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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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Zeitschriften, wo man einem Originalgemälde eines mit Fehlern gegenüberstellte, huschten seine Augen hin und her. Und blieben schließlich tatsächlich an einem Namen hängen.
    »Rasulov Ganievich«, murmelte der Kommissar vor sich hin. Yildrim nickte. Auch er hatte die Übereinstimmung bemerkt, den einen gemeinsamen Namen, der sich auf beiden Listen befand.
    »Sofort im Fahndungscomputer und in den Meldelisten nachsehen«, sagte Yildrim in militärischem Ton und rief zwei weitere Beamte zusich, die sich darum kümmern sollten. »Und gebt sofort eine internationale Fahndung über Interpol nach ihm raus!«
    »Kudratov, jetzt sagen Sie endlich, wo dieser Mann wohnt!«
    Yildrim hatte den TIK-Vorsitzenden seit zehn Minuten in der Mangel. Rasulov Ganievich war, das hatten sie bereits abgeklärt, auch im offiziellen Mitgliederverzeichnis des TIK zu finden. Unter derselben falschen Adresse in Bad Grönenbach, unter der er sich auch bei der Fluggesellschaft angemeldet hatte. Er hatte wohl einen gefälschten Pass verwendet, nicht einmal die angegebene Straße existierte.
    »Sehen Sie in der Mitgliederliste nach«, blaffte Kudratov, der nervös und fahrig wirkte. Allmählich schien die Haft Wirkung zu zeigen.
    »Die Adresse gibt es nicht! Verkaufen Sie uns nicht für dumm!«
    Kudratov schwieg.
    »Los! Reden Sie endlich, bevor es zu spät ist! Sie können dadurch vielleicht alles verhindern und Ihren Kopf doch noch aus der Schlinge ziehen«, versuchte Marlene Lahm nun ihr Glück.
    Bitter, dachte Kluftinger, dass diese Taktik bereits gestern nicht geklappt hatte. Zu seiner Überraschung aber setzte nun Anatol Kudratov zum Sprechen an: »Nun gut, ich will Ihnen die Wahrheit sagen: Er wohnt in Sulzberg. Steinebergstraße sieben, wenn mich nicht alles täuscht.«
    Auch die anderen Polizisten waren verblüfft über den plötzlichen Sinneswandel des Mannes.
    »Na also, das wird Ihnen angerechnet, das verspreche ich Ihnen«, versetzte Yildrim und rannte aus dem Zimmer.

Noch 9 Sunden, 29 Minuten, 8 Sekunden
    Während Yildrim mit ein paar Beamten auf dem Weg nach Sulzberg war, saß Kluftinger wie gelähmt an seinem Platz. Was konnten sie nun noch tun? Wenn sie den Mann in seiner Wohnung nicht antreffen würden, dann … Er konnte sich nicht auf irgendwelche Listen und Kontodaten konzentrieren. Wie hilflos war das angesichts dieser Bedrohung! Sie müssten einfach die Spiele der EM absagen, das war die einzige Möglichkeit, die ihnen noch blieb. Aber was dann losbrechen würde, war von der Tragweite her gar nicht mehr zu überblicken. Das ganze Turnier, sämtliche weitere Sport- und Großereignisse wären dann in Zukunft in Gefahr. Und wie würden die Ermittlungsbehörden dastehen? Wie sollten sie das überhaupt logistisch bewältigen? Noch blieb ihnen etwas Spielraum, hatte Yildrim gesagt. Kluftinger verfluchte sich dafür, dass er nicht mitgefahren war nach Sulzberg. Hier im Büro war er zur reinen Untätigkeit verdammt!
    Sein Handy vibrierte. Das Display verriet, dass Yildrim ihn anrief. Hastig nahm Kluftinger das Gespräch an. »Ja? … Wie? Das katholische Pfarramt … verstehe … dieses Schwein … sofort kauf ich mir den. Bis gleich!«
    Kluftinger sprang auf und wies zwei Uniformierte an, Anatol Kudratov aus der Haftzelle zu holen. Er hatte eine falsche Adresse genannt. Noch dazu befand sich dort das katholische Pfarramt Sulzberg. Die Adern in Kluftingers Schläfen pochten vor Wut, als er Kudratov im Vernehmungszimmer wieder gegenübersaß. Der schien wieder zu seiner anfänglichen Ruhe zurückgefunden zu haben. Sein geglückter Schachzug gab ihm Sicherheit.
    »Sie spielen auf Zeit, hm?«
    »Entschuldigung. Ich sage Ihnen jetzt die richtige Adresse: Rübezahlweg dreiunddreißig in Kempten. Ach nein, warten Sie … Bismarckstraße sieben einviertel in Memmingen. Hm … oder war es die Kirchstraße in Dietmannsried? Ludwigstraße in Füssen? Kaufbeuren? Wo bin ich nur mit meinen Gedanken in letzter Zeit?«, sagte Kudratov und grinste dabei den Kommissar höhnisch an.
    »Sie sind das Widerlichste, was mir bislang zwischen die Finger gekommen ist, Kudratov. Und ich habe es mit vielen Schurken zu tun gehabt. Fahren Sie zur Hölle!«, presste Kluftinger hervor.
    In diesem Augenblick ging die Tür auf und Faruk Yildrim stand wie ein Racheengel im Raum. Er schäumte vor Wut. Schweigend fixierte er Kudratov, ging auf ihn zu und verpasste ihm wortlos eine Ohrfeige.
    Kluftinger schluckte. Kudratov fasste sich langsam an die Backe.

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