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Lamento

Titel: Lamento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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Gott! Ich werde Kaninchen nie wieder niedlich finden können!«
    Luke lächelte nicht direkt, doch einer seiner Mundwinkel hob sich, und ich musste wider Willen lachen. »Hör zu, Sara, du musst bei
denen
sehr vorsichtig sein. Ich weiß nicht, was
sie
wollen. Vielleicht wirst du nie wieder einen von
ihnen
zu sehen bekommen, aber ausschließen kann man es nicht. Ich würde für alle Fälle immer etwas aus Eisen bei mir tragen. Das hält
sie
ab.«
    »Ja. Das habe ich gemerkt, bei der Schaufel und so. Das war echt abgefahren. Und sind
sie
alle so zwielichtige Typen?«
    Mein Magen knurrte, und ich hüstelte, um es zu übertönen. »Äh, nein, nicht alle. Es gibt auch Frauen unter
ihnen
, die umwerfend schön sind.«
    »Aha, also so wie ich«, entgegnete Sara.
    Es entstand eine allzu lange Pause, ehe ich begriff, dass sie
einen Witz gemacht hatte
. Ich lachte. »Okay, das war nur ein Witz, klar«, sagte Sara. »Aber es gibt
sie
wirklich, ja? Ich muss mich jetzt nicht selber in die Klapsmühle einweisen und Prozac schlucken oder so?«
    »Ja«, antwortete ich, leicht geschockt über meine eigene Gewissheit. »Es gibt sie wirklich … der Rest liegt ganz bei dir.«
    Wieder entstand eine Pause, dann lachte Sara. War es ein Hinweis darauf, wie verschieden die Planeten waren, auf denen wir lebten, dass es Lichtjahre dauerte, bis wir die Witze der jeweils anderen kapierten? »Okay. Alles klar. Danke. Jetzt geht’s mir besser.«
    Ich warf Luke einen Blick zu. »Ruf mich an, wenn du noch jemanden von
ihnen
siehst, ja?«
    »Ja, klar.« Wir legten auf, doch ich schaute noch eine Weile auf das Handy in meiner Hand hinunter. War denn die ganze Welt verrückt geworden? Sara Madison rief mich an und fragte nach Feen, als ginge es um irgendwelchen Klatsch aus der Schule. Dass Sara mich überhaupt anrief, erschien mir sogar noch schockierender als die Geschichte mit den Feen. Ich hatte das Gefühl, dass meine Unsichtbarkeit an der Highschool allmählich verflog – ausgerechnet jetzt, da ich sie eigentlich recht praktisch fand.
    Luke drosselte das Tempo und fuhr über eine Schwelle auf einen Parkplatz. Ich blickte auf und betrachtete blinzelnd das Schild mit dem lächelnden Neonschwein. Wir standen vor dem Sticky Pig.
    »Hier gehst du doch immer hin, oder?«
    Ich blickte in Lukes nachdenkliches Gesicht. »Äh, ja.«
    Er schnitt eine kleine Grimasse. »Ich habe es in deinen Erinnerungen gesehen und das Neonschild erkannt. Hast du Hunger?«
    Ich nickte. »Ich könnte etwas zu essen vertragen.« Eine starke Untertreibung.
    Er sah erleichtert aus. »Gott sei Dank. Ich bin am Verhungern. Komm, ich lade dich zum Essen ein.«
    Ich hatte ein schlechtes Gewissen: Ich ließ mich ins Restaurant einladen, während Mom zu Hause saß und Termine durcheinanderbrachte. »Vielleicht sollte ich lieber Mom anrufen.«
    Luke zögerte, die Hand schon am Türgriff. »Warum? Sie glaubt doch, du wärst noch bei der Party, und wenn du sie anrufst, musst du ihr sagen, warum du nicht dort bist. Möchtest du diese Unterhaltung wirklich
jetzt
führen?«
    »Das«, sagte ich und stieg aus, »ist ein sehr gutes Argument.«
    Er kam um den Wagen herum, so dass sein Gesicht vom Schild mit dem lächelnden Schwein leuchtend rot erhellt wurde, und streckte die Hand nach mir aus. Ich ergriff sie und fragte mich, ob ich es jemals satthaben würde, seine Finger um meine zu spüren. Wir überquerten den leeren Parkplatz und betraten das Restaurant, in dem dank der Klimaanlage eisige Kälte herrschte. Die Oberkellnerin (nicht das Mädchen, das von James so hingerissen gewesen war) führte uns zu einer Nische.
    Luke rutschte auf die Bank an einer Seite, während ich vor dem Tisch stehen blieb, hin- und hergerissen zwischen der mutigen und der gewohnten Deirdre.
    Er sah mich fragend an. »Was ist?«
    Ich traf eine Entscheidung und rutschte neben ihn auf die Bank. Arm an Arm saßen wir da und starrten auf die schmierige Plastikspeisekarte, als wären wir ein ganz normales Pärchen und kein telekinetischer Freak in Begleitung ihres Feen-Meuchlers. Ich erlaubte meiner Phantasie, mit mir durchzugehen, und stellte mir vor, wir wären richtig zusammen – Lukeein ganz normaler Teenager, ich ein ganz normales Mädchen. Wir würden die gleichen Barbecue-Sandwiches essen wie immer, dann würde er mich aus der Sitznische ziehen und mich nach draußen zu seinem Wagen führen. Er würde mich fahren lassen, weil er wüsste, dass ich das gern tat, und dann würden wir all die Dinge unternehmen,

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