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Lakritze - Thueringen Krimi

Lakritze - Thueringen Krimi

Titel: Lakritze - Thueringen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Tannhaeuser
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Kriminalpolizeiinspektion hinauf. Frank Zagemann hatte am Telefon angedeutet, dass die Soko Neuigkeiten habe. Endlich ein Lichtblick. Feuerbirk polterte in Zagemanns Büro.
    »Gut, dass du kommst«, sagte der. »Du hattest es heute Mittag ja verdammt eilig, die Pressefritzen zu verlassen.«
    »Ich habe eine Menge zu tun. Was gibt’s?«
    Zagemann wies auf einen Stapel Papier. »Hier sind die neuesten Ermittlungen. Die Soko hat gute Arbeit geleistet.«
    Feuerbirk ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Da bin ich gespannt.«
    »Die schlechten Nachrichten zuerst: Das Einwohnermeldeamt kennt die Tote nicht. Das Zeitungsfoto hat ebenfalls kein Ergebnis zutage gebracht.« Zagemann schwieg.
    »Aber?«
    »Aber die Kollegen haben im Umkreis von fünfzig Kilometern alles abgeklappert. Jedes Hotel, jeden Gasthof. In Oldisleben sind sie fündig geworden.« Er löste einen gelben Klebezettel von der Tischplatte. »Unsere Tote aus dem Schlosspark hat endlich einen Namen. Lilly Mannasch, Musikstudentin aus Weimar.« Er pappte den Zettel zurück auf die Schreibunterlage.
    »Das ist zur Abwechslung wirklich mal ein Erfolg.«
    »Du sagst es. Es gibt aber noch mehr. Lilly war nicht alleine in Oldisleben unterwegs. Eine Freundin hat sie begleitet.«
    »Name und Anschrift der Freundin?«
    Zagemann bediente sich eines weiteren Zettels. »Viola Gunder, Streichhanstraße, Haus 4, Weimar.«
    »Streichhan? Kommt mir bekannt vor.«
    »Eine ehemalige Kaserne, jetzt ist es ein Studentenwohnheim.«
    »Diese Gunder, hat sie schon jemand befragt?«
    Zagemann schüttelte den Kopf. »Deswegen solltest du so schnell wie möglich herkommen. Sie sitzt nebenan. Eine Polizeipsychologin ist bei ihr.«
    »Dann will ich sie nicht warten lassen.«
    Feuerbirk machte Anstalten, den Raum zu verlassen. Bevor er die Tür erreicht hatte, hielt Zagemann ihn zurück. »Eins noch, Torsten.«
    »Ja?«
    »Sei nett zu ihr.«
    Viola Gunder war erschreckend dünn. Übergroße Augen stachen aus ihrem blassen Gesicht und erinnerten Feuerbirk an dieses französische Model, über dessen Tod die Medien Ende letzten Jahres berichtet hatten. Er hatte den Namen vergessen, weil er sich noch nie die Namen von irgendwelchen Berühmtheiten hatte merken können, von denen die Boulevardpresse lebte.
    Feuerbirk stellte sich vor. Viola Gunder schaute nicht auf, sondern starrte auf den Boden. Sie hatte geweint, er sah die Spuren der Tränen auf ihren Wangen.
    Fragend schaute er zu der Psychologin, die neben Viola saß. Die ältere Frau blickte ernst und nickte unmerklich. Offenbar war das Mädel einigermaßen stabil, und er konnte mit der Befragung beginnen.
    »Erzählen Sie doch mal, was passiert ist«, sagte Feuerbirk.
    Viola Gunder zuckte zusammen. Langsam hob sie den Blick, ihre Augenlider flatterten. »Ich weiß nicht, womit ich anfangen soll.«
    »Am besten, Sie beginnen von vorn.«
    »Es ist so schwer.« Viola schlang die dünnen Arme um ihren Leib, als wolle sie sich vor dem Kommissar schützen.
    Feuerbirk setzte sich neben das Mädchen an den Tisch. »Viola, ich darf Sie doch so nennen, oder? Lilly war Ihre Freundin, richtig?«, fragte er und bemühte sich um einen einfühlsamen Ton.
    »Ja.«
    »Wie haben Sie sich kennengelernt?«
    »Bei einem Kirchentreffen. Ich habe sie sofort gemocht. Sie war so lustig und lebensfroh.« Violas Stimme brach.
    Feuerbirk wartete, bis sie sich wieder gefasst hatte. »Sie sagten Kirchentreffen. Haben Sie öfter zusammen etwas unternommen?«
    »Wir haben oft gemeinsam Urlaub gemacht.«
    »Auch dieses Mal?«
    »Nein, wir waren wegen des Studiums hier. Wir studieren beide Musik. Lilly hatte in Siegen begonnen, aber sie ist voriges Jahr zu uns nach Weimar gewechselt.«
    »Sie war also Ihre Kommilitonin.«
    Viola nickte. »Wir beschäftigen uns in diesem Semester mit volkstümlichen Weisen. Friedrich Zöllner, wissen Sie?«
    Feuerbirk erinnerte sich dunkel, den Namen schon einmal gehört zu haben. »Helfen Sie mir auf die Sprünge.«
    »Kennen Sie ›Das Wandern ist des Müllers Lust‹?« Viola rückte ein Stückchen nach vorn.
    »Klar, aus dem Musikunterricht in der Grundschule. Sogar ein Nichtsänger wie ich hat das Lied gelernt.«
    »Das ist von ihm. 1840, die Weineck’sche Mühle, dort hat er komponiert. Hätten wir doch bloß nie ausgerechnet Zöllner für die Recherchen ausgesucht.« Viola schlug die Hände vors Gesicht.
    Deshalb also Oldisleben. Feuerbirk hatte sich schon gewundert, was zwei junge Mädchen in dem Ort verloren hatten. Die

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