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Lamento

Titel: Lamento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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uns sichtlich verwundert an.
    Benommen, weil ich so abrupt in die reale Welt zurückgerissen worden war, deutete ich auf meine Harfe. »Die Party.«
    Mrs. Warshaw schlug sich die Hand vor den Mund. »Bist duetwa schon seit halb acht hier? Du meine Güte, Deirdre. Die Party ist erst nächste Woche!«
    Oh.
    »Aber meine Mutter meinte, sie wäre heute Abend! Und die Tische …?«
    »Ach, Liebes, nein! Wir haben hier gestern Abend eine Hochzeit gefeiert. Die Party ist erst nächste Woche. Du lieber Himmel. Hast du die ganze Zeit auf uns gewartet? Mit …?«
    »Luke«, sagte ich und fügte rasch hinzu: »Mein Freund.« Mein übernatürlicher, dem Untergang geweihter, umwerfender, mordender Freund.
    »Dann kommt doch herein und esst etwas. Herrje, ich kann nicht glauben, dass ihr so lange gewartet habt. Wir sind eben aus Washington zurückgekommen und haben Stimmen im Garten gehört.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen«, sagte ich, »aber wir sollten lieber gehen. Meine Großmutter liegt im Krankenhaus, deshalb hat meine Mutter sich im Datum geirrt …«
    Mrs. Warshaw überschlug sich beinahe vor Mitgefühl, scheuchte uns durch das prachtvolle Haus, drückte mir eine große Tüte Kekse in die Hand, die ihre Köchin
(ihre persönliche Privatköchin!)
gebacken hatte, und ließ Mom ausrichten, sie solle sich unbedingt bei ihr melden. Dann begleitete sie uns höchstpersönlich zu Bukephalos hinaus. Wir stiegen ein und saßen einen Moment lang schweigend da.
    Luke seufzte tief.
    »Also.« Ich sah ihn an. »Irgendwie mag ich Una.«
    Luke lächelte schief. »Sie mag dich auch.«
     
    Auf dem Rückweg von der Party, die nicht stattgefunden hatte, starrte ich in die Nacht hinaus und dachte darüber nach, dass sie zwar genauso aussah wie jede andere Sommernacht, die ichje erlebt hatte, aber mit keiner davon zu vergleichen war. Im Lichtkegel der Straßenlaternen entlang der Hauptstraße tanzten die Insekten. In dieser Kleinstadt kam das Leben zum Erliegen, sobald die Sonne unterging. Ich hatte das Gefühl, als seien Luke und ich die Einzigen, die in einer Stadt voll schlafender Menschen noch wach waren.
    Ich hatte einen Bärenhunger. Normalerweise ging ich nach einem Abendauftritt mit meinem jeweiligen Fahrer ins Sticky Pig und lud ihn von meinem soeben verdienten Geld zu Pommes frites und Sandwiches ein. Diesmal hatte es keinen Auftritt gegeben, und meinen Geldbeutel hatte ich zu Hause liegen lassen. Es war albern, aber trotz allem, was wir durchgemacht hatten, wollte ich Luke nicht darum bitten, mich zum Essen einzuladen. Und ich wollte ihn auch nicht bitten, anzuhalten, damit ich die Privatköchinnenkekse aus dem Kofferraum holen konnte, denn das würde auf dasselbe hinauslaufen, nur indirekter.
    Also saß ich mit leise knurrendem Magen auf dem Beifahrersitz und fragte mich, wie Mom sich so im Datum hatte irren können. Je länger ich darüber nachdachte, desto besorgniserregender fand ich es: Mom, der menschliche Computer, versagte bei einer einfachen Addition. Die Eltern anderer Leute mochten Details durcheinanderbringen. Für Mom waren sie ein Lebensinhalt.
    Wir zuckten beide zusammen, als unvermittelt Musik im Auto erklang. Nach einer Sekunde begriff ich, dass sie von meinem Handy kam. Wahrscheinlich Mom. Aber ich erkannte die Nummer nicht. Den Namen, der darüber angezeigt wurde, hingegen schon: Sara Madison.
    Ich warf Luke einen Blick zu. »Das ist Sara.« Vorsichtig klappte ich das Handy auf und hielt es mir ans Ohr. »Sara?«
    »Deirdre? Das ist doch Deirdres Handynummer, oder?«
    Sie sprach furchtbar laut. Es war seltsam, ihre Stimme zu hören, ohne sie dabei zu sehen, wie sie vor mir stand und ihr Dekolleté aus ihrer Schürze zu quellen drohte. Ich hielt das Handy zwei Finger breit von meinem Ohr weg. »Ja, hier ist Dee.«
    »Sara hier.« Ohne auf eine Begrüßung zu warten, fuhr sie fort. »Okay, du musst mir die Wahrheit sagen. Ich meine, jetzt mal im Ernst, habt ihr zwei mich in der Eisdiele verarscht? Du musst es mir sagen, weil ich – also ich bin total am
Ausflippen
deswegen, seit ich wieder zu Hause bin, und ich muss das jetzt wissen.«
    Ich würde sie nicht belügen. Nicht, solange Sommersprosse hier herumlief und womöglich an sie heranzukommen versuchte, weil es ihm bei mir nicht gelang. »Nein, Sara, das war kein Streich. So etwas würde ich nicht machen. Das weißt du doch.«
    »Ja. Ja, klar. Daran habe ich nicht gedacht. O Mann. Es ist nur so schwer … ich meine, das zu kapieren. Er hat sich in ein – o

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