Ladys Zirkel: Die Fotografin (German Edition)
ihnen steht.“ Mit diesen Worten drückte sie Linda das Kostüm samt Bluse in die Hand und schob sie behutsam in Richtung Umkleidekabinen, die durch einen kleinen Durchgang an der Rückseite des Verkaufraumes zu erreichen waren. Gleich zu der ersten von drei Kabinen begleitete die Verkäuferin Linda und zog hinter ihr den schweren dunkelroten Vorhang zu.
Etwas überrumpelt sah sich Linda in der geräumigen Kabine um. Dann fiel ihr Blick auf das Kostüm in ihrem Arm. Sehr chic war es mit einer wirklich tollen Farbe. Aber sie fragte sich, ob das wohl ihr Stil war. Nach einem frustrierenden Blick in den großen Spiegel mit Goldrahmen auf ihre Alltagskleidung freute sie sich einfach, einmal etwas Neues auszuprobieren und fing an, sich auszukleiden und die neuen Kleidungsstücke anzuziehen. Der Rock passte wie angegossen, schien aber etwas zu lang zu sein für ihre Beine. Die Bluse, die Frau Harfst ausgewählt hatte, fühlte sich wunderbar zart auf der Haut an. Sie war cremefarben, aus einem seidenähnlichen Stoff und saß einfach perfekt. Als nächstes zog Linda den Blazer über und begutachtete sich im Spiegel. Das Kostüm sah wundervoll aus, mit einem figurbetontem Schnitt. Aber an ihr? Die Stimme der Verkäuferin riss sie aus den Gedanken: “kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein? Stimmt die Größe, oder doch lieber eine Nummer kleiner?“
„ Nein, nein“ erwiderte Linda „warten Sie, ich komme heraus.“ Mit diesen Worten schob Linda den Vorhang zurück und betrat wieder den Verkaufsraum. Die Ladenbesitzerin stand schon neben einem großen Spiegel und musterte sie kritisch: „hm, ja sehr chic. Passt auch ganz gut“ dabei zupfte sie ein bisschen am Blazer herum, bis er ihrer Meinung nach besser saß „na ja, der Rock ist etwas zu lang, den müsste ich kürzen“. Nachdenklich betrachtete sie Linda noch einmal und sagte dann entschlossen: „aber irgendwie scheinen Sie sich nicht richtig wohl zu fühlen oder trügt mein Eindruck?“ Erleichtert, dass Frau Harfst es bemerkt hatte, erwiderte sie: “es ist wunderbar, das Kostüm, aber ich fühle mich ein bisschen overdressed. Es müsste auch etwas praktischer sein, was ich trage. Ich möchte gerne auch Fotos in der Umgebung an besonderen Orten von Kunden machen. Da muss meine Kleidung schon flexibler und einsatzfreudiger sein, so wie ich.“
„Ah ja, da haben wir ja doch etwas Spezielles an Ihnen, was Sie von anderen abhebt. Und wenn Sie selbst eine kleine Tochter haben, liegt es Ihnen ja vielleicht auch, Kinder gekonnt in Szene zu setzen. Sie haben ganz Recht, Ihre frische Art sollte natürlich auch im Outfit wieder zu finden sein. Und Sie sollten, auch wenn Sie chic gekleidet sind, jederzeit mit dem Fotografieren loslegen können. Also sollten wir schon mal statt des Rocks auf eine Hose setzen. Mit einem klassischen Schnitt in strapazierfähigem dunkelgrau. Hier hätte ich schon mal so etwas“ währenddessen suchte Frau Harfst in einem Stapel grauer Hosen nach der richtigen Größe für Linda. „Dazu nehmen wir die Bluse, die Sie bereits tragen, die steht Ihnen wirklich klasse. Und für die frische Farbe würde ich diesen Cardigan in maigrün vorschlagen. Grau bewirkt, dass andere Farben besser strahlen, wenn man sie kombiniert. Das probieren sie doch mal über.“
Wieder fand Linda sich mit einem Arm voller Kleidungsstücke in der Umkleidungskabine. Dort schlüpfte sie aus Blazer und Rock und zog die Hose und den Cardigan über. Beides war von der Fachfrau in der richtigen Größe gewählt und saß super. Mit einem Lächeln auf den Lippen und einem sichtbar besseren Gefühl betrat Linda wieder den Verkaufraum und betrachtete sich zusammen mit Frau Harfst im Spiegel.
„Na, passt doch besser zu Ihnen, oder? Wenn S ie es etwas unauffälliger und klassischer brauchen, tragen sie einfach einen dunklen Blazer statt des Cardigans dazu. Und für ein Geschäftsessen würde ich dazu einen dunklen Trenchcoat, halbhohe Pumps und ein Accessoire in dem gleichen Grün empfehlen.“
Fasziniert schaut e Linda sich im Spiegel an und konnte sich genau vorstellen, wie das Outfit in den anderen Variationen aussehen könnte. Aber im Hinterkopf machte sie sich schon wieder Sorgen. Sie befürchtete, dass sie sich diese exklusiven Klamotten niemals leisten könnte, auch mit Gutschein nicht. Zaghaft sagte sie schließlich zu der Verkäuferin: „Es ist richtig schön. Ich fühle mich sehr wohl darin. Aber ganz ehrlich, ich befürchte, dass es zu teuer für mich
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