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Lady Punk - Roman

Lady Punk - Roman

Titel: Lady Punk - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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ihrer Hosentasche und nahm zwei weitere Streifen Kaugummi aus der Verpackung. Sie pulte das Silberpapier von beiden ab und reichte einen hinüber. »Möchtest du auch einen, Onkel Bernd?«, fragte sie.
    Onkel Bernd verneinte, immer noch mit diesem halben Grinsen auf dem Gesicht.
    Terry steckte sich beide Streifen Bubblegum in den Mund. Das Einwickelpapier rollte sie zwischen ihren Handflächen zu kleinen Klümpchen und versuchte sie einzeln oben ins Netz zu werfen. Es war schwierig, die Kugeln ins Ziel zu bekommen. Sie fielen herab und trafen leider immer Onkel Bernds Glatzkopf.
    »Verzeihung, Onkel Bernd«, sagte Terry. »O Verzeihung. Das wollte ich wirklich nicht, Onkel Bernd.«
    Onkel Bernd wechselte schließlich seinen Platz und setzte sich neben die Tür.
    »Spielst du mit mir Mau-Mau, Onkel Bernd?«, fragte Terry. »Oder sollen wir Streichholzraten spielen? Mir ist so entsetzlich langweilig.«
    Aber das war eine reine Lüge. Terry fing an, das Spielchen schon wieder interessant zu finden. Sie hatte jahrelang daran geübt.
    Als ob es diesen Sommer gar nicht gegeben hätte. Es war wie vorher. Die Mutter hatte nur Onkel Hugo gegen Onkel Bernd ausgetauscht. Sie war dadurch von Terry abgelenkt genug, um nicht zu große Schwierigkeiten zu machen. Sie hatte die ihrigen.
    Onkel Bernd versuchte, eine Scheidung durchzubringen. Isabel zögerte etwas, so ohne weiteres zuzustimmen. Vielleicht bereute sie ihre Eroberung schon. Onkel Bernd bestand aber auf einer klaren Trennung. Mehr und mehr war er mit der Mutter zusammen, neuerdings sogar nachts, und das hatte Terry gerade noch gefehlt.
    Es hatte also auch nicht allzu viel Krach gegeben, als die Mutter nach ihrer Ankunft die Post durchgesehen hatte. Neben den an sie selbst geschickten Ansichtskarten, worüber die Mutter nur den Kopf geschüttelt hatte, war auch ein Brief an Terry vom Maklerbüro gekommen, das Provision für die angemietete Wohnung in Rechnung stellte.
    Die Mutter hatte es sich noch nicht abgewöhnen können, Terrys Post zu öffnen. Sie versuchte, die Geschichte aufzubauschen wie damals mit dem englischen Lexikon. Als sie Terry befragte, versuchte diese, auf die Schnelle tausend Lügen zu erfinden. Es war nicht so einfach. Schließlich sagte sie, es sei ein Gag gewesen. Das Wichtigste war, dass die Mutter nicht die Adresse der Steglitzer Wohnung herausbekam.
    »Ein schöner Spaß«, sagte die Mutter. »Wie oft sollen wir noch für deine Dummheiten zahlen?«
    »Du zahlst doch nicht«, sagte Terry. Sie riss der Mutter den Brief der Agentur blitzschnell aus der Hand, damit sie keine weiteren Informationen herauslesen konnte.
    »Lieschen bezahlt doch«, sagte Terry. Sie nahm Lieschen in den Arm und hob sie leicht hoch. »Bitte, Lieschen«, sagte sie. »Du bezahlst das, nicht wahr. Es war ein Spaß, so etwas wie eine Wette, und dass die Typen auch noch eine Rechnung schicken, hätte ich nicht gedacht.« Sie sah Lieschen schmollend an. »Ich bin schuld«, sagte sie. »Es ist echt meine Schuld.« Terry wusste, dass Lieschen nicht Nein sagen würde.
    Lieschen seufzte neuerdings ein bisschen zu viel. »Ich weiß nicht, wie lange ich noch da sein werde, um deine Dummheiten zu bereinigen«, sagte sie. »Wirst du nie erwachsen?«
    Terry fühlte sich schon sehr erwachsen. Und das alles, das mit der Wohnung und so, war eine reine Erwachsenentat gewesen, das musste wohl jeder zugeben. Nur wurde Terry ständig kontrolliert und dabei ging doch jeder kaputt.
    »Ich brauche ein eigenes Konto«, sagte Terry. »Gebt mir mein eigenes Geld und ihr habt mit mir nichts mehr zu tun.«
    »Das fehlte mir noch«, sagte die Mutter. Sie wollte wohl gerade solche Sprüche anbringen wie Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht …, aber sie sagte nur: »Wer nicht …«, und hörte auf.
    Terry nahm das Unausgesprochene trotzdem auf und sagte: »Wieso eigentlich nicht? Du hast doch auch ein Konto, ohne dass du dafür was tust. Ich jedenfalls arbeite noch in der Schule. Ich jedenfalls.«
    Die Mutter konnte daraufhin kaum etwas antworten und war anscheinend froh, als das Telefon klingelte. Es musste Bernd gewesen sein, denn die Mutter wurde wütend und schrie direkt ins Telefon: »Dann hätte sie besser die Finger davon lassen sollen.« Es schien weiterhin Probleme mit Isabel zu geben.
    Lieschen gab Terry das Geld. Terry küsste die Großmutter ab. »Du bist ein Schatz«, rief sie.
    »Ich weiß nicht recht«, sagte Lieschen. »Ich dachte, es würde mit der Zeit besser gehen, aber es wird immer

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