Längst vergangen: Thriller (German Edition)
nur einen Gefallen. Ich kann sie auch behalten, wenn Sie das möchten.«
Ich greife nach der Waffe.
Als meine Hand das Metall berührt, höre ich ein leises Zischen, dann ein lautes Knacken wie von einem zerbrechenden Zweig. Nolan fällt vornüber, und etwas Nasses schlägt mir ins Gesicht.
Ich schließe die Augen und trete zurück.
Die Waffe fällt zu Boden.
Als ich wieder hinsehe, liegt Nolan mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Ein Arm ist unter ihm eingeklemmt, der andere zuckt ausgestreckt im Dreck. Die linke Seite seines Kopfs ist offen, und Blut spritzt in alle Richtungen.
Ich trete noch einen Schritt zurück, ohne mich von dem Anblick losreißen zu können.
Mein Mund steht offen, aber es kommt kein Ton heraus.
Ich höre nur den Wind.
– 25 –
Ich sehe auf meine Hände hinunter. Sie sind voller Blut. Blut auf meiner Kleidung und im Haar. Ich spüre es auf meiner Haut und schmecke es im Mund.
Mein Herz schlägt gegen meine Rippen, und meine Beine brennen unter mir. Jeder Instinkt in mir sagt mir, ich soll rennen, aber ich kann nicht.
Ich trete einen Schritt von dem Blut zurück, dann sehe ich, wie sich eine dunkle Gestalt hinter einen Baum duckt.
Ein Schatten, der zwischen Schatten huscht.
Er kommt näher.
Ich falle neben Nolans Leiche nieder und versuche zu fokussieren. Der Wind ist laut, aber mein Atem geht noch lauter. Ich halte ihn an und lausche nach Schritten, die über den Parkplatz zum Wagen kommen, aber da ist nichts. Das macht mir am meisten Angst.
Ich spüre etwas Nasses unter mir und als ich hinabsehe, merke ich, dass ich in Nolans Blut knie. Ich will aufstehen, aber dann halte ich inne, bücke mich und durchsuche seine Jackentaschen. Ich finde Zigaretten und ein Feuerzeug, werfe sie weg und suche weiter.
Schließlich umschließt meine Hand einen kalten Metallschlüssel ring. Ich ziehe ihn heraus, dann steige ich über Nolan und klettere auf den Fahrersitz seines Wagens.
Meine Hände zittern, und es dauert eine Minute, bis ich den Schlüssel finde. Alle paar Sekunden sehe ich hoch und suche denPark nach einer Bewegung ab, aber alles, was ich sehe, sind Bäume und Schatten.
Ich starte den Motor, lege den Gang ein und gebe Gas.
Der Wagen torkelt vorwärts.
Ich reiße das Lenkrad herum, schleudere Steinchen und Dreck hoch, dann steuere ich schnell auf den Ausgang zu. Zweige schlagen ans Fenster, als ich an einem Baum vorbeischramme. Ich brülle und will mich mit Gewalt bremsen, aber ich schaffe es nicht.
Das Adrenalin macht es unmöglich.
Sobald ich den Park verlassen habe, prüfe ich mit einem Blick in den Rückspiegel, ob ich verfolgt werde. Nein. Und je weiter ich mich vom Park entferne, desto mehr entspanne ich mich.
Aus Gewohnheit biege ich nach Süden ab, Richtung Uni und nach Hause. Nach mehreren Blocks fällt mir ein, dass ich voller Blut bin und einen gestohlenen Streifenwagen fahre.
Nach Hause zu fahren, ist eine schlechte Idee.
Ich biege in eine Nebenstraße ein und parke in einer Gasse, weg vom Licht. Ich beuge mich vor und lasse den Kopf auf dem Lenkrad ruhen. Mein Magen dreht sich um, und Übelkeit steigt auf. Ich schlucke und versuche, es zu unterdrücken, aber es nützt nichts.
Ich halte mich am Türgriff fest und lehne mich hinaus.
Es kommt nichts außer galligen Speichelfäden.
Ich lasse die Tür auf, spüre die kalte Luft auf meiner Haut und versuche, mir meinen nächsten Schritt zu überlegen. Ich weiß nur, dass ich von der Straße weg muss, aber ich kann nicht nach Hause, und ich kann definitiv nicht zur Polizei gehen.
Das lässt mir nur eine Wahl.
Ich spüre meinen Puls durch den Kiefer pochen und wie ich die Zähne zusammenbeiße. Langsam öffne ich den Mund, dann lehne ich den Kopf zurück, bis die Spannung weg ist, bevor ich die Gasse verlasse und Richtung Westen fahre, zurück zum Speicherbezirk.
– – –
Das Tor ist geschlossen, also parke ich auf dem Grundstück vis-à-vis und schalte den Motor aus. Ich steige nicht sofort aus. Vielmehr sehe ich zum Licht hoch, das aus dem Fenster im ersten Stock kommt, und überlege, was ich Gabby erzählen soll. Ich werde ihm die Wahrheit sagen, aber nach unserem früheren Gespräch zweifele ich, ob er mir glaubt, und ich bin sicher, dass er sich nicht freut.
Ich überquere die Straße zu Gabbys Haustür und drücke auf die schwarze Klingel an der Wand.
Ich warte.
Keiner antwortet, also trete ich auf den Gehweg und sehe zum ersten Stock hinauf. Das Licht brennt, also ist er zu Hause. Muss er
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