LaNague 01 - Der Heiler
Kindern einen gegeben, so wie ihm seine Mutter einen gab.« Er hielt den Stein hoch und beobachtete, wie er im Innern leuchtete.
»Hm!« brummte Dalt. »Sieht so aus wie meiner.«
Giff stand auf und kam auf Dalt zu. »So sind Sie also auch ein Sohn des Heilers?«
»Was?«
»Der Stein – es ist eine Nachbildung des Flammsteins, den der Heiler vor Jahrhunderten getragen hat. Alle Kinder des Heilers tragen einen solchen Stein.« Er stand nun über Dalt, und als er nach der Schnur um seinen Hals griff, überlegte Dalt, ob er versuchen sollte, Giff mit der Manschette ins Gesicht zu schlagen.
(»Das klappt nicht«), warnte ihn Part. (»Selbst wenn es dir gelingen würde, ihn außer Gefecht zu setzen, was würde uns das helfen? Spiel nur weiter mit; ich möchte gern mehr über diese Kinder des Heilers erfahren.«)
Also erlaubte Dalt, daß Giff sich seinen Stein ansah, während er da saß und sich nicht bewegte. »Ich bin kein Sohn des Heilers. Ich wußte noch nicht einmal, daß der Heiler Kinder hatte.«
Giff ließ Dalts Stein los. »Das ist nur so eine Redewendung. Wir nennen uns seine Kinder – Ur-ur-urenkel, genauer gesagt – weil es uns alle nicht gäbe, wenn er nicht gewesen wäre.«
Dalt sah ihn verständnislos an, und Giff fuhr in verbittertem Ton fort: »Ich bin ein Nachkomme von einem dieser Menschen, die er vor einigen Jahrhunderten heilte. Meine Ahnin war ein Opfer des Schreckens. Und wenn der Heiler nicht gekommen wäre und ihr geholfen hätte, hätte sie ihr Leben in einer Anstalt beendet; ihre beiden Söhne wären nie geboren worden, hätten nie Kinder gehabt und so weiter.«
(»Und du Esel würdest jetzt hier nicht stehen und uns bewachen!«) murmelte Part.
»Die erste Generation der Kinder des Heilers«, erzählte Giff weiter, »war eine Art Verein, aber bald wurde die Gruppe zu groß und zu weit verstreut. Wir sind jetzt nicht mehr organisiert, wir sind einfach Leute, die seinen Namen über die Generationen hinweg weitergeben und die diese Imitationen des Flammsteins tragen. Der Schrecken schlägt immer noch überall zu, und manche sagen, daß der Heiler zurückkommen wird.«
»Glauben Sie das?« fragte Dalt.
Giff zuckte mit den Schultern. »Ich möchte es gern glauben.« Seine Augen blieben an Dalts Flammstein hängen. »Ihrer ist echt, nicht wahr?«
Dalt zögerte und beriet sich mit Part. Soll ich es ihm sagen?
(»Ich glaube, es ist unsere einzige Chance. Verschlimmern kann es unsere Lage sicher nicht.«)
Weder Part noch Dalt fürchteten physische Gewalttätigkeit oder Folter. Da Part alle physischen Systeme kontrollierte, fühlte Dalt nie Schmerzen und konnte jederzeit einen todesähnlichen Zustand vortäuschen, in dem die Haupttemperatur durch Zusammenziehen der Blutgefäße gesenkt und die Herz-Lungen Tätigkeit auf ein Minimum reduziert wurde.
Da hast du recht. Und mir wäre es wesentlich lieber, aus diesen Manschetten loszukommen und den Spieß umzudrehen, als umzufallen und den Toten zu spielen.
(»Das würde mir auch nicht besonders gefallen. Also – riskiere es.«)
»Er ist echt, wirklich«, versicherte Dalt seinem Bewacher. »Es ist der originale Flammstein.«
Giff sah ihn skeptisch an. »Und ich bin der Präsident der Föderation.«
Dalt erhob sich mit seiner Manschette. »Ihr Boß sucht doch einen Mann, der schon seit zwei- oder dreihundert Jahren lebt, oder? Und ich bin dieser Mann.«
»Das wissen wir.«
»Ich bin ein Mann, der niemals krank wird oder altert … nun, was für ein Heiler wäre wohl der Heiler, wenn er sich nicht selbst heilen könnte. Der Tod ist doch letzten Endes nur die Endstation in einer Reihe von degenerierenden Krankheitsprozessen.«
Giff dachte nach, er sah die Logik in Dalts Worten ein, weigerte sich aber, die daraus resultierende Schlußfolgerung zu ziehen. »Und was ist mit der silbernen Haarsträhne und der goldenen Hand?«
»Ziehen Sie mir doch die Kapuze ab, und schauen Sie mal genau hin. Und dann holen Sie etwas Alkohol aus der Flasche da drüben in dem Schrank und reiben damit über mein linkes Handgelenk.«
Giff zögerte lange, noch voller Zweifel und benommen von den Nachwirkungen der Kassetten, bis er schließlich die Herausforderung annahm und vorsichtig die Kapuze von Dalts Kopf zog. »Nichts! Was versuchen Sie …«
»Sehen Sie genau hin, auf die Haarwurzeln«, forderte ihn Dalt auf. »Sie glauben doch nicht, daß ich so einfach mit dieser silbernen Strähne herumlaufen kann. Ich muß sie färben.«
Giff sah genauer hin. An
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