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LaNague 01 - Der Heiler

LaNague 01 - Der Heiler

Titel: LaNague 01 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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    Schon wieder dieses Wort. Er fragte sich, wann er sterben würde. Oder ob er sterben würde. Ob jemals der Augenblick kommen würde, wo er nicht mehr leben wollte? Und ob er dann sterben dürfte? Parts vorangegangene Feststellung hatte ihn beunruhigt. Als Folge eines Unfalls teilten sie einen Körper und ein Leben. Was würde passieren, wenn einer der beiden Partner heraus wollte? Es würde nie Part sein – sein geistiger Appetit war unstillbar. Nein, wenn irgend jemand jemals aussteigen wollte, dann wäre es Dalt. Und Part würde es nicht zulassen. Oberflächlich gesehen erschien eine solche Situation absurd, aber sie könnte sehr wohl eintreten, vielleicht in tausend Jahren. Wie könnten sie dann zu einer Lösung kommen? Würde Part einen Weg finden, um Dalts Wunsch entsprechen zu können, indem er seinen Geist erstickte und ihm so seine Bitte zu sterben gewährte – denn nach Parts Philosophie war der Geist Leben und Leben der Geist –, und Part als einziger Bewohner des Körpers zurückblieb?
    Dalt schauderte. Parts ethische Grundsätze würden ihn natürlich davon abhalten, etwas Derartiges zu tun, wenn Dalt es nicht absolut verlangte. Aber es war trotzdem kaum ein tröstender Gedanke. Selbst im düsteren Nebel der Depressionen, der ihn an diesem Abend einhüllte, erkannte Dalt, daß er das Leben sehr liebte. Mit dem Vorhaben, das Beste aus dem folgenden Tag und allen weiteren zu machen, schlief Dalt langsam ein, als der zweite von Tolives drei Monden am Horizont aufging.

 
VI
     
    Ein etwas gehetzter Steven Dalt schaffte es, noch gerade rechtzeitig die Verwaltungsbüros von IMC zu erreichen, wo er um 09.5 mit Dr. Webst verabredet war. Sein Rücken schmerzte, als er im Vorraum Platz nahm, und er merkte, daß er hungrig war.
    Bisher war es ein schlechter Morgen – wenn dies ein Anzeichen dafür sein sollte, wie der Rest des Tages verlaufen würde, dann ging er besser zum Hotel zurück, legte sich ins Bett und verschlief den Tag. Er war spät aufgewacht und hatte noch immer in der Ecke am Fenster gekauert; das Gepäck stand schon innen vor der Tür. Er hatte herumwühlen müssen, bis er endlich präsentable Kleidung gefunden hatte und war dann in die Empfangshalle geeilt, um ein Taxi zu finden, das ihn zum IMC Verwaltungsgebäude brachte. Er wollte Dr. Webst nicht warten lassen. In letzter Zeit schien Dalt immer mehr Wert auf Pünktlichkeit zu legen. Vielleicht, so grübelte er, lag es daran, daß er, je mehr er sich seiner eigenen Zeitlosigkeit bewußt wurde, die Bedeutung der Zeit für andere immer deutlicher erkannte.
    (»Na, und?«) fragte Part plötzlich.
    Willkommen daheim.
    (»Das sollte eigentlich ich zu dir sagen. Noch mal: Na, und?«)
    Wovon sprichst du?
    (»Von uns. Bleiben wir bei unseren Mikroben, oder wechseln wir zur Geriatrie über, oder was machen wir?«)
    Ich weiß es nicht. Vielleicht bleiben wir überhaupt nicht hier. Sie haben uns für Antimikrobenforschung hergeholt und wollen uns möglicherweise nur dafür. Aber von Mikroben habe ich im Augenblick die Nase voll.
    (»Ich stimme dir voll und ganz zu. Aber womit beschäftigen wir uns dann als nächstes?«)
    Ich habe noch nicht darüber nachgedacht …
    (»Dann fang aber langsam mal damit an. Wenn wir gleich zu Dr. Webst hineingehen, müssen wir ihm doch irgend etwas sagen können.«)
    Warum improvisieren wir nicht einfach?
    Part schien zu zögern und antwortete dann: (»Okay, aber laß uns so ehrlich wie möglich mit ihm sein, denn wir werden schon ab heute bezahlt.«)
    Ach was, so ein kleiner Kredit wird IMC nicht ruinieren.
    (»Es wäre unmoralisch, eine Bezahlung ohne Gegenleistung anzunehmen.«)
    Deine Unnachgiebigkeit geht mir manchmal auf die Nerven, Part.
    (»Du bekommst etwas dafür, daß du etwas gegeben hast – vergiß das nicht.«)
    Okay, okay, okay.
    Die Tür zu Dr. Websts Büro öffnete sich, und ein großer, blonder junger Mann mit einem Adlerprofil kam herein. Er sah auf Dalt, der allein in dem Zimmer war, zögerte kurz und ging dann mit ausgestreckter Hand auf Dalt zu. »Dr. Dalt?«
    »›Dalt‹ ist richtig, aber ich besitze keinen Doktortitel.« Eigentlich stimmte das nicht; er besaß zwei Doktortitel auf verschiedenen Gebieten, aber beide waren in früheren Leben verliehen worden.
    »Also Mister Dalt. Ich bin Dr. Webst.« Sie reichten sich die Hand, und Dalt gefiel Websts fester Händedruck.
    »Ich dachte, sie wären schon älter, Doktor«, meinte Dalt, als sie Websts spärlich eingerichtetes Büro

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