Ladys Zirkel: Die Fotografin (German Edition)
fast rituell. Das half ihr sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Während sie ihre To-do- Liste schrieb, schaltete sie ihren PC an und während dieser hochfuhr, ging sie in die kleine Küche, die an ihr Büro anschloss, und bereitete sich den ersten Kaffee des Tages zu. Er war der erste von Vielen, die im Laufe des Tages folgen sollten. Das schwarze Gold war für Kim absolutes Genussmittel und ihr kleiner Kick, um den ganzen Stress ihres Jobs zu bewältigen. Am liebsten trank sie einen bestimmten Biokaffee aus Brasilien, den sie sich als ganze Bohnen bei Contigo, einem Geschäft für Faires Handeln, kaufte. Und den Ersten des Tages veredelte sie noch zusätzlich mit einem Hauch Haselnussaroma und etwas Sahne.
So gestärkt ging sie die neu eingetrudelten E-Mails durch, beantwortete, was schnell zu verrichten war und ergänzte ihre Liste um die Mails, die in Ruhe erledigt werden mussten.
Am heutigen Tag, nach ihrem Tages-Beginn-Ritual, nahm sie sich Punkt eins ihrer Liste vor: Immobilie in der Kaiserstraße/ Besitzer?
Sie griff zum Telefonhörer und wählte aus dem Speicher die Nummer von Stefan Bolten, seines Zeichens Immobilienmakler in Hamburg und seit ungefähr drei Jahren ein guter Freund von Kim. Oder eigentlich mehr von ihrem Mann Glenn. Kennen gelernt hatten sich die beiden im Tennisverein und waren unerbittliche Gegner, die sich einige hitzige Duelle lieferten. Irgendwann wurde Stefan dann zu den Geburtstags- und Sommerpartys, die sie gerne zu Hause veranstalten, eingeladen. Und mit der Zeit bemerkte Kim, dass hinter Stefans oberflächlicher Fassade und seinem schnöden Auftritt doch ein ganz netter Kerl steckte. Anfangs war sie schon sehr irritiert gewesen über seine unverblümte Ehrlichkeit und seine Art, jedem ohne mit der Wimper zu zucken seine ungeschönte Meinung ins Gesicht zu sagen. Mittlerweile hatte sie ihn sogar schätzen gelernt, vor allem, dass man sich auf ihn immer verlassen konnte. Seine äußerliche Arroganz führte allerdings bei ihm zu einem rasanten Umsatz an Frauenbekanntschaften.
Als nach dreimaligem Durchwahlton Stefans sonore Stimme zu vernehmen war, fragte Kim auch gleich als Erstes nach seiner Begleitung des letzten gemeinsamen Kinobesuchs, worauf er zunächst ein resigniertes Seufzen von sich gab. Dann erzählte er Kim, dass sie auf dem Weg vom Kino nach Hause noch eine Diskussion über die Vorzüge von Angelina Jolie hatten und ihre letzten Worte, bevor sie in ein Taxi stieg und davon brauste, in etwa „wenn du so sehr auf stolze und unabhängige Frauen stehst, dann geh’ doch noch mal ins Kino und mach’s dir selbst“ waren.
In der Pause, die nach seinen Worten entstand, musste Kim sich arg zusammenreißen, nicht laut los zu lachen. Ein verhaltenes Glucksen konnte sie sich allerdings doch nicht verkneifen, als sie sich die Szene bildlich vorstellte. Bevor sie sich irgendeinen schlauen Kommentar überlegen konnte, kam Stefan ihr zuvor. “Ja, ja“ klang es mit leicht angesäuerter Stimme aus dem Telefonhörer „amüsier dich ruhig auf meine Kosten. Immer werde ich missverstanden“, fügte er in einem beleidigten Tonfall hinzu.
Kurz überlegt e Kim, ob er nun wirklich verletzt war, da hörte sie sein heiteres Lachen von der anderen Seite der Leitung. Mit einem Schmunzeln in der Stimme meinte er: „ich fasse es nicht, das es Frauen mit so wenig Selbstvertrauen gibt, dass sie sogar auf irgendwelche Schauspielerinnen eifersüchtig sind. Na egal, irgendwann finde ich schon noch so eine klasse Frau wie dich.“
Lässig überhört e Kim die kleine Charmoffensive von Stefan und kam lieber gleich zu ihrem Anliegen.
Sie erzählte ihm von dem kleinen Laden in der Königstraße und um den geheimen Zirkel auch geheim zu belassen, gab sie vor, sich im Auftrag einer Kundin für ihn zu interessieren, was ja im weitesten Sinne auch irgendwie stimmte. Sie nahm ihm das Versprechen ab, sich möglichst schnell darum zu kümmern, aber im Angebot seiner Agentur war das Geschäft leider nicht. Mit seiner typischen nonchalanten Art beendete Stefan das Gespräch mit der Zusage, dass, wenn der Laden zu verkaufen oder vermieten wäre, er mit Sicherheit herausbekommen würde, von wem und zu welchem Preis. „Typisch“, dachte Kim bei sich. Aber mittlerweile wusste sie, dass Stefan zwar gerne etwas dick auftrug, aber das dann auch halten konnte und sich selten überschätzte. Immer wieder fiel ihr auf, wie ähnlich Stefan ihrer Zirkelpartnerin Yvette Solmar war.
Froh, dass die Suche nach dem
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