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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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»Public Enemy«. Einer seiner Mundwinkel hob sich wieder ganz leicht zu einem schiefen Grinsen. Hatte Langhammer also mal wieder einen Trend aufgeschnappt, der für eine ganz andere Generation bestimmt gewesen war. Er nahm sich vor, diesen geschmacklichen Totalausfall, der da vor ihm stand, freundlich zu empfangen. Der Tag war so schön, auch Langhammer konnte den nicht kaputt machen.
    Sein Vorsatz bröckelte schon nach wenigen Sekunden.
    »So, Sie mähen noch von Hand. Sehr umweltbewusst, mein Lieber. Aktiver Klimaschutz. Und das hält fit, was?« Bei diesen Worten zeigte der Arzt auf die Schweißflecken auf Kluftingers Hemd. »Aber wo es angezeigt ist, darf man sich durchaus der segensreichen Hilfsmittel unserer modernen Zeit bedienen. Also, wenn Sie wollen, ich kann Ihnen gerne mal meinen fahrbaren Rasentraktor vorbeibringen. Zu Testzwecken, meine ich.« Langhammer warf einen abschätzigen Blick auf Kluftingers Garten, schürzte die Lippen und fügte hinzu: »Da müssten Sie nur zweimal hin und her fahren und alles wäre erledigt. Vorausgesetzt, Sie kämen überhaupt zum Wenden bei der Enge hier. Aber … gemütlich, so ein Handtuchgarten.«
    Kluftinger notierte sich im Geiste: Bei Gelegenheit unbedingt ein paar große Steine, Drahtstückchen und Scherben in Doktors Garten verstecken. Notfalls Kinder aus der Nachbarschaft gegen Bezahlung damit beauftragen. Dann presste er ein »Hm« hervor und schob seinen himmelblauen Rasenmäher weiter.
    Langhammer konnte von seinem Standpunkt aus nicht erkennen, dass der Kommissar dabei die Hände so stark um den Griff krallte, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten.
    »So, deine Erfrischung, Martin. Toll, dass du gleich gekommen bist.« Mit diesen Worten stellte Erika ein Glas Bier auf dem Gartentisch ab. »Jetzt zeig aber mal dein Gerät«, fuhr sie aufgeregt fort.
    Gerät? Welches Gerät sollte der Doktor ihr bitteschön zeigen? Noch bevor sich der Kommissar über die Zweideutigkeit ihrer Aufforderung wundern konnte, griff Langhammer in die Tüte, die er die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte, und holte ein rechteckiges, metallisch glänzendes Ding heraus, das wie ein zu groß geratenes Handy aussah. Jetzt hielt Kluftinger nichts mehr auf seinem Rasen, und er eilte auf die Terrasse, um Langhammers Mitbringsel in Augenschein zu nehmen.
    »Das hat mir bislang immer gute Dienste geleistet«, sagte der Doktor, als er noch ein paar Kabel dazu auf den Tisch legte.
    Für Kluftinger sah es aus wie ein kleiner Computer. Er hatte keine Ahnung, was der Doktor und vor allem Erika damit wollten.
    »Toll, Martin«, rief Erika entzückt aus. Dann wandte sie sich an ihren Mann: »Das wird uns in Zukunft hoffentlich stressfreier ans Ziel bringen, gell, Schätzle?«
    Kluftinger sah sie mit großen Augen an. Sie wusste, wie sehr er es hasste, wenn sie ihn vor Fremden mit Kosenamen bedachte.
    »Ist auch ganz einfach zu bedienen. Erklärt sich quasi von selbst«, sagte Langhammer.
    »Das ist schon wichtig«, nickte Erika. »Mit den neuen technischen Geräten hat er’s ja nicht so.«
    Er?
    »Und nach dem Weg will er ja dann auch nicht fragen, auch wenn er sich in letzter Zeit schon öfter mal verfährt. Da ist er halt ein typischer Mann.«
    Langsam dämmerte es Kluftinger: Sie redete von ihm. Und nun war ihm auch klar, was da vor ihnen auf dem Tisch lag: Es war ein mobiles Navigationsgerät. Er erinnerte sich wieder daran, es schon im Auto des Doktors gesehen zu haben. Aber warum hatte er es mitgebracht? Wo wollte Erika hin, dass sie es sich von ihm ausleihen wollte? Hatte er ihr am Ende fürs Wochenende einen Ausflug versprochen, von dem er nichts mehr wusste?
    »Du hast uns ja einen tollen Preis gemacht, Martin, das hätt’s aber wirklich nicht gebraucht. Das ist ja fast geschenkt.«
    »Ach, papperlapapp!« Der Arzt machte eine wegwerfende Handbewegung. »Schwamm drüber. Jetzt erklär ich’s euch mal schnell, damit ihr in Zukunft keine Probleme mehr habt.«
    Der Kommissar lief rot an: »Ich hab meinen Weg noch immer gefunden«, protestierte er.
    »Ja, nach spätestens zwei Stunden«, seufzte Erika.
    Bei den anschließenden Ausführungen des Doktors über Funktionsweise und »Features« des Gerätes schnaufte Kluftinger immer wieder hörbar gelangweilt und verhielt sich sichtbar desinteressiert, um zu signalisieren, dass er das alles wirklich für banal halte.
    »Ein Navi?« Markus war durch die offene Schiebetür nach draußen getreten: Seine Augen leuchteten begeistert. »Cool.

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