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Lamento

Titel: Lamento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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ist völlig in Ordnung.«
    Ein seltsamer Ausdruck huschte über sein Gesicht, als ich Eleanor erwähnte. »Nein, Eleanor ist etwas ganz anderes.
Du
bist schön. Vor allem, wenn du mich mit diesem ›Du bist ein derart arrogantes Arschloch‹-Blick anfunkelst – ja, definitiv. Schön.«
    Ich starrte auf meine Hände. Die Leuchtanzeige des Radios tauchte sie in ein seltsames grünes Licht, als strahlte ich von innen heraus. »Das könntest du ruhig noch einmal wiederholen«, sagte ich leise.
    Das tat er nicht. Stattdessen sagte er: »Du bist anders.«
    Seine Stimme klang, als wäre »anders« das größte Kompliment auf der Welt – »anders« wie eine eben erst entdeckte Schmetterlingsart, nicht wie ein Mädchen mit Strickjacke in einem Meer von Spaghettiträger-Tops.
    Ich hörte, wie Luke sich auf dem Sitz vorbeugte, um in die Dunkelheit zu spähen. »Du bist wie ich. Wir sind Zuschauer in dieser Welt, keine Spieler.«
    Aber in
dieser
Welt, diesem kleinen Planeten innerhalb dieses Autos, war ich kein Zuschauer. In dieser Welt, die nach Lukes sommerlichem Duft roch, war ich ein unersetzlicher Mitspieler. Ich wusste nicht recht, ob ich weinen oder mich am breitesten Grinsen im Universum versuchen sollte.
    »Dee«, sagte Luke leise. »Wo bist du?«
    Ich sah ihn an. »Na, hier.«
    Er schüttelte den Kopf.
    Ich lächelte verlegen. »Ich habe mir mein Leben gerade als einen eigenen kleinen Planeten vorgestellt.«
    Luke fuhr mit dem Zeigefinger in einem unendlichen Kreis am Lenkrad entlang.
    »Mit sehr attraktiven Aliens.«
    Er wandte sich mir zu und zeichnete sorgfältig denselben Kreis auf meinen Handrücken. Augenblicklich zog sich eine Gänsehaut über meinen Arm. Seine leise, ruhige Stimme verriet keinerlei Emotion, als er fragte: »Bist du noch böse auf mich?«
    Ich schloss halb die Augen, als er mit dem Finger meinen Arm entlangstrich, leicht wie eine Feder. Seine Berührung kitzelte auf eine seltsame Art, die mir den Atem stocken ließ, während es in meinem Bauch kribbelte. Er beugte sich über die Mittelkonsole und küsste mich ebenso behutsam auf den Mund. Ich schloss die Augen und ließ mich von ihm küssen, während er eine Hand an meinen Hals legte und sich mit der anderen am Armaturenbrett abstützte. Scheinwerferlicht blitzte hinter meinen geschlossenen Lidern auf, als ein einsames Auto auf dem Highway vorbeifuhr.
    »Soll ich aufhören?«, flüsterte Luke.
    Ich schüttelte den Kopf. Er küsste mich wieder und biss diesmal zärtlich in meine Unterlippe. Das machte mich auf eine Art verrückt, die ich mir bisher nicht hatte vorstellen können. Plötzlich schoss mir der Gedanke durch den Kopf:
Das ist also Knutschen.
Ich wusste nicht einmal, ob ich das richtig machte. Hatte ich zu viel Speichel im Mund? Gefiel es ihm? Und was zum Teufel sollte ich mit meiner Zunge anstellen?
    Aber ein Teil von mir war gegen solche Selbstzweifel gefeit und flehte nur darum, zu berühren und berührt zu werden. Es fühlte sich an, als beobachtete ich selbst vom Rücksitz aus, wie Luke und ich uns küssten. Ich sah, wie die Instrumente meine Wange beleuchteten, als ich den Kopf leicht senkte, damit sein Mund meinen erreichen konnte. Ich sah, wie seine Zunge zärtlich an meinen Lippen entlangfuhr, die sich teilten. Wie ich mich in seine Hand schmiegte, die seitlich an meinem Oberkörper herabwanderte und die Falten in meinemRock glatt strich. Ich hörte meine schnellen Atemzüge, sah, wie sich seine Augen schlossen, spürte seine Finger an meinem Oberschenkel, die mich baten, weiter zu gehen, über Grenzen hinweg, die ich noch nicht erkundet hatte.
    Ich erstarrte, und Luke wich hastig zurück. Er sah elend aus, als hätte seine Hand sich gegen seinen Willen bewegt. Seine Stimme klang heiser. »Tut mir leid.«
    Am liebsten hätte ich gesagt
Mir nicht
, aber ich war nicht sicher, ob das stimmte. Ich wusste nicht, was ich wollte. »Ist schon gut«, erwiderte ich lahm.
    »Es tut mir leid«, wiederholte er. »Ich wollte dich nicht …« Er schloss einen Moment die Augen und öffnete sie wieder. Dann löste er die Handbremse.
    Mein Bein brannte an der Stelle, wo seine Hand gelegen hatte. Ich spürte noch das Begehren in seiner Berührung und konnte nicht aufhören zu zittern. Ich wollte, dass er mich noch einmal küsste. Wollte, dass er endlich losfuhr, damit ich mir nicht mehr wünschte, er würde mich küssen.
    Luke lenkte den Wagen auf den Highway, sorgsam darauf bedacht, meinem Blick nicht zu begegnen. Im grünlichen Schimmer sah

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