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Laennaeus, Olle

Laennaeus, Olle

Titel: Laennaeus, Olle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das fremde Kind
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... und ob wir das wussten.»
    «Galt das auch für meine Mutter?»
    Torstensson schaut ihn verwundert an.
    «Signe?»
    «Nein, Agnes, Agnieszka Stankiewic,
die vor vierzig Jahren spurlos verschwunden ist.»
    Der alte Mann springt förmlich auf.
    «Was zum Teufel wollen Sie damit sagen?»
    Er öffnet den Putzschrank, aus dem
ein verstaubter Handfeger auf den Boden fällt, und plötzlich steht er da auf dem
Flickenteppich in der Küche und richtet eine doppelläufige Schrotflinte auf sie
beide. Es knackt, als er die Sicherungssperre löst.
    «Zum Teufel, Tore! Immer mit der Ruhe»,
bricht es aus Palander heraus.
    Beide nehmen die Hände hoch, wie im
Film. Vollständig überrascht von der plötzlichen Wendung und voller Todesangst.
Torstenssons Ohren sind rot vor Wut. Aber es ist der schroffe, kontrollierte Ton,
der ihnen am meisten Angst macht.
    Er heftet seinen Blick auf Konrad,
während er seine Drohung ausspricht:
    «Ihr habt zehn Sekunden, um mein Haus
zu verlassen. Und wenn ihr dann nicht weg seid, muss ich, verdammt nochmal, auch
noch die Küche neu streichen!»
     
    Es dauert eine ganze Weile, bis sich sein Puls wieder beruhigt
und das eisige Gefühl in der Magengegend nachgelassen hat. Palander fährt langsam
zurück in Richtung Tomelilla. Er sieht blass aus. Konrad spürt, wie ihm das Hemd
am Rücken klebt.
    «Meine Güte, was hat der uns für einen
Schrecken eingejagt!»
    «Ich hab wirklich gedacht, er würde
losballern ...»
    «Wo zum Teufel hat er nur die Knarre
her? Hätte die Polizei sie nicht beschlagnahmen müssen?»
    «Er muss noch eine versteckt gehabt
haben. Teufel nochmal, was für ein alter Stinkstiefel!»
    Sie sitzen lange Zeit schweigend im
Auto, und es ist, als hätte der Schock Palander zu einem besseren Fahrer gemacht.
Das Ruckartige ist verflogen. Der Citroen tuckert friedlich auf der Landstraße dahin.
    «Glauben Sie, dass er noch mehr weiß?»,
fragt Palander. «Über Herman und Signe, meine ich?»
    Konrad denkt nach. Torstensson schien
ohne Zweifel eine Art Sympathie für sie zu empfinden. Schließlich ist sein Zorn
erst mit ihm durchgegangen, als Konrad Agnes erwähnt hat.
    «Schwer zu sagen. Die Frage ist vielleicht
eher, ob er eine Ahnung davon hat, was meiner Mutter zugestoßen ist. Ob er weiß,
was mit Agnes geschehen ist.»
    Örjan Palander nickt zustimmend.
    «Irgendetwas an der Sache ist faul.
Etwas, dessen Wurzeln in der Vergangenheit liegen.»
    «Mm ... Dann gilt es schlichtweg, dem
auf den Grund zu gehen.»
    «Follow the money», murmelt Palander
leise vor sich hin.
    «Deep Throat», entgegnet Konrad. «Aber
ich glaube kaum, dass wir irgendwelchen Spuren in Sachen Geld folgen müssen. Eher
Blutspuren.»
    Er lehnt sich zurück und schließt die
Augen. Hört das Motorengeräusch durch die offene Seitenscheibe, spürt den Wind im
Gesicht, kann die Abkühlung jedoch nicht genießen. Wenn er nur wüsste, wo in diesem
Gewirr von Spuren er anfangen sollte zu suchen. Es ist, als ob der gesamte Ort,
jeder Mensch, dem er begegnet, jedes Gebäude, das er betritt, und jeder Platz,
an den er kommt, den Anfang eines langen, verschlungenen Pfades in das Leben, das
einmal seines gewesen war, vor ihm verbirgt.
    «Ich muss an das denken, was auf dem
Zettel stand», sagt Palander. «Daran, dass sie die Pistole erst nach dem Mord an
Herman und Signe bekommen haben. Wie zum Teufel soll man herausfinden, wer ihn geschrieben
hat?»
    Konrad erwidert nichts.
    «Wie zum Teufel soll man wissen, ob
es stimmt...?»
    «Es gibt allerdings noch eine andere
Möglichkeit», sagt er dann. «Stellen Sie sich vor, Tore Torstensson lügt. Und Feriz
und Sali hatten gar keine Pistole bei sich, sodass Torstensson die beiden vorsätzlich
erschossen hat. Es kann ja durchaus jemand die Luger im Nachhinein in den Brunnen
geworfen haben.»
    Der Gedanke war Konrad schon öfter
gekommen. Es wäre eine Möglichkeit. Dass Hermans und Signes Mörder auf die Idee
kam, den beiden Jungs die Schuld in die Schuhe zu schieben, nachdem er von dem Schussdrama
in Onslunda erfahren hat.
    «Aber wie erklären Sie dann, dass die
Polizei Feriz' Fingerabdrücke an der Waffe gefunden hat?»
    Palander zuckt mit den Achseln, diesmal
ohne das Steuer loszulassen.
    «Unter den Albanern geht das Gerücht,
dass die Polizei die Pistole in den Brunnen geworfen hat», sagt er.
    «Glauben Sie daran?»
    «Keine Ahnung, was man überhaupt noch
glauben soll.» Konrad schweigt. Er denkt an Fatima. Aber er sagt nichts.
    Ganz sicher hatten Feriz und Sali

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