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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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mit großen Augen an.
    »Respekt«, flüsterte Kluftinger, »was haben Sie denn gerade gesagt?«
    »Nicht so wichtig jetzt. Erkläre ich Ihnen ein andermal.«
    Yildrim nutzte die gespannte Stille für einen eindrucksvollen Auftritt … zu Kluftingers Beruhigung nun aber auf Deutsch. »Wir sind vom Bundeskriminalamt. Sie alle sind vorläufig festgenommen, bis wir Ihre Personalien überprüft und Sie befragt haben. Wer sich nicht ausweisen kann, den nehmen wir mit. Halten Sie auch Ihre Aufenthaltserlaubnis oder Ihre Duldung bereit, wenn Sie kein EU-Bürger sind. Sollten Sie nicht mit uns kooperieren oder irgendwelche Schwierigkeiten machen, kann das Ihnen und Ihren Familien zu erheblichem Schaden gereichen. Meine Beamten sind gehalten, auf die geringste Bedrohung rigoros zu reagieren. Verhalten Sie sich also besonnen und warten Sie schweigend ab, bis man Sie bittet, sich zu identifizieren.«
    Die Art, wie Yildrim auftrat, war so bestimmt und zeugte von einer so großen Autorität, dass die Männer, die sicher vieles gar nicht verstanden hatten, eingeschüchtert dreinblickten. Mit wenigen Sätzen hatte Yildrim ihnen den Schneid abgekauft. Kluftinger war so beeindruckt, dass er kurz selbst nach seinem Ausweis gegriffen hatte, der in seiner Hosentasche steckte.
    »Und nun zu Ihnen. Anatol Kudratov, nehme ich an? Folgen Sie uns bitte zur Vernehmung.«
    Kudratov starrte Yildrim wutentbrannt an. Doch der hielt seinem Blick stand. Schließlich war es Kudratov, der zu Boden sah und sich in Richtung seines »Büros« in Bewegung setzte.
    Wenige Augenblicke später befanden sich Bydlinski, Kluftinger und Yildrim mit Kudratov im besagten Raum. Die Beamten standen in den Ecken des Zimmers, während sie Kudratov bedeutet hatten, auf einem der kleinen Hocker Platz zu nehmen, auf denen vor einigen Stunden noch Kluftinger und Bydlinski gesessen hatten. So schnell hatten sich die Vorzeichen geändert. Dennoch machte Kudratov einen selbstsicheren Eindruck.
    »Erzählen Sie uns von Alii Hamadoni«, begann Yildrim das Verhör.
    Kudratov überlegte einen Moment, um dann ruhig zu antworten: »Er ist noch nicht lange Mitglied unserer Gemeinschaft. Doch unsere Partnervereine in München und Frankfurt kündigten seinen Umzug ins Allgäu an. Und für uns war klar, dass wir unseren Bruder nach Kräften unterstützten, hier Fuß zu fassen. Er schlief am Anfang in diesen Räumen, weil er Probleme hatte, eine adäquate Wohnung zu finden.«
    »Ist Ihnen klar, dass Hamadoni ein berüchtigter Waffenschieber ist?«, fragte Kluftinger, den Blick auf Yildrim gerichtet. Er wollte sichergehen, dass der seine Frage absegnete, was er mit einem Kopfnicken tat.
    »Wissen Sie, die Lebensumstände führen oft dazu, dass man Dinge tun muss, die man vielleicht selbst nicht gutheißt. Wir sehen nicht darauf, was unsere Brüder beruflich tun. Im Islam ist jeder der Brüder gleich viel wert. Alii ist darüber hinaus stets großzügig gegen die Armen und Bedürftigen. Seine Barmherzigkeit ist vorbildlich.«
    »Und deswegen ist er jetzt abgehauen, oder was?«, mischte sich nun auch Bydlinski ein.
    »Ich kann mir seine Flucht nicht erklären. Wie gesagt, sein Verhalten hier im Verein war stets integer und von großer Religiosität geprägt. Über seine Hintergründe und seinen bisherigen Lebensweg kann ich Ihnen nichts sagen.«
    »Fanden Sie es nicht seltsam, dass er sich zunächst keine Wohnung nahm, wo er doch hier Fuß fassen wollte, und wie Sie sagen, auch über Geld verfügte?«
    »Es ist nicht an mir, über meinen Bruder zu richten oder Mutmaßungen anzustellen.«
    Yildrim erwiderte gereizt: »Hören Sie zu, Kudratov, lassen Sie hier nicht den religiösen Ordensmann raushängen. Sie sollten sich schon Gedanken über den Mann machen und uns die auch mitteilen. Sonst werde ich nämlich versuchen, Sie ein bisschen zu richten, kapiert? Denn immerhin haben Sie als Hauptmieter ihn hier in Ihrer Wohnung beherbergt. Und damit hängen Sie mit drin.«
    Unbeeindruckt versetzte Kudratov daraufhin: »Ich lasse mir von Ihnen nicht drohen. Wir leben in einem Rechtsstaat. Auch Sie sind an Gesetze gebunden.«
    Yildrim sah zu Kluftinger, der dies als Aufforderung verstand, die nächste Frage zu stellen.
    »Wo könnte sich Hamadoni aufhalten?«
    »Ich weiß es nicht, mein Herr.« Seine Äußerung von eben und das kurze Innehalten Yildrims schienen Kudratov ungeheuren Auftrieb zu geben.
    »Ich aber weiß«, versetzte Yildrim scharf, »dass wir Sie nach allen Regeln der Kunst

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