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LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos

LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos

Titel: LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Haben die Ältesten ihr Versprechen nicht gehalten?«
    »Doch, sie haben Wort gehalten. Sie haben den Dorfbewohnern aufgetragen, nichts von Jeffers zu kaufen, aber diese haben bis spät in die Nacht darüber diskutiert. Die Ältesten konnten sich eine Weile behaupten, mußten aber dann unter dem Druck nachgeben.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Unsere Leute … sie wollen von Jeffers kaufen. Sie wollen ihn nicht seiner Kundschaft berauben.«
    »Wieso nicht?«
    »Räder in Rädern, Bendreth.«
    »Ist es ihnen denn egal, wie man sie in diesem Laden behandelt?« Junior war völlig sprachlos.
    Rmrl zuckte die Achseln, und Junior glaubte, eine Spur von Unmut in dieser Geste zu erkennen.
    »Und du, Rmrl? Wie denkst du darüber?«
    »Räder in Rädern«, wiederholte er und ging davon.
    Junior wollte ihm schon nachgehen, aber eine Stimme veranlaßte ihn, sich umzudrehen.
    »Da haben Sie sich wohl ein bißchen übernommen, Mr. Finch.«
    Es war Heber.
    »Was soll das heißen?« fragte er den älteren Mann, der an der Tür zu seinem Büro lehnte und den Unruhestifter beobachtete.
    »Das soll heißen, daß ich zufällig Ihr Gespräch mit Rmrl gehört habe. Ich hätte vielleicht die Tür schließen sollen, aber immerhin gehört es zu meinem Job, zu wissen, was in dieser Stadt vor sich geht.« Für den Bruchteil einer Sekunde bohrten sich seine Blicke in Juniors Augen dann forderte er ihn auf: »Kommen Sie doch für ein paar Minuten mit herein, Mr. Finch – bitte.«
    »Warum?« Die Enttäuschung und Verwirrung machten Junior fast argwöhnisch und feindselig.
    »Nun, ich glaube, daß ich Ihnen erklären kann, warum Ihr hübscher Plan fehlgeschlagen ist. Zumindest werden Sie von mir etwas mehr erfahren können als nur ›Räder in Rädern‹.«
    Junior, dessen Interesse nun geweckt war, fügte sich widerwillig. Hebers Büro war klein; der größte Teil des Raumes wurde von Aktenschränken und einem riesigen, aus einheimischen Holz angefertigten Schreibtisch eingenommen. Eine vaneksche Schnitzerei, unverwechselbar in ihrem Stil, die einen Vogel einer auf Jebinos beheimateten Art in seiner natürlichen Umgebung darstellte, war auffällig auf einem Eckregal plaziert.
    »Ich dachte, Sie hätten gesagt, es gäbe keine Schnitzereien der Vanek hier«, bemerkte Junior, als sein Blick auf den Vogel fiel.
    »Ich wollte sagen, es gibt keine zu kaufen. Dies hier ist ein persönliches Geschenk von einem der Ältesten.«
    Junior war überrascht. »Ein Geschenk?«
    »Warum nicht. Ich selbst verstehe mich mit den Vanek ziemlich gut. Ich mag sie. Sie sind ruhig, friedlich und kümmern sich nicht um die Angelegenheiten anderer: eine Eigenschaft, die man heutzutage leider nur noch selten findet.«
    »Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen.«
    Heber lächelte. »Es gibt ein altes Sprichwort: ›Wem der Schuh paßt …‹ Aber das muß sich nicht unbedingt auf Sie beziehen, Mr. Finch. Im Grunde habe ich ganz und gar nichts gegen ihren Plan mit Jeffers – was mich höchstens stört, ist, daß er hier völlig fehl am Platze ist.«
    Wieder drückte Juniors Gesicht Überraschung aus.
    »Nach unserer kleinen Plauderei gestern hatten Sie den Eindruck, daß ich ein blinder Fanatiker bin, nicht wahr? Vermutlich waren Sie überzeugt, daß die ganze Stadt voller Fanatiker ist. Glauben Sie mir, Sie irren sich. Es gibt sicher welche unter uns, aber ich möchte Sie warnen: Verallgemeinerung kann ein schwerer Irrtum seitens jemand sein, der versuchen will, einige Veränderungen durchzusetzen.«
    Junior mußte dies erst verdauen. »Vielleicht muß ich mich bei Ihnen entschuldigen …«
    »Aber Sie sind sich noch nicht ganz sicher, wer von uns beiden nun recht hat. Auch gut. Ich würde es sowieso nicht hören wollen.« Er fuhr mit den Fingern durch sein Haar und deutete auf einen wackligen Stuhl. »Lassen Sie mich Ihnen erklären, warum Ihr geplanter Boykott gescheitert ist.«
    »Ich warte«, meinte Junior, nachdem er sich gesetzt hatte. Sonnenlicht schien durch das schmutzige Fenster und beleuchtete die feinen Staubwolken, die vor ihm in der Luft wirbelten. Etwas Zeitloses umgab dieses winzige Büro, so als sei es immer schon dagewesen und als würde es auch immer dasein. Junior spürte, wie sein Argwohn und seine Abneigung zu schwinden begannen.
    Heber räusperte sich und nahm hinter dem Schreibtisch Platz. »Es scheint mir, daß Sie den wichtigsten Faktor in Ihren Berechnungen übersehen haben: Bill Jeffers besitzt die einzige Gemischtwarenhandlung im Umkreis von

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