Längst vergangen: Thriller (German Edition)
unwillkürlich.
»Ist irgendwas lustig?«
Ich hebe die Hand und sage: »Seit der Nacht, in der das passiert ist, habe ich rauszufinden versucht, wer das war. Ohne Erfolg.«
»Dann können wir uns wohl gegenseitig helfen.«
»Sie hören mir ja nicht zu«, sage ich. »Ich weiß weder wer das war noch den Grund. Sonst hätte ich denjenigen schon aufgespürt.«
»Mr. Reese.«
»Ich bin alle Personen, die ich jemals gekannt habe, durchgegangen, und nichts ergibt einen Sinn.« Ich schüttele den Kopf. »Ich wüsste nicht, warum ich mit der Suche von vorn anfangen sollte.«
Briggs wendet sich stirnrunzelnd an Hull, dann wieder mir zu und sagt: »Ich fürchte, Sie verstehen nicht. Wir wissen bereits,
wer
er ist. Das Problem ist herauszufinden,
wo
er ist. Darum brauchen wir Ihre Hilfe.«
Diesmal lächele ich nicht.
»Sie wissen, wer er ist?«
»O ja«, sagt Briggs. »Und er stammt nicht aus Ihrer Vergangenheit, Mr. Reese. Sondern aus der Ihrer Frau.«
– 32 –
»Sie haben einen Fehler gemacht.«
Briggs ignoriert mich. Er hebt noch eine Mappe auf, öffnet sie und entnimmt ihr mehrere Fotos. Er hält den Stapel hoch, sodass ich ihn sehen kann, dann breitet er die Fotos auf dem Tisch aus, eines nach dem anderen.
Ich gehe näher heran.
Die Fotos, alle heimlich durchs Fenster aufgenommen, zeigen Diane am Steuer ihres Wagens oder zu Fuß auf unserer Straße.
Ich gehe sie durch und versuche die Tränen zu ignorieren, die mir in die Augen treten. Als ich genug gesehen habe, schaue ich zu Briggs hoch und frage: »Was soll denn das alles?«
»Es geht natürlich um Ihre Frau und um Sie.«
Ich starre ihn an, sage nichts.
»Mr. Reese, ich habe mehrere Jahre mit Ihrer Frau zusammengearbeitet. Sehen Sie, ich bin so was wie ein Kunstliebhaber, und in ihr fand ich eine wertvolle Quelle für den Aufbau meiner Sammlung.«
»Sie waren ihr Kunde?«
»Ein sehr guter, möchte ich behaupten.« Briggs nimmt eines von den Fotos, betrachtet es kurz, dann lässt er es wieder auf den Tisch fallen. »Wir haben einander vertraut, und das ist wichtig, wenn es um schwer aufzufindende Objekte geht.«
»Schwer aufzufindende?«
»Objekte, die nicht unbedingt legal sind.«
»Ich verstehe nicht.«
»Kunstwerke von einer Liste, die im Krieg vermisst, als gestohlen oder verloren gemeldet wurden«, sagt er. »Ich finde sie, sammele sie, dann verkaufe ich sie weiter. Das ist ein ziemlich lukratives Steckenpferd.«
»Das wusste ich nicht.«
Briggs runzelt die Stirn. »Das überrascht mich. Ihre Frau war für mich eine Art Expertin auf dem Gebiet.«
»Wollen Sie damit sagen, dass Diane mit gestohlener Kunst handelte?«
»Nicht ausschließlich natürlich, aber ja, wenn sich die Gelegenheit bot, dann schon.«
Ich nicke und versuche, nicht zu lachen.
Diane doch nicht!
Briggs redet weiter. Ich kann nicht akzeptieren, was er sagt, aber ich höre zu und stöbere in den Fotos auf dem Tisch. Eines davon fällt mir ins Auge, und ich hebe es auf.
Es ist nichts Besonderes, nur ein Foto, das Diane auf einer belebten Straße zeigt. Ihr Haar ist zurückgebunden und über den Schultern zu einem losen Knoten geschlungen. Sie sieht frisch und munter aus und blickt stur geradeaus.
Ihr vertrauter Gesichtsausdruck berührt mich schmerzlich. Als ich mit dem Finger über das Bild fahre, intensiviert sich der Schmerz in meiner Brust. Ich konzentriere mich darauf und bin dankbar, dass er noch da ist.
Aus weiter Ferne höre ich Briggs sagen: »Aber das war vor diesem letzten Vorfall. Jetzt haben sich die Dinge leider geändert.«
»Was für ein Vorfall?«
Briggs starrt mich an. »Sie hat nichts davon mit Ihnen besprochen?« Bevor ich antworten kann, fragt er: »Mr. Reese, wie viel wissen Sie über das Geschäft Ihrer Frau?«
»Sie war Kunsteinkäuferin. Sie hat halbtags in einer Galerie in der Stadt gearbeitet.«
»Ist das alles, was Sie wissen?«
»Was gibt es denn noch?«
»Mehr als Sie vielleicht denken«, sagt er. »Haben Sie gewusst, dass sie mit Ihrem Vater zusammengearbeitet hat?«
Diesmal lache ich.
»Diane ist meinem Vater nie begegnet. Er starb wenige Wochen, bevor ich sie kennengelernt habe.« Ich will das Foto auf den Tisch zurückwerfen, aber ich ändere meine Meinung und behalte es. »Sie haben sich geirrt.«
Briggs zieht einen Zettel aus der Aktentasche und gibt ihn mir.
Ich sehe ihn und sage: »Ich weiß nicht, was das ist.«
Ich versuche, ihn zurückzugeben, aber er nimmt ihn nicht.
»Das ist eine Kopie von einem
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