Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Laennaeus, Olle

Laennaeus, Olle

Titel: Laennaeus, Olle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das fremde Kind
Vom Netzwerk:
befeuchtet seine schmalen
Lippen mit der Zunge.
    «Also gut», sagt Konrad schnell. «Ich
muss mich in meiner Wohnung am Möllan aufgehalten haben. Also am Möllevängstorg
in Malmö. Ich wohne dort seit ein paar Monaten zur Zwischenmiete.»
    «Sie müssen ...?»
    «Ja.»
    «Ist das eine Schlussfolgerung, die
Sie da ziehen? Oder etwas, an das Sie sich tatsächlich erinnern?»
    Konrad schaut erst zu Bernhardsson
und dann zu Eva Ström, kann aber bei keinem der beiden die geringste Bereitschaft
erkennen, ihm auf die Sprünge zu helfen.
    Er schließt die Augen und bemüht sich,
die Tage zu zählen. Bekommt es nicht auf die Reihe. Seit das mit Mahmoud passierte
und Konrad nach Berlin zurückkam, hat sich sein Leben in ein einziges Chaos verwandelt.
Sonja und seine alten Freunde, plötzlich erschien es ihm, als kenne er sie nicht
mehr. Als er nach Malmö zog, wurde es auch nicht besser. Vielleicht war es eine
sinnlose Flucht. Oder ahnte er damals bereits, dass es an der Zeit war, nach ...
Hause zurückzukehren?
    Das Wort irritiert ihn: welches Zuhause?
    In Berlin ist er wenigstens zwischenzeitlich
immer mal wieder Taxi gefahren. Was ihn zwang, nüchtern zu bleiben. Aber in Malmö
... Wo sind die Tage dort bloß geblieben? Konrad besitzt hauptsächlich vage Erinnerungen
an dieses muffige Zimmer, in dem er vor dem PC sitzt. Meistens viel zu besoffen,
um irgendetwas Vernünftiges schreiben zu können. Er muss unheimlich viel geschlafen
haben.
    «Sie haben keinen Kalender, den Sie
konsultieren können?»
    «Nein.»
    Plötzlich steigt Wut in ihm auf. Was
gibt es eigentlich für einen Grund, hier zu sitzen und sich schämen zu müssen?
Nur weil diese dämlichen Dorfpolizisten nicht in der Lage sind, ihren Job zu machen.
Was geht sie eigentlich sein Leben an? Sein verdammtes armseliges Leben. Konrad
hält sich in letzter Sekunde zurück. Jetzt nur nicht ausrasten. Kein pathetischer
Wutausbruch.
    «Sie können doch nicht ernsthaft glauben,
dass ich ...»
    «Wovon leben Sie im Augenblick?», unterbricht
ihn Bernhardsson.
    «Wie bitte?»
    «Sie müssen doch irgendein Einkommen
haben. Denn Sie liegen doch wohl nicht dem Staat auf der Tasche und leben von Sozialhilfe,
oder?»
    «Nein, ich hab ein bisschen Geld ...
Oder besser gesagt, hatte.»
    «Von Ihrer Tätigkeit als Journalist
in Berlin?»
    Sein Blick ist eisig. Die Stimme voller
Zweifel.
    «Ja, eine Zeitlang funktionierte es
recht gut. Ich hab als freier Journalist für einige große deutsche Zeitungen gearbeitet.
Ein wenig für die Rente beiseitegelegt. Aber dann ist ein ... Unglück geschehen.
Oder wie man das auch immer nennen will. Sodass ich aufgehört habe.»
    Konrad muss sich bis zum Äußersten
anstrengen, um die Erinnerung zurückzudrängen. Er hat keine Bilder im Kopf. Da ist
nur Dunkelheit. Geräusche und Gerüche. Die aufgebrachten Stimmen. Mahmouds erbärmliches
Flehen. Der Schuss, der in seinem Kopf hallt. Und dann der Geruch. Nach Stahl, Schießpulver
und warmem Blut.
    Warum hat er nichts unternommen?
    Konrad unterdrückt die letzten Eindrücke
und öffnet die Augen.
    «Jetzt ist das Geld nahezu aufgebraucht»,
erklärt er. «Tragisch», seufzt Bernhardsson und macht den Eindruck, als meine er
es ernst.
    «Hier in Schweden hat der Zwischenfall
eine Menge Aufmerksamkeit erregt», wirft Eva Ström ein. «In den Nachrichten und
so. Aber Sie haben sich gar nicht dazu geäußert. Haben Sie Ihre Version denn nie
öffentlich gemacht?»
    «Nein.»
    «Lassen Sie uns diese Sache jetzt nicht
weiter vertiefen. Die Frage, die wir hier zu klären haben, ist also, ob Sie in irgendeiner
Weise glaubhaft belegen können, wo Sie sich in besagter Nacht befanden. Die Nacht
auf den dreizehnten Juni.»
    Die helle Jungenstimme des Kommissars
ist erneut kompromisslos. Er richtet seinen grünen Schlips.
    «Leider nein.»
    Konrad schüttelt den Kopf.
    «Ich habe leider nichts Konkretes ...
Ich kann mich ganz einfach nicht erinnern.»
    «Aber Sie befanden sich in Malmö?»
    «Ja, auf jeden Fall. Ich muss dort
gewesen sein.»
    «Wir haben nämlich einen höchst glaubwürdigen
Zeugen, der etwas anderes behauptet.»
    Bernhardsson hat mitten in einer Bewegung
innegehalten. Er wartet, bis seine Beute sich bewegt. Sich nähert. Oder zur Flucht
ansetzt.
    «Und wen?»
    «Dazu kann ich leider nichts sagen.»
    Konrad wendet sich an Eva Ström. Sie
schaut ihm beharrlich in die Augen. Eskimogesicht. Ihr Blick gleicht einer Warnung.
Sie wird ihm nicht zu Hilfe kommen.
    «Die Person, von der ich spreche,

Weitere Kostenlose Bücher