Dance Hall Days , und sie meinte, vor ihren Augen die aufblitzenden Laserstrahlen zu sehen. Aber all die sonst üblichen Morgengeräusche wie das einige Minuten anhaltende Räuspern von Onkel Hugo oder die etwas müde klingenden Aufforderungen der Mutter, doch mehr von der Konfitüre zu nehmen, waren nicht zu hören.
    Terry stieg langsam aus dem Bett. Der Fußboden war sandig und unangenehm an den nackten Fußsohlen. Terry ging ins Bad und stand vor dem Spiegel. Ihre Augen waren etwas geschwollen wie von zu langem Schlaf oder allzu großer Müdigkeit. Aber sie fühlte sich okay. Sie versuchte, den Sand von den Füßen abzustreifen, indem sie die Füße nacheinander am Unterschenkel des anderen Beines rieb.
    Der Tag roch richtig gut. Die Luft, die durch das geöffnete Badezimmerfenster hereinströmte, war sanft und schien nicht mehr so stickig zu sein wie an den Tagen vorher.
    Terry entschied sich, lange zu duschen. Der Boden der Duschkabine war noch trocken und unbenutzt, und Terry brauchte kein Gefühl des Ekels zu unterdrücken, das sie sonst morgens hatte, wenn sie sich vorstellte, dass Onkel Hugo möglicherweise vor ihr in der Duschwanne gestanden hatte.
    Terry ließ das Wasser über sich strömen. Sie benutzte keine Seife und ließ die Haut später an der Luft trocknen. Als sie im Flur und im Badezimmer herumlief, pappte der Sand erst recht an ihren Füßen. Sie zog sich einen hellblauen Kaftan über und fuhr mit beiden Händen

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