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Lamento

Titel: Lamento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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Etwas, das Leute zum Weinen bringt.«
    Ich sang »Fear a’Bhàta«, das Lied vom einsamen Bootsmann, und es klang trauriger und schöner, als ich es je zuvor gesungen hatte, weil ich es für ihn sang. Ich hatte noch nie für jemand anderen singen wollen – ob Delia wohl immer so empfand, wenn sie die Bühne betrat?
    Er schloss die Augen. »Ich bin in deine Stimme verliebt.« Er seufzte. »Du bist wie eine Sirene, die mich in gefährliche Gewässer lockt. Hör nicht auf. Sing mir noch etwas vor.«
    Ich wollte ihn in gefährliche Gewässer locken, sofern ich auch darin herumschwimmen durfte. Also schloss ich die Augen und stimmte »Sally Gardens« an. Ein Auto ist kein idealer Raum, was die Akustik angeht, aber ich
wollte
, dass das Liedschön klang, also tat es das. Ich glaube, ich habe es nie besser gesungen.
    Ich spürte seine Nähe eine Sekunde lang, ehe sein Atem meinen Nacken streifte. Das Gefühl, das mich in dem Moment erfasste, ehe er die Lippen auf meine Haut presste, überraschte mich. Angst – nur einen Wimpernschlag lang –, aber es war eindeutig Angst gewesen.
    Mein dämlicher Körper hatte mich mit einem Zucken verraten, und Luke wich zurück, als ich die Augen öffnete.
    »Mache ich dir Angst?«, fragte er.
    Eine seltsame Formulierung – nicht »Habe ich dich erschreckt« oder so.
    Ich musterte ihn forschend. Meine Gefühle waren so intensiv, dass ich mich in seinen Augen gespiegelt sah – es hatte etwas mit meiner Leidenschaft für die Musik und dem Kampf um die Kontrolle über mein eigenes Leben zu tun. Ich wusste nicht, warum, aber ich hatte das untrügliche Gefühl, dass das, was mich tief im Innern ausmachte, mit dem im Einklang stand, was Luke ausmachte.
    Ich antwortete ebenfalls mit einer Frage. »Sollte ich denn Angst vor dir haben?«
    Er lächelte milde. »Wusste ich doch, dass du klug bist.« Dann verschwand das Lächeln, er starrte an mir vorbei, und ich fuhr herum.
    Völlig reglos kauerte ein schneeweißes Kaninchen mit aufgestellten Ohren vor dem Auto und stierte uns mit seinen schwarzen Augen an.
    Mir drehte es den Magen um.
    Luke sah es noch einen Moment lang an, und als er sprach, klang seine Stimme leise und angespannt. »Du gehst jetzt besser.«
    Gehen?
»Aber was ist mit …?«
    »Was ist womit?«, fragte er tonlos.
    Ich starrte das Kaninchen an und sagte eisig: »Nichts. Du hast recht. Ich habe heute sowieso einen Auftritt. Mom bringt mich um, wenn ich nicht bald heimkomme.«
    Ich legte die Hand an den Türgriff und wollte aussteigen, doch Luke streckte rasch den Arm aus und berührte meine andere Hand, die auf dem Sitz lag.
    Ich verstand. Nicht so, dass es das Kaninchen sehen konnte. Ich stieg aus und knallte die Wagentür zu, worauf das Kaninchen ins Gebüsch davonhoppelte, als könnte es mich damit überzeugen, dass es ein gewöhnliches Häschen war und kein voyeuristisches, übernatürliches Killer-Karnickel.
    Rye trottete von der anderen Straßenseite herbei und schloss sich mir an, ohne einen Blick auf die Stelle zu werfen, wo das Kaninchen verschwunden war. Ich ging die Straße zurück und sah mich nicht mehr um. Obwohl ich bereits ein ganzes Stück entfernt war, hätte ich schwören können, dass ich hörte, wie sich die Autotür öffnete und schloss. Verstohlen spähte ich nach hinten, indem ich den Kopf schüttelte und so tat, als verscheuchte ich eine Fliege. Tatsächlich, das Auto war leer.
    Wo war er hin?
    Konzentrier dich. Dieser Telekinese-Quatsch muss doch zu irgendetwas gut sein.
Ich lauschte angestrengt. Nichts. Nur das unablässige Zwitschern der Kardinäle in den Bäumen über mir. Es war schwierig, sich auf etwas so Abstraktes wie Schall zu konzentrieren. Ich brauchte etwas Konkreteres. Also stellte ich mir Luke mit einem Handy vor, der mich angerufen und dann vergessen hatte, wieder aufzulegen. Ich stellte mir seinen Atem vor, das Knacken der Zweige, als er sich raschelnd durchs Gebüsch schob und dem Kaninchen folgte. Dann kam seine Stimme, leise und wie aus weiter Ferne.
    »Habe ich schon jemals versagt?«
    Eine andere Stimme, erdig und rauh. Auf sehr unheimliche Weise wie mehrere Stimmen, aber doch nur eine. »Du hast noch nie so lange gebraucht.«
    »Ich habe meine Gründe, weshalb ich mir Zeit lasse.«
    Die einzelne Stimme, die zu viele Stimmen war, klang verächtlich. »Leg sie flach und bring es hinter dich.«
    Eine Pause entstand, eine Sekunde zu lang, dann lachte Luke. »Ist das so offensichtlich, ja?«
    Die rauhe Stimme lachte nicht. »Schlaf mit

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