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Laennaeus, Olle

Laennaeus, Olle

Titel: Laennaeus, Olle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das fremde Kind
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besinnungslose Wut, die in Konrad
aufgewallt war, war verschwunden. Und die Angst, die ihn danach ergriffen hat, durch
absolute Leere ersetzt. Es kam ihm vor, als wäre sein gesamtes Inneres ausgehöhlt,
sodass nur noch eine äußere Hülle übrig blieb.
    Als er die Treppe hochstieg, um die
Reisetasche an sich zu nehmen, legte Signe ihm schließlich eine Hand auf die Schulter.
    «Es ist nur zu deinem Besten, Konrad»,
sagte sie mit unglücklicher Stimme. Er hat sie angesehen.
    «Klas liegt oben im Bett. Er hat ziemliche
Schmerzen. Sobald er dich zu sehen bekommt, wird er dich wahrscheinlich totschlagen.»
    Konrad griff nach der Reisetasche.
    Als er Signe schon den Rücken zugewandt
hatte, erblickte er ein Gesicht hinter dem Küchenfenster. Es war Herman. Er stand
vollkommen unbeweglich dort drinnen. Konrad ahnte, wie betrübt er war. Dann hob
er sachte die Hand, als würde er am Bahnhof jemandem zum Abschied zuwinken.
    Die letzten Worte, die Konrad von Signe
gehört hat, waren ein Seufzer und ein schwaches Murmeln.
    «Wird es denn niemals gesühnt werden
...»
    Der Griff der schweren Reisetasche
schnitt ihm ins Fleisch, aber es kümmerte ihn nicht. Ohne zu zögern schleppte Konrad
sein Gepäck zum Bahnhof, fest entschlossen, sich in den erstbesten Zug zu setzen
und niemals wieder zurückzukehren.
     
    D er herrenlose
Hund verfolgt ihn in Gedanken immer noch, als er schließlich bei Klas' Haus ankommt.
Es ist eine dürftige Unterkunft, die in einiger Entfernung zum nächsten Nachbarn
unter dichten Kiefern liegt. Graues Eternit, als wäre es erblich. Obwohl das Haus
kleiner ist als Hermans und Signes.
    Konrad bleibt stehen und zögert erneut.
Er hat diesen Besuch mehrere Tage lang vor sich hergeschoben, weiß aber, dass er
ihn absolvieren muss, um weiterzukommen. Er steckt voller böser Vorahnungen.
    Vor dem Tor stehen zwei Volvo Amazon,
der eine ist grün und einigermaßen in Schuss, der andere blau und mit der Hinterachse
auf kahlen rostigen Felgen auf einem Stapel Steinplatten aufgebockt. Es ist doch
wohl nicht dieselbe alte Kiste von damals? Ein Schraubenschlüssel, ein Hammer und
ein paar Schraubenzieher liegen im Kies.
    Plötzlich kommt ein schwarzer Labrador
durch die geöffnete Haustür gerannt. Er springt mit den Pfoten am Tor hoch und
winselt, schrill und erbärmlich.
    Konrad weicht im ersten Moment zurück.
Doch dann stellt er fest, dass der Hund harmlos aussieht. Weitaus weniger aggressiv
als sein Herrchen.
    «Guter Hund», flüstert Konrad beruhigend
und öffnet vorsichtig das Tor.
    Der Hund hört auf zu winseln, streicht
aber weiterhin um seine Beine herum.
    «Hallo! Ist jemand zu Hause?», ruft
Konrad. Nicht übermäßig laut. Er will nicht aufdringlich erscheinen.
    Er folgt dem Hund die Außentreppe hinauf.
Im Haus ist es still. Es ist stickig, und die abgestandene Luft riecht nach Schmutz
und Bratendünsten.
    Konrad steigt über diverse Schuhe im
Flur und wirft einen Blick ins Wohnzimmer. Dort drinnen ist es dunkel. Das Erste,
was er erblickt, sind Klas' alte Pokale, die über dem Fernseher im Regal aufblitzen.
Fußball und Speerwerfen, es muss vor dreißig, vierzig Jahren gewesen sein, dass
er sie gewonnen hat. Dicke rotbraune Gardinen verdunkeln die Fenster fast vollständig,
sodass nur ein schmaler Streifen Sonnenlicht hereindringen kann.
    Der Raum hat etwas Notdürftiges. Ein
einziges Bild an der Wand, ein Ölgemälde, das aussieht, als wäre es vom Flohmarkt.
Es stellt ein Segelschiff dar, das gerade in einer Nebelbank verschwindet. Der einsame
Ficus Benjamini auf der Fensterbank hat nahezu alle Blätter verloren.
    Konrad blickt sich um, traut sich jedoch
nicht zu rufen, jetzt, wo er bereits in die Höhle des Löwen eingedrungen ist. Es
muss eine Weile her sein, dass Klas einer ordentlichen Arbeit nachgegangen ist,
hatte Leif Bogren vermutet. Es scheint, als wäre selbst die Luft im Raum angefüllt
von Antriebslosigkeit. Einige Fliegen surren am Fenster.
    Warum ist er eigentlich am Ende doch
bei Herman und Signe ausgezogen?, fragt sich Konrad. Er muss ja schon fast dreißig
gewesen sein, als er endlich diesen Schritt gemacht hat. Die Spuren einer Frau kann
er nirgendwo im Raum entdecken.
    Dann hört er ein Grunzen vom Sofa,
das mit dem Rücken zur Tür steht. Jemand murmelt irgendwelche Flüche im Schlaf.
    Konrad macht ein paar Schritte in den
Raum hinein. Ein unerträglicher Gestank schlägt ihm entgegen.
    Klas liegt auf dem Rücken, den Kopf
mit dem Stoppelhaar auf die Armlehne gelegt. Sein

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