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LaNague 01 - Der Heiler

LaNague 01 - Der Heiler

Titel: LaNague 01 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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einer ovalen Stelle auf Dalts Kopf war der Haaransatz silbergrau. Wie elektrisiert sprang er von Dalt weg, umkreiste ihn langsam und betrachtete ihn so genau, als ob er ein Ausstellungsstück in einem Museum sei. Ohne ein Wort zu sagen, ging er zu dem Schrank, den Dalt ihm gezeigt hatte, und nahm eine Flasche mit einer orangefarbenen Flüssigkeit heraus. »Ich fürchte mich fast davor, dies zu probieren«, stammelte er, als er die Flasche öffnete. Er hielt sie über Dalts Handgelenke, dort, wo die Schwerkraftmanschette endete, zögerte, atmete dann tief ein und schüttete den Alkohol aus. Der größte Teil landete auf dem Fußboden, aber eine genügend große Menge erreichte das Ziel.
    »Nun reiben Sie«, befahl ihm Dalt.
    Ohne aufzusehen klemmte sich Giff die Flasche unter den Arm und begann, die Flüssigkeit in die Haut an Dalts linkem Handgelenk und Unterarm einzureiben. Der Alkohol wurde plötzlich trübe und fleischfarben. Mit dem Ärmel seines Overalls wischte Giff ihn ab. Von einer scharfen Trennungslinie am Handgelenk an bis hinunter auf seinen Handrücken leuchtete die Haut in einem tiefen Goldgelb.
    »Du bist der Heiler!« stieß er hervor und sah Dalt zum ersten Mal richtig in die Augen. »Vergib mir. Ich werde die Manschette sofort aufschließen.« In seiner Hast, den Schlüssel so schnell wie möglich aus seinem Overall zu holen, rutschte Giff die Flasche unter dem Arm weg und zerbrach auf dem Boden.
    »Hey! Das war echtes Glas!« fuhr Dalt ihn an.
    Giff bemerkte weder die Scherben noch Dalts verärgerten Protest. Er hielt bereits den Schlüssel in der Hand und steckte ihn jetzt in das Schloß.
    Der Druck auf Dalts Handgelenk ließ plötzlich nach, und als er seine Hände aus der Manschette zog, fing Giff die nun desaktivierte Manschette auf.
    »Vergib mir«, wiederholte er und schüttelte den Kopf, die Augen fest auf den Boden gerichtet. »Wenn ich nur geahnt hätte, daß du der Heiler bist, hätte ich mich aus der ganzen Sache rausgehalten, ich schwör’s! Vergib mir …«
    »Schon gut! Schon gut! Ich vergebe dir!« unterbrach ihn Dalt schnell. »Was ist, hast du einen Blaster?«
    Giff nickte eifrig, griff in seinen Overall und reichte Dalt ein herkömmliches Modell, klein, aber auf kurze Distanz sehr wirkungsvoll.
    »Gut. Nun müssen wir nur -«
    »Hey!« brüllte plötzlich jemand. »Was geht hier vor?«
    Blitzschnell drehte sich Dalt um, den Blaster hatte er hochgerissen. Es war Hinter, der aus dem Hintergrund auftauchte, und er hielt seinen Blaster schon schußbereit in der Hand. Dalt sah einen Blitz auf sich zu schießen. Ein brennender Schmerz durchzuckte ihn, als der Energiestrahl aus Hinters Waffe ein Loch durch seine Brust brannte, zwei Zentimeter links neben seinem Brustbein. Seine Knie gaben nach, und tiefe Dunkelheit und Stille umfing ihn.

 
XII
     
    Kanlos, der bei Giffs lautem Jammern nach oben geeilt war, fand ein befremdendes Bild vor: der Gefangene – Dalt, oder wie immer er heißen mochte – lag mit dem Rücken auf dem Boden, auf der Vorderseite war sein Anzug blutverschmiert und wies in Brusthöhe ein sauberes rundes Einschußloch auf … und er war mausetot. Giff kniete über ihm und drückte die leere Manschette schluchzend gegen seinen Bauch; Hinter stand mit dem Blaster in der Hand stumm neben ihm.
    »Du Idiot!« schrie Kanlos mit wutverzerrtem Gesicht. »Wie konntest du nur so hirnverbrannt sein!«
    Unwillkürlich machte Hinter einen Schritt rückwärts. »Er hatte einen Blaster! Mir ist völlig egal, wie wichtig er für uns ist, wenn jemand einen Blaster auf mich richtet, schieße ich!«
    Kanlos trat neben die Leiche. »Wie ist er an den Blaster gekommen?«
    Hinter zuckte die Achseln. »Ich hörte hier oben etwas zerbrechen und wollte nachsehen, was los war. Er steckte nicht mehr in der Manschette und hatte den Blaster in der Hand, als ich hereinkam.«
    »Ich warte auf deine Erklärung«, sagte er und stieß den schluchzenden Giff mit dem Fuß an.
    »Er war der Heiler!«
    »Mach dich nicht lächerlich!«
    »Es stimmt. Er hat es mir bewiesen.«
    Kanlos überlegte. »Nun, kann sein. Wir haben seine Spur bis nach Tolive zurückverfolgt, und dort ist der Heiler auch zum ersten Mal in Erscheinung getreten. Es paßt alles. Aber warum hast du ihn befreit?«
    »Weil ich ein Sohn des Heilers bin!« flüsterte Giff. »Und nun habe ich geholfen, ihn umzubringen!«
    Kanlos verzog angewidert das Gesicht. »Idioten! Ich bin von Schwachköpfen und Unfähigen umgeben! Nun werden wir

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