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Laennaeus, Olle

Laennaeus, Olle

Titel: Laennaeus, Olle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das fremde Kind
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Gehegen mit Elchen, Wildschweinen und Ziegen umher, bis Göransson
endlich signalisierte, dass es Zeit für die Mittagspause war. Es fiel ein leichter
Nieselregen, und die Kinder drängten sich, so gut es ging, unter dem Windschutz
zwischen dem Hirschgehege und dem Seehundbecken zusammen. Der Magister saß etwas
abseits. Er aß ein Frikadellenbrot mit Ei und trank dazu ein Leichtbier.
    Als die Brote und die Zimtschnecke
aufgegessen waren und er das gekochte Ei in einen Brennnesselbusch entsorgt hatte,
konnte Konrad sich nicht länger zurückhalten. Er stiefelte los zum Kiosk.
    «Ein , bitte!»
    «Das macht zwei Kronen», sagte das
Mädchen hinter der Luke. Sie hatte blonde Zöpfe und schaute ihn misstrauisch an,
als könne sie sich nicht vorstellen, dass er so viel Geld hatte.
    Konrad legte die Münze lässig auf den
Tresen. «Und streu noch ein paar Streusel drauf.»
    «Streusel bekommt man nur auf Softeis»,
entgegnete sie schnippisch.
    «Ist doch egal», konterte Konrad.
    In dem Moment, als er das Eis entgegengenommen
hatte, fiel ein unheilverkündender Schatten über ihn. Konrad brauchte sich nicht
umzudrehen, um zu sehen, wer es war. Er spürte, wie eine eiserne Hand sein Herz
umklammerte.
    «Und was machst du hier, wenn ich fragen
darf?»
    Donald Göransson betrachtete ihn, als
hätte er gerade gemerkt, dass ihm eine Maus in die Falle gegangen war, und überlegte,
welche Art des Tötens die leidvollste für sie wäre. Er grinste wie ein Honigkuchenpferd.
    «Ich hab es von meinem eigenen Geld
gekauft», piepste Konrad kleinlaut.
    Göransson wandte sich der Schulklasse
zu, um sicherzugehen, dass er die volle Aufmerksamkeit aller genoss. Einige Schüler
kicherten erwartungsvoll. Andere hielten erschrocken den Atem an.
    «Ich kann mich nicht erinnern, das
Startzeichen dafür gegeben zu haben», sagte der Magister mit gespieltem Erstaunen.
    Konrad schwieg.
    «Oder, Kinder? Hat jemand mich etwa
sagen hören, dass ihr losgehen und Eis kaufen dürft?»
    Aus der Kindergruppe waren Geflüster
und unterdrücktes Lachen zu hören. Aber keiner traute sich, etwas laut zu sagen.
    «Also dann. Dann gehst du und wirfst
dein Eis in den Papierkorb dahinten.»
    Donald Göransson streckte seinen krummen
Zeigefinger aus, während sein Gesichtsausdruck trügerisch mild wie der eines Erweckungspredigers
war.
    Dann grinste er, dieser Idiot.
    Ein nahezu unscheinbares Grinsen, aber
voller Genuss und Verachtung zugleich.
    Mit einem Kloß im Hals ging Konrad
zum Papierkorb und warf sein Zweikronen-«Top Hat» hinein. Es landete zwischen Bananenschalen
und halb gegessenen Pausenbroten.
    «Also gut, dann wäre das erledigt»,
sagte der Magister frohgemut. «Und jetzt ist Zeit für alle, die Geld dabeihaben,
Eis zu kaufen.»
     
    I m Bus nach
Hause fragt Sven Myrberg ihn zum ersten Malnach Agnes.
    Niemand hat bislang jemals das Thema
angesprochen. Und Konrad hat schon vor langer Zeit begriffen, dass er selbst es
besser auch nicht täte.
    «Sag mal, deine Mutter, wo ist die
eigentlich?»
    «Signe?»
    «Nee, deine richtige Mutter ...»
    Konrad zuckt mit den Achseln und schaut
aus dem Fenster. Draußen ist es dunkel. Der Bus rauscht auf der Landstraße durch
einen dichten Tannenwald dahin, und das Einzige, was er sieht, sind die verzerrten
Spiegelbilder seiner Klassenkameraden. Er formt die Hände vor dem Gesicht zu einem
Trichter, aber nicht einmal dann sieht er besonders viel. Nicht mal einen Elch,
der aus dem Tierpark ausgebrochen ist. Konrad mochte die hochgewachsenen königlichen
Tiere. Sie rochen herb und gut. Eigentlich müssten sie locker ausbrechen können,
dachte er. Es dürfte doch nicht so schwer sein, einfach über den Zaun zu springen
und hinaus in den unendlichen Wald zu verschwinden.
    «Stimmt es, dass sie aus Polen kam?»,
fragt Sven weiter.
    «Ja, und was zum Teufel ist damit?»,
zischt Konrad.
    «Nichts», antwortet Sven und lässt
es dabei bewenden.
    Sie sitzen eine ganze Weile schweigend
da. Inzwischen riecht es im Bus nach Furzen und Fußschweiß. Mehrere Kinder sind
eingeschlafen.
    «Aber glaubst du, dass sie noch lebt?»
    Konrad spürt, wie er innerlich ganz
kalt und leer wird.
    «Oder ist sie tot?»
    Er dreht sich ruckartig zu Sven um.
    «Natürlich lebt sie noch!»
    «Glaub ich zumindest», fügt er etwas
leiser hinzu. «Einmal haben sie gesagt, dass sie in ein Sanatorium gefahren ist...»
    Sven Myrberg fragt nicht nach, was
ein Sanatorium ist. Er sieht aus, als wisse er es bereits.
    «Verdammter Arsch, dieser

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