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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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seinem eigenen Computer und begann wild darauf herumzutippen.
    Renn stellte das Phantombild fertig und druckte es in verschiedenen Versionen aus.
    »Faruk, ich wär so weit«, rief Renn, »soll ich das Bild an die Fahndung ranhängen?«
    »Einen Moment noch«, bat Yildrim.
    Eine Minute später schaltete er mittels Fernbedienung den Beamer ein. An Kluftinger und Bydlinski gerichtet, der mittlerweile gelangweilt mit seinem Handy herumspielte, sagte er: »Ist er das?«
    Mit einem Tastendruck erschien das Bild auf der Leinwand. Es handelte sich um ein erkennungsdienstliches Foto, das erkannte Kluftinger sofort. Und noch etwas erkannte er: Das war der Mann, der vor wenigen Stunden vor seinen Augen in die Iller gesprungen war.
    »Meine Herren, das ist Alii Hamadoni. Sie erinnern sich: Ich habe Ihnen in unserer ersten Sitzung das Foto eines seiner Hintermänner gezeigt: Sergej Iljanov ist der Kopf des tadschikischen Waffenhandels, er hier ist einer der Arme. Ist Hamadoni der Mann, den wir suchen?«
    »Treffer«, antwortete Kluftinger knapp, und Bydlinski ergänzte grinsend: »Versenkt.«
    »Nun, Respekt, meine Herren, da haben Sie ins Schwarze getroffen. Ein Waffenschieber, nicht schlecht.«
    »Mein lieber Schieber«, grinste Kluftinger stolz, und sie brachen in ein befreiendes Lachen aus. Dann fuhr Yildrim fort: »Tja, nur leider auch ein sehr gewitzter Waffenschieber. Wir konnten ihm bislang nichts nachweisen, obwohl wir ihn immer wieder vorläufig festgesetzt haben. Er bekommt die besten Anwälte bezahlt. Und dann taucht er immer wieder für lange Zeit unter … Also, bildlich gesprochen. Jedenfalls bisher.« Yildrim grinste. »Dass er hier auf- und auch wieder abtaucht, ist einigermaßen überraschend. Ich weiß nicht, ob er mit der Terrorsache selbst wirklich was zu tun hat. Vielleicht war es nur Zufall, dass er gerade in diesem Kulturverein war. Allerdings ein sehr großer Zufall, finden Sie nicht?«
    Kluftinger schluckte. Damit hatte er nicht gerechnet. In seiner Vorstellung war der Mann, der vor ihm weggelaufen war, nur ein unbedeutender Kleinkrimineller gewesen.
    »Nun«, riss ihn Faruk Yildrim aus seinen Gedanken, »wir werden dem tadschikisch-islamischen Kulturverein jedenfalls einen Besuch abstatten, den sie so schnell nicht vergessen werden. Wenn Typen vom Kaliber Hamadonis dort ein- und ausgehen, spricht das Bände über diese Vereinigung. Ich möchte, dass wir möglichst massiv auftreten. Herr Kluftinger, können Sie dafür sorgen, dass unser Besuch von einigen Uniformierten unterstützt wird?«
    »Wird gemacht, Herr Yildrim. Haben wir denn einen Durchsuchungsbefehl?«
    »Den werden wir nicht brauchen. Zumindest vorerst nicht. Wir lassen uns das nachträglich absegnen. Unsere Operation läuft unter Terrorverdacht, da brauchen Sie sich um Formalitäten weit weniger Sorgen machen als sonst.«
    Yildrim ließ bei seiner Ankunft in Kempten-Kottern keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit aufkommen. Zwei Dutzend Polizeibeamte stürmten mit gezogenen Waffen die alte Treppe zum TIK hinauf. Auf dem Treppenabsatz angekommen, forderte Yildrim die Beamten zur Ruhe auf und drückte die Klingel. Die Nerven der Polizisten waren aufs Äußerste gespannt.
    Die Tür ging auf, im Türspalt erschien Kudratov. Yildrim drehte sich für einen Augenblick um und auf sein nicht einmal allzu lautes »Zugriff« brach ein höllisches Geschrei los.
    Wenige Sekunden später hatten sich die Polizisten in allen Räumen verteilt. Die Männer darin wussten nicht, wie ihnen geschah. Einigen konnte man die Angst vor der fremden Staatsmacht an den Augen ablesen, andere gewannen schon nach kurzer Zeit ihr Selbstbewusstsein wieder und empörten sich lautstark in ihrer Landessprache. Kluftinger hielt Kudratov in Schach, der das Treiben mit zusammengekniffenen Augen beobachtete.
    Yildrim hatte derweil einen Rundgang durch die Räume gemacht und kam nun auf Kluftinger und Kudratov zu, die im Korridor standen. Allmählich steigerte sich das Stimmengewirr zu einem regelrechten Gebrüll. Kluftinger hatte Mühe, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Yildrim holte tief Luft und schrie dann aus voller Kehle einen türkisch oder arabisch klingenden Satz durch die Wohnung. Er hatte ein derart lautes Organ, dass sogar Kluftinger zusammenzuckte. Mit einem Mal waren alle Stimmen verstummt. Aus den Zimmern war kein Laut mehr zu hören. Einige der Männer versuchten einen Blick auf Yildrim zu erhaschen, indem sie sich auf ihren Stühlen vorbeugten. Alle sahen ihn

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