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Laennaeus, Olle

Laennaeus, Olle

Titel: Laennaeus, Olle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das fremde Kind
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an.
    «Was für einen Zettel?»
    Weder sieht er an dem Ausdruck in ihren
Augen, dass sie sich nicht verstellt. Sie hat wirklich keine Ahnung, wovon er spricht.

 
    KAPITEL 24
     
    A m Sonntag nach
Mittsommer kommt Gertrud zurück. Konrad stößt an der Haustür beinahe mit ihr zusammen,
und plötzlich stehen sie sich wie zwei Fremde gegenüber. Sie trägt einen Rucksack
über der Schulter und wirkt überrascht, als hätte sie gehofft, in ihre Wohnung
huschen zu können, ohne jemandem zu begegnen. Am wenigsten ihm. «Hallo», sagt sie
verwirrt.
    Sie klingt, als wäre sie gerade aus
einem merkwürdigen Traum erwacht. Konrad traut sich nicht, sie zu berühren. «Hallo,
Gertrud ...»
    Es ist immer noch früh am Morgen. Konrad
keucht, da er gerade die Treppe heruntergerannt ist. Vor einer Viertelstunde hat
er noch im Bett gelegen und geschlafen. Und sie war bei ihm in den Wolken, zwischen
denen er schwebte, da ist er sich ganz sicher. Er erinnert sich noch, dass er dachte,
wie dünn die Dunstschleier waren, und wie erstaunlich er es fand, dass sie dennoch
trugen. Aber als sein Handy klingelte, war sie verschwunden.
    Jetzt steht sie da wie eine Fata Morgana.
Wenn ich die Augen schließe und sie dann wieder aufmache, ist sie weg, denkt er
und versucht, nicht zu zwinkern. Es funktioniert natürlich nicht. Doch Gertrud ist
noch da. Er nimmt deutlich ihren Duft wahr. Atmet ihn tief ein.
    Alle seine Fragen sind plötzlich wie
weggeblasen. Konrad weiß nicht, wie er seine Sehnsucht in Worte fassen soll.
    «Du scheinst es eilig zu haben», sagt
sie mit einer Heiterkeit in der Stimme, die aufgesetzt klingt.
    Er räuspert sich, schaut aus irgendeinem
blöden Grund auf seine staubigen Schuhe hinunter, dann nach oben in Richtung Himmel,
als suche er nach etwas, bevor er versucht, ihren flatternden Blick einzufangen.
    «Die Polizei hat Torstensson freigelassen
...»
    Weiter kommt er nicht, da ein Auto
frenetisch zu hupen beginnt und ihre Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Gleich darauf
biegt Palanders roter Citroen um die Straßenecke. Der Auspuff knattert laut.
    Gertrud schaut Konrad fragend an. Und
plötzlich wird ihm bewusst, dass ihm nur noch ein paar Sekunden bleiben, bevor das
Auto anhält und dieser Augenblick vorbei ist.
    «Wo bist du gewesen? Warum hast du
mich nicht geweckt? Warum hast du mir nicht gesagt, wohin du fährst?»
    In seiner Stimme liegt so viel Anklage,
dass sie zurückweicht, als hätte er ihr eine Ohrfeige verpasst. Sie blickt erschrocken
drein. Eine Art aufgebrachte Röte flammt auf ihren Wangen auf, und für einen kurzen
Augenblick sieht es aus, als würde sie jeden Moment durch die Tür nach drinnen verschwinden.
    Konrad bereut seine Fragen unmittelbar.
    «Ich hab mich nur gewundert, warum
du einfach so verschwunden bist...», sagt er entschuldigend.
    Dann kommt der Citroen auf der anderen
Straßenseite mit einem Ruck zum Stehen, und Palander streckt seinen Walrosskopf
heraus.
    «Guten Morgen, ihr Turteltäubchen!
Springen Sie rein, Konrad, es ist eilig!», ruft er gutmütig.
    Gertrud winkt ihm rasch zu. Dann verschwindet
das Lächeln in ihrem Gesicht genauso schnell, wie es aufgetaucht ist. Sie ergreift
Konrads Oberarm und hält ihn so fest, dass ihre scharfen Fingernägel beinahe durch
den Stoff seines Hemdes dringen.
    «Hör jetzt auf zu fragen. Geh und tu,
was du tun musst. Ich erklär es dir später. Wenn wir mehr Zeit haben.»
    Sie gibt ihm einen flüchtigen Kuss
auf die Wange und winkt erneut in Richtung Auto, bevor sie im Treppenhaus verschwindet.
Konrad steht immer noch auf dem Bürgersteig vor der Haustür, ohne irgendetwas zu
begreifen.
     
    Örjan Palander fährt, als hätte er
noch nie in seinem Leben hinterm Steuer gesessen und wäre ganz plötzlich auf die
Idee gekommen, bei einem Gebrauchtwagenhändler einzubrechen. Er reißt an der Kupplung,
sodass es in der Karosserie ächzt und kracht, und tritt beherzt aufs Gaspedal.
Der Citroen hüpft vorwärts.
    «Warum denn so eilig?», fragt Konrad
und versucht vergebens, sich mit dem schlaff herunterhängenden Sicherheitsgurt
anzuschnallen.
    «Schnelligkeit ist heutzutage alles
in der Medienbranche! Das müssten Sie doch eigentlich wissen. Sobald man einen Vorsprung
vor der Konkurrenz besitzt, gilt es, ihn zu nutzen.»
    Konrad schaut ihn verwundert an und
will gerade etwas sagen, als er in seinem Sitz nach hinten gepresst wird. Palander
hat das Gaspedal bis zum Anschlag durchgetreten, um einen Traktor zu überholen.
Er schafft es gerade so, wieder auf

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