Laennaeus, Olle
Zusammenhang
besteht?», fragt Konrad.
Er merkt selbst, dass seine Frage etwas
ungeduldig klingt.
«Zwischen den Morden, meine ich. Vielleicht
waren es ja tatsächlich die Jungs aus dem Kosovo, die Herman und Signe erschossen
haben.»
Palander zuckt mit den Achseln und
schaut dann zur Decke, als suche er in seiner Erinnerung.
«Man gebe mir sechs Zeilen, geschrieben
von dem redlichsten Menschen, und ich werde darin etwas finden, um ihn aufhängen
zu lassen.»
Konrad hebt fragend die Augenbrauen.
«Richelieu. Der französische Kardinal,
Sie wissen schon. Er wusste, wie man die Sache angehen muss. Nicht, dass diese
Knallköppe in Onslunda besonders ehrenwert gewesen wären. Aber Sie können davon
ausgehen, dass hier der eine oder andere die Meinung vertritt, dass Torstensson
ihnen mit gutem Recht die Schädel weggeblasen hat.»
«Sie allerdings nicht, oder?»
«Na ja, schwer zu sagen. Vielleicht
war es wirklich Notwehr ...»
Plötzlich beginnt Palander, in den
Papierstapeln auf seinem Schreibtisch herumzuwühlen. Er brummt etwas vor sich hin,
bis er findet, was er sucht.
«Haben Sie das hier schon gesehen?»
Er wedelt mit einem gelben Flugblatt
zwischen Daumen und Zeigefinger. Konrad nimmt es in die Hand und liest.
Lasst Tore Torstensson frei!!
Ein ehrenhafter Bewohner von Onslunda
ist rechtswidrig eingesperrt worden. Sein einziges Verbrechen besteht darin, dass
er sein Leben und sein Heim gegen fremde Gewaltverbrecher verteidigt hat. Schließt
euch an und protestiert gegen den Justizmord. Donnerstag, 20 Uhr, auf dem Marktplatz
in Tomelilla.
«Das ist heute», seufzt Palander.
«Und wer verbreitet so etwas?»
«Sie sehen selbst, es ist nicht unterschrieben.»
Vor seinem inneren Auge sieht er eine
lynchende Menge wie in einem amerikanischen Western aus den Sechzigern. Mit Fackeln
und Lassos. Wenn allerdings jemand gehängt wird, dann bestimmt nicht Torstensson.
Palander streicht sich über das glattrasierte
Kinn.
«Kann mir denken, dass ziemlich viele
kommen. Vor einer Weile war die Stimmung hier in Tomelilla schon einmal ziemlich
aufgeheizt. In der letzten Zeit sind einige Flüchtlingsfamilien in die Mietshäuser
oberhalb der alten Schule gezogen. Als Sie den Ort verlassen haben, waren dort sicher
noch Felder, nehm ich an. Die meisten von ihnen sind bestimmt friedliche Menschen.
Aber es gibt ja immer irgendwelche halbstarken Rowdys. Und die Leute schieben genau
denen gerne die Schuld für allen Mist in die Schuhe, der im Umkreis angestellt wird.
Da hat es schon ein paarmal Ärger gegeben. Wer allerdings den ersten Stein geworfen
hat, weiß wohl weder Gott noch Allah ...»
Palander wird vom Klingeln des Telefons
unterbrochen. Er antwortet kurz angebunden, hört dann hauptsächlich zu und wirft
einsilbige Kommentare ein. Konrad steht von seinem Stuhl auf, um zu signalisieren,
dass er nicht ungebeten mithören will. Draußen vor dem Fenster liegt der Marktplatz
erschreckend öde da. Nicht einmal der Obsthändler hat heute seinen Stand aufgebaut,
und auch der Springbrunnen ist abgeschaltet. Auf der Bank im Schatten direkt vor
dem Systembolag sitzt ein ausgemergelter alter Mann, der aussieht, als schlafe
er. Oder als sei er tot.
Konrad hört Palander mit den Fingergelenken
knacken. Er dreht sich um und sieht, wie der Redakteur auf den Kühlschrank zeigt
und dann zwei Finger in die Luft hält. Konrad folgt der Aufforderung und nimmt zwei
volle Bierdosen heraus, während Palander den Hörer auflegt.
«Ein Kollege von Expressen. Wollte
gern 'n paar Tipps von mir haben. Es wohnt ja 'ne ganze Traube von Journalisten
aus Malmö und Stockholm im Hotel, wie Sie vielleicht bemerkt haben. Aber morgen
sind sie wieder weg.»
«Und, haben Sie ihm was gegeben?»
«Was meinen Sie?»
«Tipps.»
Palander schnaubt verächtlich.
«Nein, mein Lieber. Da muss er mich
erst mit 'nem teuren Abendessen schmieren. Und außerdem weiß ich nichts, was er
sich nicht auch mit seinem eigenen Arsch ausrechnen könnte.»
Plötzlich wird Palanders Blick gedankenvoll,
als wäre ihm gerade etwas eingefallen.
«Und Sie? Haben Sie vor, darüber zu
schreiben?»
Konrad erstaunt die Frage. Der Gedanke
war ihm gar nicht erst gekommen.
«Nein zum Teufel, sicher nicht. Ich
bin doch viel zu sehr involviert. Außerdem hab ich aufgehört. Zumindest vorerst.»
«Nach der Sache in Bagdad?»
Er nickt, und Palander öffnet den Mund,
um weiterzufragen, hält jedoch inne. Konrad wirft ihm einen dankbaren Blick zu.
Langsam beginnt er, den Kerl
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