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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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melden, wenn wir was brauchen«, versuchte sich der Direktionsleiter in gestelztem Hochdeutsch.
    »Sehr gut. Was unsere Terrorzellen angeht: Wir haben bislang drei Mitglieder ausgemacht. Hamadoni rechne ich nicht zu diesem Kreis. Der ist meines Erachtens nur durch unglückliche Zufälle ins Schussfeld geraten, weil er zu gierig war.
    Wir haben also Schumacher und Bishkek, beide tot. Dann Latif Morodov, der die Geldflüsse kontrolliert hat, im Moment untergetaucht. Ich gehe nach wie vor davon aus, dass Kudratov der Kopf der Zellen ist und dass wir es mindestens mit drei bis vier weiteren Männern zu tun haben, die es parallel auf dasselbe Ziel abgesehen haben. Das sind schlicht und ergreifend Erfahrungswerte. Fakten sind es wohlgemerkt keine.«
    Die Anwesenden sahen Yildrim gebannt an. Der schien für die immer kürzer werdende Zeit noch erstaunlich ruhig.
    Er brauche jetzt schnellstmöglich die Ergebnisse der Recherche in den Apotheken, so schwer könne das doch nicht sein. Die Passagierlisten der Maschinen nach Tadschikistan an den in Frage kommenden Tagen seien angefordert worden und sollten innerhalb der nächsten Stunde zur Verfügung stehen.
    »Wenn Sie sich übrigens fragen, was mit unserem Postfach in Innsbruck passiert ist: Das wurde den Männern wohl mittlerweile doch zu heiß. Es ist seit der Intensivierung unserer Ermittlungen verwaist«, fuhr Yildrim nach einem Blick in seine Notizen fort.
    »Hätten wir ein bisserl mehr Diskretion walten lassen müssen, hm, Kollegen?«, fragte Bydlinski herausfordernd, was der Task-Force-Leiter lediglich mit einem abschätzigen Blick und einem Kopfschütteln quittierte.
    »Schließlich sagt uns nicht nur der Countdown, dass es heute Abend ernst werden wird: Die letzten E-Mails sind da so eindeutig wie die Kontodaten der mutmaßlichen Terroristen: Alles Geld ist bereits abgeräumt. Im Jenseits wird der Märtyrer mit anderer Münze bezahlt. Willi, gibt denn die DVD, die wir bei Morodov mitgenommen haben, nichts mehr her?«
    »Leider sind weite Teile nicht zu entziffern. Aber die Fachleute sind dran«, antwortete Willi Renn.
    »Danke. Wie gesagt: Zielort und eventuell weitere Mitglieder der Zelle sind die Punkte, an denen wir jetzt mit dem meisten Nachdruck bohren müssen. Wenn wir heute Abend nicht weiter sein sollten als jetzt, bedeutet das die Katastrophe. Und die haben wir auch, wenn wir ein EM-Spiel absagen und woanders die Bombe hochgeht.«
    Es war mittlerweile elf Uhr. Noch etwas mehr als zehn Stunden bis zum Ablauf des Countdowns. Yildrims Nervosität nahm nun von Minute zu Minute zu. Auch Kluftinger, der sich erneut die Kontodaten der drei getöteten Männer vorgenommen hatte, um daraus weitere Besonderheiten und Gemeinsamkeiten ableiten zu können, stand unter massivem Druck. Vorsorglich erstellte er eine Liste aller Privatpersonen, die von den dreien Geld bekommen oder auf eines der Konten eingezahlt hatten. Doch er war gleichzeitig in seinem Innersten von der Sinnlosigkeit seines Tuns überzeugt. Wie sollten sie in so kurzer Zeit noch …
    »Die Liste ist da, endlich«, rief Strobl und hielt ein Fax hoch. Kluftinger und Yildrim sprangen auf.
    »Wie gehen wir vor?«, fragte Kluftinger, der froh darüber war, nun eine etwas aussichtsreichere Tätigkeit beginnen zu können.
    »Wir checken die Leute hier auf Religionszugehörigkeit – wenn möglich, heißt das – und auf eventuelle Straffälligkeiten oder sonstige Ungereimtheiten. Herr Strobl, könnten Sie nachfragen, ob wir auch eine elektronische Liste bekommen könnten? Und wenn Sie bei der Fluglinie und diesem Reiseveranstalter für Nahostreisen noch einmal nachhaken würden?«
    Strobl nickte und ging zum nächsten Telefon.
    »Herr Kluftinger, wenn Sie auch versuchen würden, in der Mitgliederliste des TIK Übereinstimmungen mit diesen paar Kunden hier zu finden. Man weiß ja nie.«
    »Herr Yildrim«, rief Strobl auf einmal, die Hand vor der Hörmuschel, »die Fluglinie hat Ihnen die Passagierliste bereits gemailt.«
    Yildrim ging unverzüglich zu seinem Laptop, öffnete die Nachricht und druckte sie aus. Dann kam er mit dem Papier zu Kluftinger, zog sich einen Stuhl heran und legte die beiden Listen nebeneinander auf den Tisch. Die Namen derer, mit denen sie bisher zu tun gehabt hatten, fanden sich allesamt auf der Aufstellung der Fluglinie. Keiner von ihnen aber hatte in den Apotheken Schwefelsäure gekauft. Kluftinger überflog hastig die beiden Blätter, die vor ihm lagen. Wie bei den Bildern in

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