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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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wieder, als sie Maissa nirgends sah. „Wenn ich es geschafft habe, dann ist immer noch Zeit fürs Geschenkemachen.”
    Puki schielte wiederholt über ihre Schulter, um sicher zu sein, daß Aleytys ihr auch wirklich folgte; hastig lief sie voraus, um den Wohnwagen ihres Vaters herum, zu einem düsteren, schwarzgrünen Wagen hin, der mit verkeilten Vorderrädern direkt am Flußufer abgestellt war. Hier blieb sie stehen. Sobald Aleytys bei ihr ankam, lächelte Puki nervös und klopfte an die Wand neben den schweren, schwarzen Planen. „Makua Hekili, dürfen wir eintreten? Hier sind Keikeia Pukipala und Lahela Gikena.”
    „Seid willkommen.” Die Stimme, die hinter den Planen laut wurde, war trotz offensichtlicher physischer Schwäche kräftig.
    Puki zog die Planen auseinander, hielt sie für Aleytys beiseite, dann folgte sie ihr hinein. Die Frau lag auf der linken Pritsche, ihr Kopf war auf einem Kissen hochgestützt, ihr skelettartiger Körper unter einer leichten Decke ausgestreckt, die mit einem Fuchsmuster bestickt war: die jagenden Füchse, die auch auf ihrem Gesicht und ihren Armen prangten. Sie lächelte ihnen entgegen, dunkle Augen, riesig und lebhaft in einem schmerzverzerrten Gesicht. „Und doppelt willkommen du, Gikena.” Ihre knochigen Hände bewegten sich leicht auf der Decke. Mit gewichtiger Förmlichkeit sagte sie: „Jahre ist es her, seit eine Gikena zu uns gekommen ist.”
    Aleytys lächelte sie an; eine heftige Reaktion auf die vitale Persönlichkeit der kranken Frau. „Si’a Hekili, du wirst mir gestatten, deinen Körper zu berühren?”
    „Lahela Gikena, mein Körper mag schwach sein, nicht jedoch mein Verstand. Mach mit mir, was du für richtig hältst.”
    Aleytys kniete neben ihr nieder. „Entspanne dich, so gut es dir möglich ist. Es kann weh tun.” Sie legte ihre Hände auf den Knoten, der sich in der Mitte des ausgezehrten Körpers aufblähte. Langsam atmend, tastete sie nach dem schwarzen Strom der Kraft, der in gewaltigen und unwiderstehlichen Strudeln um die Sterne ihres heimatlichen Himmels brodelte und Planeten überschwemmte, die wie Holzspäne auf der glasklaren Oberfläche tanzten. Die Wasser tosten durch ihre Hände und reinigten den Körper, der sich unter ihren Fingern wand und schrie.
    Puki sah fasziniert und angewidert zu. Die Luft um die Gikena vibrierte, ein Phänomen, hervorgerufen durch die Macht der fremden Frau. Hekilis Stöhnen beunruhigte sie, bis sie ihre Hände zu Fäusten ballte und zusammendrückte, so daß die Fingernägel Mondsicheln in die Handflächen schnitten. Das Gesicht der Gikena war angespannt, die Augen waren blauschattierte Flecken auf einem vor Konzentration so verzerrten Gesicht, daß die Muskeln wie Tauwerk hervorstanden. Puki hörte draußen erschrockene Ausrufe und schwere Schritte, die schnell auf den Wohnwagen zukamen. Ihre Zunge huschte über die Lippen, sie blickte auf die beiden miteinander verbundenen Frauen, zappelte von einem Fuß auf den anderen und warf sich dann rechtzeitig genug durch den Spalt in den Planen, um ihrem Vater gegenüberzutreten.
    „Puki?” Seine Augenbrauen wölbten sich hoch, was seinem runden Gesicht das Aussehen eines verblüfften Clowns gab. „Was ist da drinnen los?”
    „Die Gikena heilt, Vater.”
    Ein langes, zitteriges Stöhnen wehte an Pukis Schulter vorbei.
    „Heilen? Geh mir aus dem Weg.”
    Sie stieß ihre Hände vor, die Handflächen erhoben, die Finger zitternd. „Makuakane Peleku, gib der Verehrten Zeit, die Heilung zu vollenden.”
    Das Stöhnen erklang wieder, leiser und schwächer. Peleku schob seine Tochter beiseite und wischte die Planen zurück. Im Wageninnern packte er Aleytys Schulter, knurrte und riß seine Hände zurück, als die Kraft, die die Luft um sie herum verzerrte, seine Arme hinaufbrannte.
    Aleytys ließ das Bild des Wassers in sich zusammenfallen.
    Müde bis fast zur Erschöpfung, ließ sie ihren Kopf einen Augenblick auf der Decke ruhen, schlaff rutschten ihre Hände an ihren Seiten herunter. Nach einer Weile öffnete sie blinzelnd ihre Augen und zwang sich wieder auf die Füße. Ohne sich um die Eindringlinge zu kümmern, beugte sie sich über Hekili und lächelte in die großen, müden Augen. Sie berührte die Wange der älteren Frau mit einem sanften, forschenden Finger und murmelte leise: „Wie geht es dir jetzt?”
    „Keine Schmerzen mehr.” Die Worte waren ein kraftloses Seufzen, aber das gefurchte Gesicht war von einem neuen Frieden erfüllt. „Ich glaube, ich

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