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Lady Punk - Roman

Lady Punk - Roman

Titel: Lady Punk - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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durch ihr Haar, um es aufzulockern.
    Draußen setzte sie sich auf die Terrassenstufen. Immer noch war da diese regungslose Stille, nur eine blau schillernde Libelle zog magische Kreise über dem Swimmingpool.
    Später kam Lieschen und sah aus, als ob sie über Nacht gealtert wäre. Sie sah Terry nicht an, stand etwas hilflos auf der Terrasse, setzte sich schließlich und stand fast im gleichen Moment wieder auf, um sich aus der Küche ein Glas Orangensaft zu holen.
    »Was ist los?«, fragte Terry und sah Lieschen ebenfalls nicht an.
    Eine ganze Zeit lang sagte Lieschen nichts. Sie musste sich wohl Eis in den Saft getan haben und das Glas leicht in drehender Bewegung halten. Die Würfel klimperten ans Glas und aneinander, und Terry sah endlich hin und auf Lieschen, die ihre Ruhe verloren zu haben schien.
    »Deine Mutter hat wohl Migräne«, sagte Lieschen.
    »Und?«, fragte Terry, denn das konnte nicht alles sein.
    »Wenn man nicht weiß, ob die Dinge besser werden, dann sollte man die Finger davon lassen«, sagte Lieschen.
    »Was meinst du?«, fragte Terry.
    »Du bist es doch gewesen, die dieses Stück Blech in seine Geldbörse getan hat«, sagte Lieschen. »Es kam mir gleich so bekannt vor, aber ich weiß bis jetzt nicht, warum. Aber du hast damit zu tun.«
    »Na und«, sagte Terry.
    »Ich wusste es doch«, sagte Lieschen. »Und warum das alles?«
    »Wenn du mir endlich sagen würdest, was los ist«, sagte Terry.
    »Er ist weg«, sagte Lieschen. »Und noch dazu mit dieser Frau.«
    Es dauerte ein Weilchen, bis es zu Terry durchdrang und ihr klar war, wer er war und wer diese Frau . Sie wartete auf so eine Art brüllende Freude in ihr, aber sie hatte wohl zu lange darauf gewartet, und sie sagte nur »ja«. Und dann zwang sie sich doch zu einem Gefühlsausbruch und schrie laut »hurra« und »hurra«. Sicher, sie hatte gehofft, dass es klappen würde, aber dass diese alberne Geschichte tatsächlich funktionierte, hatte sie im Ernst nicht geglaubt. So blöd war wirklich nur dieser Onkel Hugo. »Sie weiß nicht, dass du dahinter steckst«, sagte Lieschen. »Ich glaube nicht, dass sonst einer weiß, dass du dahinter steckst.«
    »Was habe ich damit zu tun?«, fragte Terry. »Nur weil das blöde Ding in sein Portemonnaie gekommen ist? Hast du nicht gesehen, dass da sowieso schon was zwischen beiden war?«
    »Was musstest du die Dinge auf die Spitze treiben«, sagte Lieschen.
    »Ich sehe das Problem nicht«, sagte Terry. »Wenn er weg ist, dann ist er weg, und dann ist es gut.«
    »Sie kann nicht allein bleiben«, sagte Lieschen und stand auf. Langsam schüttete sie den Orangensaft auf die Rosen an der Terrassenbegrenzung. »Veränderung ist nicht immer Verbesserung.«
    »Herrgott«, schrie Terry. »Er ist weg und das ist super.« Sie rannte zum Schwimmbecken und warf die dicksten Kieselsteine hinein und schließlich sich selbst, ließ sich einfach fallen, als ob sie dieses unangenehme Gefühl, das Lieschen ihr anhängen wollte, abwaschen könnte.
    Endlich kam die Mutter. Sie war ganz die Leidende. Sie stützte den Kopf mit der Hand und trug die riesige Sonnenbrille, damit auch ja niemand ihre Augen sah. Terry war überzeugt, dass die Augen der Mutter wie immer waren. Sie war nämlich zum Weinen oder sonst was gar nicht fähig. Die Brille als Schutz und so im Schatten getragen, signalisierte aber allen, dass hier jemand mit einem schweren Schicksal fertig zu werden hatte. Und Terry, die am Beckenrand saß und sich trocknen ließ, genoss den Anblick ungeheuerlich.
    »Hast du ihr schon erzählt?«, fragte die Mutter Lieschen.
    Lieschen nickte, setzte sich wieder und nippte an ihrem leeren Glas.
    »Und was hat sie gesagt?«, fragte die Mutter.
    Lieschen sah Terry an und Terry schaute einer vorbeisegelnden Schwalbe nach. Die Mutter würde doch nicht im Ernst eine Antwort erwarten.
    »Es ist so billig, so ordinär«, sagte die Mutter nach einer Weile, als sie das Schweigen wohl nicht mehr ertragen konnte. »Ich meine, wenn es eine klare Sache gewesen wäre. Man kann ja auch in Anstand auseinander gehen.«
    Terry erinnerte sich an das Geschrei, das es vor Jahren zwischen C. W. Burger und der Mutter gegeben hatte, und es war weiß Gott nicht anständig gewesen.
    »So ein billiges Spiel«, sagte die Mutter. »Übrigens hat er noch Geld von mir genommen, klammheimlich, als ob er so was nötig hat, es fehlen mindestens ein paar hundert Mark.«
    Terry hatte keine Lust, die Mutter über die fehlenden Scheine aufzuklären. Sie war immer

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