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Lamento

Titel: Lamento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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»Das wäre allerdings indiskret. Verlockend, aber indiskret.«
    Ich starrte durch das große Panoramafenster zu Bukephalos hinaus, der einsam im trüben Schein der Straßenlaternen auf dem großen Parkplatz stand. Das leuchtende Gesicht des Schweins spiegelte sich in seiner Windschutzscheibe. »Dirist klar, dass ich bis jetzt fast nur pflanzliches Material bewegt habe?«
    »Du wirst es nie wissen, wenn du es nicht versuchst.«
    Seufzend beugte ich mich über den Tisch, um das Auto besser sehen zu können. Ich runzelte die Stirn und versuchte, das warme Gefühl zwischen den Augen heraufzubeschwören, jenes Gefühl wie auf dem Friedhof, als ich aus Versehen diese geistige Verbindung hergestellt hatte.
    Die Nacht drückte gegen die Scheibe und drang in meine Augen, und ich sah den Geist von Bukephalos irgendwo in meinem Kopf. Dann war ich dort, im Auto. Aber wie sollte ich das verdammte Ding anlassen? Ich ließ meinen geistigen Blick über den Schalthebel und zum Zündschloss schweifen, wobei mir seltsame Einzelheiten auffielen, die ich zuvor nicht bemerkt hatte, etwa die Jethro-Tull-Kassette im Kassettendeck und die dunklen, abgewetzten Stellen am Lenkrad, wo Lukes Hände immer lagen. Ich versuchte, mir einen Schlüssel vorzustellen, doch das Bild entglitt mir und ließ sich nicht fassen.
    Hätte ich mehr darüber gewusst, wie ein Automotor gestartet wird, hätte ich es anders versuchen können, aber alles, woran ich mich erinnern konnte, war irgendetwas über kleine Explosionen. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, dass ich bei meinem Glück am Ende noch sein Auto in die Luft jagen würde. Vielleicht dachte ich auch nur zu kompliziert.
Spring an
, befahl ich konzentriert.
Spring an.
    Es hatte keinen Sinn. Nichts geschah. Das Bild des Autos entglitt mir, und an seine Stelle trat der rote Vinylbezug der Sitzbank gegenüber.
    »Nenn es beim Namen«, flüsterte Luke mir ins Ohr.
    Bukephalos
, dachte ich. Augenblicklich wurde das Bild des Autos wieder stärker und nahm beinahe feste Formen um mich herum an, als wäre ich in ihm, neben ihm, über ihm,alles gleichzeitig. Ich konnte eine Reihe von Kolben sehen, die Bremsleitung, das Gaspedal, die Zündung, die Sitze, alles zugleich.
Bukephalos, spring an.
    Auf dem Parkplatz flammten Scheinwerfer auf und blendeten uns, doch vorher hatte ich noch gesehen, wie das Auto seitwärts ruckte, als der Motor ansprang und zum Leben erwachte.
    Die Kellnerin stellte zwei Teller vor uns auf den Tisch.
    »Iss dein Sandwich!«, sagte Luke, der heller strahlte als die Scheinwerfer.
    »Kann ich Ihnen noch etwas zu trinken bringen?«
    Ich sah sie blinzelnd an. »Ich glaube, ich sollte mich betrinken.«
    Die Kellnerin erwiderte meinen erstaunten Blick.
    »Nein, danke, wir möchten nichts«, sagte Luke und sah mich grinsend an, nachdem die Kellnerin verschwunden war. »Willst du den Motor etwa die ganze Nacht lang laufen lassen? Da mein Gehalt jetzt nicht mehr von Übernatürlichen bezahlt wird, muss ich aufpassen – Benzin ist teuer.«
    Ich versuchte, den Motor zum Abschalten zu überreden, aber er lief weiter. Schließlich musste Luke sogar aufstehen und hinausgehen. Durchs Fenster beobachtete ich, wie seine hagere Gestalt zum Auto lief, einstieg und eine Weile hinter dem Lenkrad herumfummelte. Dann stieg er aus, öffnete die Motorhaube und stocherte darunter herum. Er schlug die Motorhaube wieder zu, setzte sich noch einmal hinters Lenkrad; Sekunden später machte das Auto einen Satz nach vorn, und die Scheinwerfer erloschen.
    Er kam zurück und setzte sich etwas atemlos neben mich. »Du bist eine kleine Atombombe, was? Ich musste den Motor abwürgen, um ihn abzustellen.«
    Ein Lächeln breitete sich über mein Gesicht. Ich konntenicht anders, das Ganze war einfach zu verrückt. Und statt mich schwach und zittrig zu fühlen wie früher, wenn ich bei Tag Dinge bewegte, ging es mir großartig. Es fühlte sich an, als pulsierte die Masse der Nacht hinter den Fenstern durch meinen Körper. Gewaltige Wogen von Energie pumpten wie mächtige, wummernde Bässe in mir. Am liebsten hätte ich laut gejubelt, doch als ich endlich die Sprache wiederfand, kam nur eine gewöhnliche Frage heraus. »Woher wusstest du, dass ich ihn beim Namen nennen muss?«
    »
Sie
glauben, dass Namen sehr wichtig sind, schon vergessen? Und so ist es auch.«
    Ich runzelte die Stirn. »Ist das der Grund dafür, weshalb sich niemand deinen Namen richtig merken kann?«
    Er nickte, den Mund voll gegrilltem Schweinefleisch. »Namen

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