Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel

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»Das wird Konsequenzen haben«, sagte er mit zusammengekniffenen Augen. »Einen Mann zu ohrfeigen ist eine offene Demütigung. Das lasse ich nicht auf mir sitzen, Yildrim.«
    Yildrim lachte kurz und bitter auf. »Du kommst eh nicht mehr raus aus der Sache! Was also willst du mir schon anhaben?«
    »Er spuckt eine falsche Adresse nach der anderen aus«, sagte Kluftinger, auch in der Hoffnung, damit die Situation zu beruhigen. »Da können wir gleich im Telefonbuch nachsehen und uns ein paar Straßen herausschreiben.«
    Yildrim nickte. »Oder unser eigenes Adressbuch nehmen. Hätte genauso viel Erfolg.«
    Kluftinger hielt inne. »Sagten Sie gerade Adressbuch?«, versetzte er hastig.
    »Adressbuch, ja. Warum?«, wollte Yildrim wissen.
    »Woher haben wir das Mitgliederverzeichnis des TIK?«
    »Aus deren Büro, warum?«
    »Und das hat er uns freiwillig gegeben?«, fragte Kluftinger mit einem Seitenblick auf Kudratov, der ebenso verblüfft dreinschaute wie der Leiter der Task Force.
    »Ja. Sie meinen …«
    Yildrim brach seinen Satz ab und verließ mit Kluftinger das Zimmer.
    »Willi, der Computer!«, rief Kluftinger, als er den War Room betrat.
    Willi Renn runzelte die Stirn. »Computer?«
    »Der Computer vom TIK. Der alte. Wo ist der? Haben wir den noch?«
    »Schon. Der steht mit den ganzen sichergestellten Asservaten drüben im Kämmerchen. Soll ich ihn holen? Sind aber keine brauchbaren Abdrücke drauf. Und der Inhalt ist reichlich unspektakulär, das wisst ihr ja.«
    »Kannst du das Ding holen, Willi? Gleich?«
    Nur wenig später hatten sie einen Bildschirm angeschlossen und den Computer hochgefahren. Kluftinger trommelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Tisch, bis die kleine Sanduhr verschwunden war.
    »So, Willi, jetzt schau mal nach, ob der noch eine Adressliste von seinen Mitgliedern hat.«
    Renn öffnete einige Ordner und beschloss dann, in den Dateien nach dem Namen Ganievich zu suchen. Tatsächlich öffnete sich kurz darauf eine Adressliste. Hastig scrollte Renn nach unten. Bei Ganievich fand sich lediglich die bekannte Adresse in Bad Grönenbach.
    »Kreuzkruzifix!«, fluchte Kluftinger so laut, dass Willi Renn auf dem Stuhl regelrecht zusammenfuhr.
    »Wart mal, Klufti!«, sagte der Erkennungsdienstler aber auf einmal und markierte eine Stelle in dem Dokument.
    »Was denn?«, wollte Kluftinger wissen, der bereits jede Hoffnung hatte fahren lassen.
    »Das ist ja ein ganz toller Trick. Hat einfach die Schrift auf weiß eingestellt. So ein Dilettant.« Renn klickte auf eine Schaltfläche, und auf dem Bildschirm erschien schwarz auf weiß eine weitere Adresse.
    »Leutkircher Straße dreiundvierzig, zweiter Stock links, Altusried«, las Faruk Yildrim laut vor. »Auf geht’s. Marlene, meine Herren: Ab nach Altusried! Bydlinski, Sie bleiben hier und halten Kontakt mit den Kollegen in Österreich, ja?«
    Bevor Bydlinski reagieren konnte, waren sie bereits aus dem Raum gestürmt.

Noch 4 Stunden, 53 Minuten, 1 Sekunde
    Als sie wenig später in Kluftingers Wohnort ankamen, stellten sie ihren Wagen ein Stück vor der genannten Straße ab. Yildrim wies die uniformierten Beamten und die Angehörigen der Sondereinheit, die zur Sicherheit mitgekommen waren, an, sich im Haus möglichst leise zu verhalten. Schließlich sollte Ganievich nicht gleich mitbekommen, wer ihn da besuchen wollte.
    Die Tür zu dem Mehrfamilienhaus stand offen.
    »Na also. Wie wenn man auf uns gewartet hätte, oder?«, sagte Willi Renn leise.
    »Ja. Und gut, dass Kudratov immerhin so akkurat war, die genaue Lage der Wohnung noch anzugeben«, merkte Yildrim an. Kluftinger schnaufte schwer, als sie vor der Wohnung ankamen. Sie hielten sich eng an der Wand, links und rechts der Tür, die schwarz gekleideten Männer vom Sonder-Einsatzkommando dicht neben ihnen.
    Yildrim sah erst Kluftinger, dann Marlene Lahm in die Augen, dann nickte er und führte langsam seine Hand zum Klingelknopf. Aus der Wohnung war ein sonorer Gong zu vernehmen. Nichts rührte sich. Ein zweites Klingeln, ein drittes, ein viertes. Yildrim gab den Kollegen ein Zeichen. »Zugriff«, sagte er lapidar, und vier Beamte brachen die Wohnungstür auf.
    Es dauerte keine dreißig Sekunden, bis der Leiter der Spezialeinheit zu ihnen nach draußen zurückkehrte und sagte: »Leer.«
    »Verdammt!«, fluchte Yildrim.
    Schließlich betraten auch sie das kleine Ein-Zimmer-Appartement, das im selben Stil eingerichtet beziehungsweise eben nicht eingerichtet war wie alle anderen, die sie bisher im