Lagrosiea - Die Silberhalle (German Edition)
einen Moment, was er darauf sagen sollte. Dann beschloss er die einfachste Antwort zu geben: „Weißt du, Andrubis, es gab eine Zeit, da wäre ich auf dein Angebot eingegangen. Nicht weil ich mich dir wirklich anschließen wollte, sondern um dich zum richtigen Zeitpunkt zu hintergehen, dir deinen gesamten Besitz wegzunehmen und mich aus dem Staub zu machen. Denn ich ordne mich niemandem unter! Aber heute hat sich die Situation geändert. Denn weißt du, irgendwie ist mir in letzter Zeit nach Ehrlichkeit, Tugendhaftigkeit und Heldentum zu Mute. Auch wenn es mir keine Reichtümer einbringen wird.“
„Sabbal, Sabbal“, meinte Andrubis gelassen , „du hast viel zuviel Zeit mit den Liewanen zugebracht! Und jetzt hast du deine Reißzähne verloren.“
„Das mag sein“, gab Sabbal zu, „aber auch wenn ich nicht mehr so gut zubeißen kann wie früher, habe ich dafür ein paar gute Freunde gefunden, die mir immer zur Seite stehen. Das sind bessere Waffen, als alle Intrigen und Gaunereien, die ich bisher begangen habe. Besonders Lagon hätte sich für mich und die anderen aus seiner Truppe zerrissen. Jetzt, da er tot ist, muss ich selber alles daran setzten, es ihm gleich zu tun. Ich werde dafür sorgen, dass Dorrok und alle, die ihm folgen, für immer aus diesem Land verschwinden.“
„Na gut, du willst Lagons Nachfolge antreten? Dabei werde ich dir helfen!“
Im Inneren von Andrubis begann es zu klicken. Dann folgte ein lautes Brummen und Rasseln, als würden in ihm mechanische Vorgänge in Bewegung gesetzt. Plötzlich schossen aus seinem Gewand vier spinnenartige Beine aus Metall, während sich aus dem Rest seines Körpers weitere Metallmodule heraus schälten. Innerhalb von Sekunden wuchs Andrubis um ein Vielfaches.
Er war nun etwa vier Meter hoch und hatte neben den v ier Beinen vier Arme und einen k egelförmigen Körper, der nur so vor Waffen strotzte. Sein Kopf war mit einem schwarzen Visier geschützt. Andrubis war eine perfekte Kampfmaschine!
„Du willst also sein wie Lagon? Dann stirb auch so wie er!“
*
Heggal ging zielstrebig durch einen der unbeleuchteten Gänge im unteren Teil der Silberhalle. Für gewöhnlich wäre es hier stockdunkel gewesen. Aber Bunduns hell leuchtende Flügel ließen den Weg für ihn und Kopriep sichtbar werden.
„Woher willst du wissen, dass sie Lagon hierher gebracht haben?“, fragte Kopriep, „es wäre doch einfacher gewesen, ihn einfach zu verdampfen, so wie Dorrok es mit Axsidus gemacht hat.“
„Wenn man Dorrok kennt“, erklärte Heggal, „dann wird einem bald klar, dass er sich um seine Gegner nicht mehr groß kümmert, wenn er sie erst mal besiegt hat. Wahrscheinlich wollte er Lagon einfach aus den Augen haben und seine Handlanger haben das erledigt. Da bieten sich diese unteren Gänge natürlich an.“
Das stimmte wohl. Nicht nur, dass es hier unten so dunkel war, wie in einer Gruft. E s war auch kalt und trocken.
„Und wie sollen wir Lag on hier finden?“, fragte Bundun. „ H ier in den Tunneln finden wir ihn doch nie!“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie Lagon besonders fantasievoll versteckt haben. Irgendwo wird er schon rumliegen.“
Sie gingen weiter durch die Tunnel und erreichten bald eine Reihe von Räumen, die direkt in der Mitte der unteren Etage der Silberhalle lagen. Und hier fanden sie Lagon! Er hatte noch immer den gleichen Gesichtsausdruck, wie zu der Zeit, als Dorrok die Macht, die er in ihm gezüchtet hatte, aus ihm heraus gesogen hatte. Doch seine Augen waren nun geschlossen und seine Hände über der Brust gefaltet. Nur wenige Meter weiter lag Wrador in der gleichen Haltung.
„Warum haben sie die beiden hier abgelegt?“, fragte Bundun.
„Wahrscheinlich deshalb“, erwiderte Heggal und wies auf eine Wendeltreppe, „sicher führt die direkt in die Kommandozentrale.“
„Nehmen wir sie jetzt mit?“, fragte Kopriep, „oder warten wir, bis Sabbal und Luhan den Kampf gegen Dorrok beginnen und wir im allgemeinen Chaos verschwinden können?“
„Tut mir leid, Kopriep“, antwortete Heggal mit bedauerndem Blick, „aber Wrador oder Lagon hier wegzuschaffen, war nie der Plan.“
„Wie bitte? Was soll denn das heißen?“
„Das soll heißen, dass ich eine Entscheidung getroffen habe. Ein altes Leben gegen ein junges.“
Heggal trat auf Lagon zu und hielt seine Hände über ihn, als wolle er seinen Körper scannen.
„ NEIN !“, rief Kopriep entsetzt, „das kann doch nicht die Lösung sein!“
„Es
Weitere Kostenlose Bücher