Laennaeus, Olle
anbehalten,
und sie folgen seinem Beispiel. Durch eine halb geöffnete Schlafzimmertür ist ein
ungemachtes Bett zu erkennen. Den Küchentisch ziert ein rotkariertes Wachstuch,
und auf der Spüle liegt ein Brett mit einem Brot und einem Stück geräuchertem Speck
drauf.
«Setzen Sie sich.»
Ohne zu fragen, schenkt er Kaffee aus
einer Blechkanne aus, die zum Warmhalten auf dem Herd gestanden hat. Sie trinken
vorsichtig aus ihren Tassen. Der Kaffee ist lauwarm und voller Gerbsäure.
«Kannten Sie sie?», fragt Konrad vorsichtig.
«Ich meine, Herman und Signe?»
Torstensson schlürft aus seiner Tasse
und macht eine unbestimmte Schulterbewegung.
«Flüchtig von früher ... nicht näher.
Aber sie haben nicht um das gebeten, was sie bekommen haben.»
«Nein», entgegnet Konrad. «Ganz bestimmt
nicht.»
«Sie waren anständige Menschen», sagt
der Alte mit Nachdruck in der Stimme, als hätte jemand das Gegenteil behauptet.
«Ja, das waren sie.»
Torstensson schnaubt und sieht aus
dem Fenster. Konrad fällt ein, dass er bestimmt zehn Jahre jünger sein muss als
Herman und Signe.
«Sie waren gute Menschen. Ziemlich
unauffällig. Viele haben schlecht über sie geredet. Aber ich hab mich da rausgehalten.»
«Erzählen Sie, was passiert ist, als
diese Albanerjungen herkamen», fordert Palander ihn unerwartet auf.
Der Blick des Alten verdüstert sich.
«Ich hab ihnen die Hirne weggeblasen,
das ist passiert. Genau, wie sie es verdient haben!»
Er stellt die Tasse mit einem Klirren
auf der Untertasse ab, stützt die Ellenbogen auf den Tisch und blickt verdrießlich
drein.
«So müsste man es mit dem gesamten
Haufen machen. Ihnen die Schädel wegballern. Wer zum Teufel hat sie eigentlich
gebeten herzukommen? Schmarotzen bei ehrenhaften Bürgern. Und überfallen einen
alten Mann in seinem eigenen Haus. Sozialhilfeempfänger und Banditen, raus mit den
Scheißkerlen!»
Torstensson greift sich keuchend an
die Brust und sinkt nach seinem Ausbruch zurück gegen die Lehne seines Stuhls. Konrad
befürchtet einen Augenblick lang, er hätte eine Herzattacke erlitten. Doch dann
ergreift der Alte seine Kaffeetasse mit einer Hand, die vor Wut zittert. Lässt sie
dabei nicht aus den Augen.
«Früher haben wir diesen Abschaum von
unserem Ort ferngehalten. Da wussten die Leute, was zu tun war. Da wusste man, wie
man mit ihnen umzugehen hatte. Aber jetzt traut sich keiner mehr, den Mund aufzumachen.
Als sie versucht haben, das Pack aus Sjöbo fernzuhalten, gab es 'nen Riesenaufstand.»
Konrad spürt Palanders Knie unter dem
Tisch gegen das seine stoßen. Er weiß, was es zu bedeuten hat. Sagen Sie nichts.
Lassen Sie ihn weiterreden.
Aber der Alte scheint sich wieder beruhigt
zu haben.
«Was haben Sie da nochmal gesagt, dass
die beiden Herman und Signe erschossen haben?»
Palander führt langsam und etwas umständlich
die Geschichte mit der Luger im Brunnen aus. Berichtet von den Patronen in Hermans
und Signes Geräteschuppen. Und von den Kontrollschüssen der Polizei mit der sichergestellten
Pistole, bei denen dieselben Spuren an der Munition hinterlassen wurden, die man
auch in den Bleikugeln gefunden hat, die die Eheleute Jönsson töteten.
«Das ist ja ungeheuerlich!»
Es klingt, als hätte Torstensson nie
zuvor davon gehört.
«Die Staatsanwältin hat Sie doch auf
freien Fuß gesetzt, weil Sie in Notwehr geschossen haben. Haben Sie denn die Pistole
in der Hand des Albaners gesehen?», fragt Palander.
«Da können Sie aber Gift drauf nehmen!
Hätte der Größere von beiden mich nicht mit seinem Brecheisen erschlagen, dann
hätte der andere mich erschossen. Als ich gesehen hab, wie er die Pistole aus dem
Hosenbund zog, blieb mir nichts anderes übrig, als das Feuer zu eröffnen. Und es
war, verdammt nochmal, ein herrlicher Anblick, wie die beiden davonflogen, das können
Sie mir glauben!»
Er schiebt angriffslustig das Kinn
vor und mustert seine Gäste, als suche er nach einem Grund, seinen Zorn gegen sie
zu richten.
Plötzlich kann sich Konrad nicht länger
zurückhalten. Während des gesamten Gesprächs hat er sich gezwungen, seine Emotionen
zu unterdrücken. Das saure Aufstoßen aus dem Mund des Alten zu schlucken. Das Pack.
Der Abschaum. Die Kanaken. Aber letztlich ist er es, an dem dieser alte Despot
seinen Zorn auslässt.
Konrad spürt, wie sich seine Kiefermuskeln
anspannen.
«Sie sagen, dass Sie früher dafür gesorgt
haben, den Abschaum fernzuhalten. Und wussten, wie man mit ihnen umzugehen hatte.»
«Oh ja
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