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Lady Sunshine und Mister Moon

Lady Sunshine und Mister Moon

Titel: Lady Sunshine und Mister Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Andersen
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bei der Beschreibung seiner Mutter den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Das war Katharina, wie sie leibte und lebte. Der Junge musste immer das fünfte Rad am Wagen gewesen sein, wenn sie sich wieder einmal Hals über Kopf in das gestürzt hatte, was sie für Liebe hielt. Wolf dagegen hatte immer unter dem stabilen Einfluss seiner Mutter gestanden, auch wenn seine Teenagerjahre ebenfalls ziemlich verkorkst gewesen waren.
    „Das muss schwer für dich gewesen sein“, meinte Carly ohne Sentimentalität. „Aber deine Mutter sucht sich wenigstens Männer aus, weil sie irgendetwas an ihnen mag. Meine Mom war dreimal verheiratet, um ihre nie enden wollende Lust am sozialen Aufstieg zu befriedigen.“
    Was sollte daran falsch sein? Es schien Wolf um ein Vielfaches sinnvoller, sich einen Mann von Substanz als Partner zu suchen, als dabei wie Katharina vorzugehen – nach dem Motto: „Oh, ich liebe deine Tattoos“.
    Aber er war weder hier, um zu lauschen, noch um sich mit einem Haufen fremder Menschen zu verbrüdern. Am liebsten wäre er umgekehrt und in die Wohnung zurückgegangen, bis all diese Leute weg waren. Es war wichtig, Distanz zu wahren; das hatte er auf die harte Tour gelernt, als er etwa in Niks Alter gewesen war. Und als Wolf achtzehn geworden war, hatte er begonnen, für sich zu bleiben. Das Leben war auf diese Art viel einfacher.
    Trotzdem biss er die Zähne zusammen und ging weiter. Niklaus hatte ihn eingeladen hinunterzukommen, und das würde er seinem Neffen nicht abschlagen. Wenn es unbedingt sein musste, würde er eben freundlich zu den Nachbarn sein. Früher oder später würden sie nach Hause gehen und Niklaus ihm überlassen.
    Sein Neffe war der Erste, der ihn entdeckte, und die Augen des Jungen blitzten auf. „Hey, Onkel Wolf!“, begrüßte er ihn und kam auf ihn zugelaufen, um ihm das Tor zum Poolgelände zu öffnen. „Ich freu mich, dass du gekommen bist. Carly und Treena kennst du ja schon, stimmt’s? Und das sind Treenas Freund Jax sowie Mack und Ellen, die gleich neben ihnen wohnen. Sie haben uns zum Barbecue eingeladen.“
    Mist. In Ordnung, dachte Wolf, das entsprach zwar nicht dem, was er erwartet hatte. Aber er würde immerhin Zeit mit Niklaus verbringen und deswegen wenigstens so tun, als käme er gut mit den anderen klar. Wolf schüttelte die Hände des großen Mannes, den er vorher beobachtet hatte, und die der älteren Dame mit der angenehmen Stimme, die ihn verteidigt hatte. Dann gab er einem kleinen bulligen älteren Mann, der wache Augen und einen Sinn für Ironie besaß, ebenfalls die Hand. Er nickte Treena zu und versuchte, Carly nicht direkt anzusehen, was leichter gesagt war als getan. Sein Blick wanderte nahezu zwanghaft in ihre Richtung, wie eine Kompassnadel, die magnetisch von Norden angezogen wird. Carly trug ein rückenfreies Top, das aussah, als wäre es aus einem Gardinenstoff der Vierzigerjahre geschneidert worden. Es besaß einen herzförmigen Ausschnitt, der ihre üppigen Brüste ganz besonders betonte. Ihr Gesicht war ungeschminkt, was er verdammt unwiderstehlich fand. Plötzlich verspürte Wolf das Verlangen, ihr zu sagen, wie schön sie aussah. Doch bevor er mit etwas herausplatzen konnte, womit er sich fühlte wie der letzte Volltrottel, beeilte er sich zu sagen: „Ich wollte mich bei euch beiden für eure Hilfe letzte Nacht bedanken.“ Obwohl dieser Dank beide Frauen betraf, konzentrierte er seine Aufmerksamkeit auf Treena.
    Sie schenkte ihm ein Lächeln, das ein flaches Grübchen auf ihre Wangen zauberte. „Ich hatte ja zuerst ein paar Bedenken“, gab sie zu. „Aber dann war es doch ganz lustig.“
    „Und Sie schulden ihr noch zwanzig Dollar“, sagte Carly. Sie lächelte nicht.
    Na gut. Letzte Nacht war sie ihm sympathischer erschienen. Als er sich um einen Gesichtsausdruck bemühte, der nicht zu viel von seiner Überraschung preisgab, ergänzte sie in einem freundlicheren Ton: „Treena hat der Toilettenfrau zwanzig Dollar gegeben, damit sie verschwindet. Es scheint mir aber nicht richtig, dass sie diese Ausgaben tragen soll.“
    „Nein. Da haben Sie recht, das sollte sie nicht. Ich kümmere mich darum.“
    „Was habt ihr denn gemacht, Carly?“, fragte Niklaus, und der winzige peinliche Augenblick verflog, als die Frauen von der Ergreifung Bowens berichteten. Sie sparten dabei nicht an dramatischen Details und schmückten die Geschichte mit viel fröhlicher Selbstironie aus, ließen es sogar so klingen, als hätten sie einfach nur Glück

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