Lamarchos
du befiehlst, Si’a Gikena.”
Aleytys warf ihre Hände hoch.
Im Wohnwagen baute sich Maissa vor der Tür auf, die Augen auf die anderen gerichtet. Aleytys saß auf der Pritsche links. Kale rechts.
Stavver lehnte mit der Hüfte an der Pritsche hinter Aleytys, die Arme vor seiner hageren Brust verschränkt. Er vermied es sorgsam, Aleytys zu berühren, und sie wußte, daß ihr noch immer nicht vergeben war. Sie verspürte unglückliche Belustigung, als sie die vier menschlichen Inseln musterte. „Wir sind eine Schar von Brüdern”, murmelte sie.
„Was?” stürzte sich Maissa auf das Murmeln. „Wenn du etwas zu sagen hast, dann laß es uns hören.”
„Nichts. Es ist nichts.” Sie faltete ihre Hände und legte sie auf ihre Schenkel.
„Stavver.” Maissas Fingernägel tickten wie Hagelkörner auf hartem Holz. „Hast du alles, was du brauchst? Wann schlägst du zu?”
Er lümmelte sich gegen die hintere Wand, die Daumen jetzt hinter den abgetragenen Ledergürtel gesteckt. Die Rückwand knarrte unter seinem Gewicht; ein weiteres Knarren ertönte, wenn er sich bewegte.
„Die Wächter und Schlösser sind kein Problem. Die Karkiskya verlassen sich zu sehr auf ihre Orbit-Sonden. Ich kann hier unten wie ein Gespenst durch ihre Sicherheitseinrichtungen gehen. Das ist kein Problem. Aber …”
„Aber?”
„Ich muß hineinkommen, mich umsehen. Ich glaube, ich weiß, wo sie die Steine aufbewahren. Kales Angaben waren exakt und stimmten mit den Meßwerten überein, aber einen Blick darauf zu werfen wäre besser.”
„Und wie gedenkst du das anzustellen?”
„Kein Problem.” Stavver und Maissa wandten sich ihm zu, die Überraschung lockerte die Muskeln ihrer Gesichter, so daß sich die Lippen leicht öffneten und die Augen rund wurden. Aleytys lehnte sich zurück und sah mit Hochachtung zu, wie der Mann, den Maissa sowohl als Mann wie auch als Planetenbewohner mit Verachtung behandelte, die Leitung des Gesprächs übernahm.
„Ein Poaku wird dich hineinbringen.” Er breitete seine Finger aus.
„Wie, meint ihr, treiben sie ihren Handel? Sie kommen verdammt noch mal nicht heraus. Geh einfach an das Tor, winke mit einem Stein vor ihren Kapuzen herum, und du wirst hineingeleitet. Bis zum Kaufraum.
Schnurstracks durch den Ausstellungsraum, in dem sie ihren Vorrat an Steinen aufbewahren. Und …” Er verlagerte sein Grinsen zu Aleytys hin. „Ihr habt einen Stein zur Hand.”
Ihre Köpfe wandten sich ihr zu. Sie lächelte. „Mein Lohn, Maissa.
Peleku hat ihn mir nach dem Essen gegeben.”
Stavver richtete sich auf, sein Haar streifte einen Deckenbalken.
„Dann gehe ich morgen, am späten Abend, hinein - vorausgesetzt, es kommt nichts dazwischen.”
4
Sharl strampelte mit den Beinen und blubberte fröhlich in der improvisierten Trageschlaufe, einem Batik stoffstreifen, der mit einem Knoten über Aleytys’ linker Schulter gebunden war und quer über Brust und Rücken verlief, so daß das Baby an ihre rechte Hüfte geschmiegt lag. Im Leuchten der orangefarbenen Sonne, die tief am vielfarbigen Himmel schwamm, sahen die kahlen, düsteren Gebäude häßlicher aus denn je. Sie blickte zu Stavver hinauf, der kalt schweigend neben ihr ging, sein einziges Zugeständnis an ihre Anwesenheit war die Verkürzung seiner normalerweise langen Schritte, um sich ihrer langsameren Gangart anzupassen. „Noch immer böse auf mich …?” murmelte sie.
Ringsum begann sich die Straße mit Reisenden zu füllen; ausnahmslos Männer. Sie war die einzige Frau. Stavver beschleunigte ein wenig, und die anderen traten höflich beiseite, um sie durchzulassen; in den Augen flackerte ein Spektrum zwischen Mißbilligung und Respekt. Mißbilligung für eine Frau, die in eine männliche Domäne eindrang, und Respekt für ihren Status als Gikena. Sie kämpfte gegen ein nervöses Unbehagen an und schaute sich nach Peleku um, konnte ihn jedoch unter den lachenden, schwatzenden Männern, die in sich immer wieder neu bildenden Gruppen zusammenkamen, während sie dem zentralen Bau, dem höchsten im Karkeshviertel, entgegenschlenderten, nirgendwo entdecken.
„Warum die Eile?” Sie legte die Hand auf Stavvers Arm. Sie schürzte die Lippen, als sie fühlte, wie seine Muskeln abwehrend zuckten. „Ich dachte, wir sollten laut Plan in der Menge untertauchen.”
„Rede jetzt nicht davon.”
„Warum? Wer könnte zuhören?”
„Sei still.”
„Aber…”
Er funkelte sie an. „Später!”
Aleytys gab seufzend nach. Sie wühlte ihre
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