LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos
dreißig Kilometern. Sein nächster Konkurrent ist der alte Vince Peck drüben in Zarico. Also einmal ganz einfach ausgedrückt: wenn die Vanek ihre Vorräte nicht bei Jeffers bekommen, dann gar nicht. Und wenn sie keine Vorräte bekommen können, dann essen sie nicht.«
»Es fällt mir schwer, das zu glauben«, sagte Junior. »Die Vanek waren schon hier, lange bevor Bill Jeffers seinen Laden aufmachte. Was haben sie denn damals gegessen?«
»Sie lebten von dem, was sie anbauten. Sie kombinierten Ackerbau und Nomadenleben – anstatt die Anbaufrüchte zu wechseln, wechselte der ganze Stamm jedes Jahr zu neuen Feldern über. Es war nicht einfach, aber es klappte.«
»Gerade das habe ich mir vorgestellt. Wenn sie sich früher selbst ernähren konnten, warum dann nicht auch heute?«
Heber sah ihn lange an. »Haben Sie eine Ahnung, was es heißt, diesen Boden zu bebauen? Selbst die Terraner mit ihren so hochentwickelten Anbaumethoden haben es schwer, jedes Jahr eine gute Ernte einzubringen. Ich weiß nicht, wie sich die Vanek haben durchbringen können. Jedenfalls: seit Jeffers mit seinem Laden hier ist, und die Vanek herausfanden, daß sie mit dem Geld aus dem Verkauf ihrer Schnitzereien alles kaufen können, was sie zum Leben brauchen, hörten sie auf, den Boden zu bebauen. Und ich kann verstehen, daß sie jetzt nicht wieder damit anfangen wollen. Es war eine ziemliche Schinderei, bis die Felder einen Ertrag abwarfen. Nun können sie ihre Mägen mit der Arbeit füllen, die früher ihre Freizeitbeschäftigung war: kleine Statuen schnitzen.«
»Trotzdem könnten sie zu ihrer früheren Arbeit zurückkehren, wenn sie müßten.«
»Vermutlich könnten sie das, aber nicht sofort. Die Felder sind inzwischen alle verwildert und … und sie kennen doch die Natur dieser Leute. Sie sind ein ruhiges, introvertiertes, nachdenkliches Völkchen. Die viele Freizeit, die sie nun haben, kommt ihnen gerade recht. Ihr jetziges Leben gefällt ihnen.«
Heber hielt inne und schüttelte den Kopf. »Ich bin sicher, daß sie sehr gerne an einem der Tische in Jeffers’ Laden sitzen und wie die Terraner ihre Mahlzeit drinnen essen würden, aber der Preis, den sie nach ihrem Vorschlag dafür zahlen sollen, ist ihnen einfach zu hoch.«
Junior lehnte sich zurück und starrte vor sich hin. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit hatte Heber recht mit dem, was er über die Vanek sagte.
»Dann werde ich sie wohl aus meiner eigenen Tasche ernähren müssen, bis Jeffers nachgibt«, meinte er plötzlich.
»Dazu haben sie eine ganze Menge Geld nötig«, erwiderte Heber mit gerunzelter Stirn. »Sie müßten die Nahrungsmittel von irgendwo anders herschaffen. Haben Sie so viel Geld, Mr. Finch?«
»Ja.«
Irgend etwas an Juniors so beiläufig ausgesprochener Bestätigung ließ Heber zu dem Schluß kommen, daß dieser junge Mann mehr als nur eine flüchtige Bekanntschaft mit großen Geldsummen hatte.
»Nun, wenn Sie so viel Geld haben, warum eröffnen Sie dann nicht Ihren eigenen Gemischtwarenladen am anderen Ende der Stadt? Sie könnten es sich leisten, mit Verlust zu arbeiten. Oder noch besser, warum nicht gleich Jeffers aufkaufen? Zum Teufel, gehen Sie und kaufen Sie doch einfach ganz Danzer!«
Während er diese Worte wirken ließ, ordnete Heber einige Papiere auf seinem Schreibtisch. Schließlich fuhr er fort: »Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, daß Sie eine solche Lösung befriedigend finden, Mr. Finch. Denn ich habe den Eindruck, daß hinter Ihren Plänen mehr steckt als nur der Wunsch, einer kleinen Diskriminierung in einer Gemischtwarenhandlung Einhalt zu gebieten.«
Junior versuchte, sein Unbehagen mit einem Achselzucken zu überspielen. Sein Verdacht hatte sich bestätigt – hinter Marvin Hebers bedächtigem, ungeschliffenem Äußeren verbarg sich ein kluger und scharfsinniger Kopf.
»Und auch ich fände diese Lösung nicht befriedigend«, fuhr Heber fort. »Ich wäre nicht abgeneigt, Sie als Gewinner aus diesem Kräftemessen hervorgehen zu sehen, aber nicht mit einem dicken Bündel Banknoten. Wenn ein Sieg hier in Danzer Ihnen, mir selbst oder den Vanek etwas bedeuten soll, dann muß er mit dem zur Verfügung stehenden Rohmaterial errungen werden. Verstehen Sie, was ich meine?«
Junior nickte langsam. Es lag auf der Hand, was ein Sieg für die Vanek bedeuten würde, und es war ihm auch völlig klar, was er für ihn selbst bedeuten würde. Was für Marvin Heber bei diesem Sieg zu gewinnen war – nun, er hatte eine vage
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