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Laennaeus, Olle

Laennaeus, Olle

Titel: Laennaeus, Olle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das fremde Kind
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Stücken angeboten.
Und Signe, sie konnte ziemlich fordernd sein, so bescheiden sie auf den ersten Blick
auch wirkte.»
    «Haben sie das?»
    «Ja, und zwar umgehend. Signe lag es
sehr am Herzen. Ich weiß noch genau, wie sie mit Herman im Schlepptau im Sozialamt
auftauchte und ihr Anliegen vortrug.»
    «Haben sie denn nie einen Grund dafür
genannt, warum ihnen so daran gelegen war, sich um mich zu kümmern?»
    «Na ja, wahrscheinlich hat nie jemand
gefragt. Und wenn ich ehrlich bin, waren wir froh, dass es überhaupt jemanden gab,
der bereit war, sich um Sie zu kümmern. Ansonsten hätten Sie ins Waisenhaus gemusst,
und diese Alternative ist nie erfreulich.»
    Der Löffel schabt gegen das Porzellan,
als sie ihren Kaffee umrührt.
    «Inwieweit haben Sie die Angelegenheit
... weiterverfolgt?»
    «Nicht besonders intensiv», antwortet
sie. «Soweit ich es mitbekommen habe, schien es ja zu funktionieren. Jedenfalls
hat keiner geklagt. Und wir hatten keinen Grund, etwas anderes anzunehmen, als
dass alles in Ordnung war. Natürlich war klar, dass Klas ein richtiger Taugenichts
war. Aber das hatte ja nicht unmittelbar etwas mit Ihnen zu tun. Außerdem war er
ja so viel älter als Sie. Und Herman und Signe, sie waren in gewisser Weise Eigenbrötler,
sodass man keine dauerhafte Verbindung zu ihnen aufbauen konnte. Wir haben ein
paar Folgegespräche geführt, aber das war alles.»
    Sie wird still und blinzelt ihn an,
als versuche sie zu ergründen, ob er sie möglicherweise anklagt.
    «Haben Sie darüber nachgedacht, wer
es gewesen sein könnte, der sie umgebracht hat?», fragt Konrad.
    Gudan fährt zusammen.
    «Wie in Gottes Namen soll ich das wissen
können?»
    Konrad sieht ein, dass sie recht hat.
Wie sollte sie als alleinstehende alte Frau, die mit Sicherheit keinen ausgiebigen
Kontakt zu anderen Menschen mehr pflegt, das auch wissen können? Das Getratsche
aus dem Ort dringt ganz bestimmt nicht ungehindert durch die dicken Gardinen und
heruntergelassenen Jalousien zu ihr hinein. Vielleicht ist er selbst derjenige,
der in falschen Bahnen denkt. Seit dem Zeitpunkt, an dem er nach Hause zurückkehrte,
ist er davon ausgegangen, dass irgendeine Verbindung zur Vergangenheit besteht.
«Nach Hause»? Konrad fühlt sich in seinen eigenen Gedanken ertappt. Seit wann ist
dieser Ort für ihn ein Zuhause?
    Vor sich sieht er Spuren im Wüstensand.
Ein kräftiger Wind streicht über die Sanddünen, und langsam, aber unerbittlich
werden die Abdrücke wieder eingeebnet. Er folgt ihnen in entgegengesetzter Richtung
mit dem Blick, so weit es geht. Auf mehr als der halben Strecke bis hin zum Horizont
sind sie verschwunden. Die Wüste liegt unberührt da.
    Vielleicht sehe ich nur eine Luftspiegelung,
denkt Konrad. Vielleicht hat es niemals irgendwelche Fußspuren gegeben, denen man
folgen konnte. Zwei Schüsse in den Nacken; die beiden albanischen Jungs können es
sehr wohl getan haben. Oder jemand anderes, der zufällig von Hermans und Signes
unerwartetem Lottogewinn erfahren hat.
    Doch dann wandern Konrads Gedanken
zu Fatima. Er muss herausfinden, mit wem ihr Bruder telefoniert hat.
    «Kommen Sie!», fordert Gudan ihn plötzlich
auf und reißt ihn aus seinen Überlegungen.
    Zu seinem Erstaunen ergreift sie ganz
sachte seine Hand. Er folgt ihr gehorsam ins Wohnzimmer. Ihre Hand fühlt sich weich
an, als hätten die Jahrzehnte alle Schwielen weggeschliffen und lediglich dünne
seidenweiche Haut hinterlassen. Aber sie ist immer noch größer als er.
    Auf einem massiven Sekretär steht eine
ganze Reihe Fotografien. Sie knipst die Deckenlampe an, damit er besser sehen kann.
Es sind alte Schwarz-Weiß-Fotos und ausgeblichene Farbfotos, alle in dekorativen
Rahmen. Für Konrad lauter unbekannte Gesichter. Die Menschen lachen, lächeln oder
blicken etwas steif in die Kamera, aber sie sagen ihm absolut nichts.
    «Das hier ist Kurt», erklärt Gudan
geheimnisvoll und nimmt eines der Porträts zur Hand.
    Das Bild in dem schlichten Goldrahmen
zeigt einen Mann, der zwischen vierzig und fünfzig sein muss. Es ist ein Porträt,
das in einem Atelier aufgenommen zu sein scheint. Der Mann wirkt etwas steif im
Rücken, als hätte ihn jemand aufgefordert, still zu sitzen. Er sieht den Fotografen
mit klaren blauen Augen direkt an. Sein Haar ist blond und füllig und etwas gewellt;
an den Schläfen geht es in üppige Koteletten über.
    «Kommissar Kurt Nilsson», verdeutlicht
Gudan mit einem stolzen Lächeln.
    Konrad schaut die alte Frau einen Augenblick
lang

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