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Laennaeus, Olle

Laennaeus, Olle

Titel: Laennaeus, Olle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das fremde Kind
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und heiß.
    Er stürzte die Treppe hinunter und
den Flur entlang mit Hermans und Signes stummen Blicken im Rücken, hinaus über den
Rasen und riss die Tür zum Geräteschuppen auf.
    Dort drinnen hielten sie inne.
    Drei Blicke hefteten sich auf Konrad.
Benga hatte sich in einen der geblümten Sessel geflätzt und hielt eine Zigarette
in der einen und eine Bierdose in der anderen Hand. Er grinste in seiner üblichen
nervösen Art. Auf dem Sofa saßen Lasse und Ronny, zwei Brüder, die als Innenverteidiger
in der Reservemannschaft spielten und dafür berüchtigt waren, selten den Platz zu
verlassen, ohne ihren Gegenspielern irgendwelche Blessuren zugefügt zu haben. In
ihren aufgestachelten Blicken lag gespannte Erwartung.
    Klas saß im Sessel mit dem Rücken zur
Tür. Er war der Einzige, der sich nicht die Mühe machte nachzusehen, wer da hereingestürmt
kam. Wahrscheinlich, weil er es nur allzu gut wusste. Doch sein fleischiger Nacken
spannte sich zumindest für einen Augenblick.
    Der Tisch in der Mitte stand voll mit
Bierdosen, Aschenbechern, Kautabakdosen, Zigarettenpäckchen, und mitten in all
dem Chaos stand eine halb ausgetrunkene Flasche Wodka. Der Rauch hing in dichten
Schwaden unter der Decke. Es stank nach Moder und Kippen. Und auf dem verdreckten
Flickenteppich, direkt neben Klas' Stiefeln, lagen die aufgerissenen und besudelten
Liebesbriefe.
    Langsam und mit einer gewieften Handbewegung
nahm der Stiefbruder einen der Briefbögen mit Konrads Träumen zur Hand und hielt
ihn hoch:
    «Die Sehnsucht nach dir ist alles,
was mich am Leben hält. Ich möchte deine Augenlider küssen, deinen Herzschlag spüren
und hören, wie du sagst, dass du mich liebst», deklamierte er lauthals mit einer
Stimme, die nur so vor Verachtung strotzte.
    Die anderen brüllten vor Lachen.
    «Oh, und dann wirst du sie besteigen,
oder, du kleines Stückchen Scheiße? Ihr deinen Polackenschwanz in den Arsch rammen,
was?», höhnte Benga.
    «Was für ein verdammtes Schwulengequatsche!»,
dröhnte Ronny.
    Völlig blockiert vor lauter Raserei,
warf sich Konrad auf Klas, um die Briefe an sich zu reißen. Aber Klas war vorbereitet.
Genau im richtigen Augenblick drehte er sich um und verpasste Konrad einen harten
Schlag mit der Faust. Es fühlte sich an, als hätte ihm jemand eine Bowlingkugel
in die Brust gestoßen. Er bekam keine Luft mehr und sank auf dem Boden zusammen.
Hilflos wie ein Käfer auf dem Rücken sah er, wie Klas sich auf die Armlehnen seines
Sessels hochstemmte, sodass sein Gesicht wie eine drohende Gewitterwolke über ihm
hing.
    «Wer, zum Teufel, glaubst du eigentlich,
dass du bist, du verdammter kleiner Mistkerl?», zischte er leise durch die Zähne,
sodass Konrad von seinem Mundgeruch, dem Gestank nach Tabak und Schnaps, übel wurde.
    Klas' Gesicht war aufgedunsen, seine
schwarzen, geweiteten Nasenlöcher zitterten vor Erregung. Irgendwo im Hintergrund
lachten seine Kumpels.
    Dann fuhr er hoch und stellte sich
breitbeinig mit einem neuen Brief in der Hand mitten in den Raum.
    «Maria, wir werden nackt Hand in Hand
geradewegs der Sonne entgegenlaufen», las er. Dieses Mal mit gekünstelter, zuckersüßer
Stimme.
    Konrad, der so langsam wieder Luft
bekam, kroch auf die Füße.
    «Gib mir die Briefe!»
    Klas las ungerührt weiter.
    «Deine Brüste, deine weichen Hügel,
in denen ich mich verlaufen und aus denen ich niemals wieder herausfinden möchte.»
    Erneut warf sich Konrad auf seinen
Peiniger. Aber es war ein hoffnungsloser Kampf. Klas war mindestens dreißig Kilo
schwerer, zehn Zentimeter größer und derart mit Muskeln bepackt, dass er sich wie
ein Granitblock anfühlte. Konrad war immer noch schmächtig, und trotz seines glühenden
Hasses gelang es ihm nicht, den anderen mehr aus der Fasson zu bringen, als eine
herumsurrende Fliege es gekonnt hätte. Er riss und zog an ihm, um an die Briefe
zu gelangen, aber Klas ließ ihn einfach immer wieder von seinem Brustkorb abprallen
und gab ihm schließlich eine Ohrfeige, die wie eine Schweißflamme auf seiner Wange
brannte. Konrad wich zurück.
    «Verpass ihm 'ne ordentliche Tracht
Prügel, damit er auf dem Teppich bleibt», forderte Ronny.
    «Polacken haben da unten in der Scheiße
zu bleiben», grinste Benga.
    Klas warf ihnen mit seinen rotgeäderten
Augen einen triumphierenden Blick zu und wandte sich wieder Konrad zu. In seinem
betrunkenen Zustand schwankte er leicht. Dann näherte er sich ihm drohend mit den
letzten Briefen, die er halb zusammengeknüllt in der einen

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