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Laennaeus, Olle

Laennaeus, Olle

Titel: Laennaeus, Olle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das fremde Kind
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Tochter des Wirts, ist verschwunden.
    «Und wie läuft das Geschäft?»
    Der Dicke hält inne. Er schaut unglücklich
drein.
    «Sie sehen ja selbst. Leer. So ist
es fast immer.»
    «Hier müssten doch jede Menge Leute
herkommen», entgegnet Konrad, ohne seine Vermutung zu begründen.
    «Na ja ...»
    Konrad erinnert sich an frühere Zeiten.
    «Irgendwann war doch da oben bei den
Apfelplantagen mal ein Tanzlokal, oder? In den Siebzigern ...»
    Der traurige Wirt grinst kurz, doch
dann sinken seine Mundwinkel wieder herab.
    «Tja, an das Lokal erinnert sich jeder»,
sagt er mit sehnsuchtsvoller Stimme. «Magic Eye hieß es. Lag im Keller eines ehemaligen
Obstlagers, ein Stück den Berg hinauf. Mein lieber Mann, dort zwischen den Apfelbäumen
ging es hoch her. Da hat wohl so manch einer seine Unschuld verloren.»
    «Aber das gibt es nicht mehr, oder?»
    «Nein, nein.»
    Der Dicke schüttelt den Kopf. Er bleibt
am Tisch stehen und sieht aus, als hätte er nichts dagegen, sich noch eine Weile
weiter zu unterhalten. Zum Beispiel über sein schlecht gehendes Geschäft.
    «Die Touristen», beginnt er. «Die wollen
keine Hausmannskost. Die Stockholmer sind am schlimmsten. Totale Snobs. Stilvoll
und chic soll es sein. Hier draußen wimmelt es inzwischen nur so von solchen Lokalen.
Zwei Stängelchen Spargel mit einer Krabbe darauf. Wer soll denn davon satt werden?»
    Konrad nickt zustimmend.
    «Ich hab mit Pizza und Kebab angefangen,
und eine Weile lief es richtig gut», seufzt der Wrt.
    Er wirft einen Blick in die Ecke neben
der Bar, wo ein Pizzaofen aus Stahl steht.
    «Hab 'nen Pizzabäcker aus Montenegro
hier gehabt, 'nen wirklich guten. Aber der Blödmann ist letzten Winter abgehauen.»
    «Abgehauen?»
    «Ja, ist weg, ohne was zu sagen. Da
stand ich dann mit meinem neugekauften Ofen.»
    «Ärgerlich», sagt Konrad. Der andere
nickt nachdenklich.
    «Aber das Schlimmste war, dass er meine
Frau mitgenommen hat...»
    Kein Wunder, dass das Mädchen so traurig
aussieht, denkt Konrad, als er sich eine Weile später wieder in den Wagen setzt.
     
    Er passiert Kivik und biegt nach einigen
weiteren Kilotmetern in Richtung des Militärgeländes von Ravlunda ab. Er entdeckt
eine staubige Schotterstraße, die durch den Wald führt. Buchen, Ahorn und Kiefern.
Hier und da kleine Lichtungen mit Steinfeldern, weichem Gras und knorrigen Eichen.
    Als die Landschaft sich wieder öffnet,
erblickt er Pferde, die gemächlich im Heidekraut umherstreifen. Zwitschernde Wiesenlerchen
wirbeln durch die Luft, dicht über dem Boden. Herden mit weißen und grauschwarzen
Schafen drängen sich überall, wo sie Schatten finden können, dicht zusammen.
    Und dann sieht er das Meer.
    Glitzernd und einladend.
    Er parkt den Wagen unter einem alten
Kirschbaum und geht das letzte Stück zu Fuß. Dort, wo die grasbewachsenen Sanddünen
in Richtung Wasser abfallen, bleibt er stehen und setzt sich. Aus dem Hafen von
Vitemölla läuft ein kleines Fischerboot tuckernd aus, und dahinter zeichnen sich
die dunkelgrün bewaldeten Hänge des Berges Stenshuvud ab. Im Norden erkennt er
die Konturen des Hafensilos von Ahus.
    Konrad atmet tief durch und streckt
sich auf dem Sand aus. Hoch über seinem Kopf kreischen ein paar Möwen.
    Der Boden duftet nach Gras und Thymian.
    Ohne Vorwarnung taucht Sven Myrberg
in seinen Gedanken auf.
    Es kam öfter vor, dass sie per Anhalter
oder mit dem Fahrrad von Tomelilla hier heraufgeächzt kamen. Für Sven mit seiner
lädierten Hüfte war es ziemlich anstrengend. Einmal durften sie mit einem Fischer
rausfahren und einfach so zum Spaß Netze für den Schollenfang auswerfen. Außerdem
liebten sie es beide, sich in den Wäldern herumzutreiben.
    Konrad muss bei der Erinnerung an Svens
staksigen Gang lächeln. Allerdings ist ihm dabei auch ein wenig unbehaglich zumute.
    Wenn der Jahrmarkt nach Kivik kam,
konnte Sven sich an William Arnes Todesrittern nicht sattsehen. Ein ums andere Mal
zog er mit Konrad in die dröhnende Holzarena, in der waghalsige Männer wie surrende
Fliegen mit ihren Motorrädern an den Wänden entlangrasten. Danach hielt er jedes
Mal enthusiastische Vorträge darüber, wie sich mit der Zentrifugalkraft die Schwerkraft
aushebeln ließ.
    «Man muss wie verrückt Gas geben. Das
Tempo hochhalten. Sobald man Angst kriegt, ist die Sache gelaufen. Dann ist man
totgeweiht.»
    Als Konrad und Sven etwas älter wurden,
waren es die Stripperinnen vom «Eldorado» und die Liveshow im «Roten Rubin», die
sie anzogen.
    Das Geld reichte

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