Lagrosiea - Die Silberhalle (German Edition)
neue Kräfte, die sie ihrer Gegnerin entgegen warf. Lagon überlegte, ob er eingreifen sollte, um zu verhindern, dass sie sich gegenseitig umbrachten.
Doch kurz bevor er handeln konnte, wendete sich das Blatt auf dramatische Weise. Lagie ließ plötzlich die Wucht ihrer Flammen schwächer werden und zog sich ein paar Schritte zurück. Liendra ließ sich diesen plötzlichen Vorteil nicht entgegen und griff nun doppelt so stark an . Für einen Moment sah es so aus, als würde Liendra siegen… dann geschah innerhalb von Sekunden so viel, dass Lagon es kaum glauben, und auch nicht jedes Detail wahrnehmen konnte. Lagie gab auf einmal alle Angriffe auf und schoss stattdessen einen Energiestrahl in den Boden, der sie zwanzig Meter in die Höhe katapultierte, gerade noch rechtzeitig, bevor ein weiterer Angriff von Liendra in sie einschlug. Die Explosion aus rotem Licht blendete Liendra für einen Moment, sodass sie nicht mitbekam, dass Lagie jetzt über ihr war und sofort einen Lichtblitz auf ihre Gegnerin abschoss. Die bemerkte die Gefahr zu spät. Sie versuchte auszuweichen, doch der Blitz traf ihre linke Schulter und sie fiel vom Himmel.
Lagie stieß einen triumphierenden Schrei aus, als sie sah, dass Liendra fast ungebremst auf dem Boden aufschlug, während sie selbst fast elegant zu Boden glitt. Lagon näherte sich der Stelle, auf die Liendra hinabgestürzt war, jedoch wesentlich zögernder, als seine Schwester, denn er fürchtete sich davor, was er dort sehen würde. Er war noch zu weit entfernt, als Lagie neben Liendra landete. Er konnte Liendras Zustand nicht beurteilen. Sie bewegte sich nicht …. das heißt… ein leichtes Zucken ging durch den von Lagie abgewandten Arm. Doch das war kein Zucken, sondern eine durchaus organisierte Bewegung in ihrer Hand, als würde sie mit ihrem Finger etwas auf den Boden zeichnen. Da wusste Lagon, was dort geschah.
„Lagie! Weg da!“ , rief er noch, doch es war zu spät. Das Siegel, das Liendra mit ihrer letzten Kraft geschaffen hatte, tat seine Wirku ng. Ein Geist, drei mal so groß wie Lagie, stieß diese dreißig Meter von Liendra weg. Auf deren Gesicht breitete sich ein schwaches, aber triumphierendes Lächeln aus. Schwach erhob sie sich und schickte sich an, die kurze Ruhepause, die sie von Lagie bekommen hatte, zur Flucht zu nutzen. Doch sie hatte nicht mit Lagon gerechnet. Er hatte seinen Arm bereits auf Liendra gerichtet, bereit einen Zauber auf sie zurasen zu lassen. Liendra hob ihren unverletzten Arm und richtete ihn reflexartig auf Lagon. So standen sie sich einige Sekunden gegenüber, kalt und reglos, wie der Schnee, der sich um sie herum wieder ausbreitete. Schließlich ergriff Liendra das Wort: „Du musst mich angreifen, Lagon“, erinnerte sie ihn , „ich würde entkommen, wenn du es nicht tust.“
„Nein“, widersprach Lagon, „ich werde dich nicht angreifen. Aber aus dem Weg gehen, werde ich auch nicht. Du wirst mich aus dem Weg räumen müssen.“
Für einen Moment schien Liendra diesem Angebot nachkommen zu wollen, dann besann sie sich . „Nein“, sagte sie schließlich , „ich werde dich nicht angreifen.“
„Dann haben wir ein Problem!“, stellte Lagon fest , „w as sollen wir jetzt tun?“
Einen Moment noch zögerten beide, dann ließen sie ihre Arme sinken.
„Gut“, meinte Lagon, „dann endet es wohl in einem Waffenstillstand.“
„Sieht so aus“, gab Liendra zurück und ging auf eines der Bilder zu, das, wie Lagon wusste, in die Nähe des Silbergebirges führte , „aber ich denke, dass er bei der nächsten Begegnung aufgehoben ist?“
„Das lässt sich wohl kaum verhindern“, meinte Lagon, während Liendra durch das Portal schritt. Als sie kurz davor war , in dem Bild zu verschwinden, drehte sie sich noch einmal um und sah Lagon an. Dann verschwand sie.
Lagon stand für einen Moment nur da, unfähig eine Emotion zu zeigen. Dann wurde er unsanft aus seiner Trance gerissen. Lagie hatte sich wohl des Geistes entledigen können und stürmte nun auf Lagon zu. Er bereitete sich auf eine gewaltige Standpauke vor, weil er Liendra einfach hatte gehen lassen.
Er sollte sich irren.
Als Lagie zu ihm trat, hatte sie eine besorgte Mine aufgesetzt. „Wie geht es dir?“ , wollte sie wissen.
Lagon versuchte einen lässigen Gesichtsausdruck hin zu bekommen . „Wieso, was meinst du damit?“, fragte er . „N a gut, sie ist mir entkommen. Aber das ist ja nur halb so schlimm. Sie hat nicht gefunden, was sie gesucht
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