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LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos

LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos

Titel: LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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erfahrene, realistische Geschäftsprofis; eine über zwei Jahrhunderte alte Erfahrung im ständigen Geben und Nehmen des interstellaren Marktes, um einen Konferenztisch plaziert und höflich und gönnerhaft lächelnd, als sie sich erhob, um zu ihnen zu sprechen.
    Man war leicht amüsiert, als sie zu reden begann, aber als sie geendet hatte, war das Lächeln auf den Gesichtern verschwunden und hatte einem Ausdruck von Verärgerung, Entsetzen und Abneigung Platz gemacht.
    Nie würde sie jenen Tag vergessen können. Vor ihrer Rede war sie ängstlich und zaghaft gewesen, nachher war sie in Schweiß gebadet. Fünf der sieben Direktoren reichten auf der Stelle ihre Rücktrittsgesuche ein in dem offensichtlichen Versuch, sie einzuschüchtern. Und sie zur Änderung ihres Entschlusses zu bewegen. Sie aber nahm sie beim Wort, und innerhalb von drei Wochen waren auch die beiden übrigen Direktoren gegangen. Der offizielle Grund für den Rücktritt aller sieben Direktoren war der der Schrift an der Wand: IBA war dabei, wieder ein Familienunternehmen zu werden, und dies würde bedeuten, daß eine Einzelperson das Direktorium kontrollieren würde. Da dies im Widerspruch zu ihrer Auffassung von der Position des Direktoriums in der Hierarchie der Gesellschaft stand, blieb ihnen keine andere Wahl, als zurückzutreten.
    Ihren Freunden und Bekannten erzählten sie, daß sie nicht gewillt waren, Befehle von einem Grünschnabel entgegenzunehmen. Und ganz besonders, wenn es sich dabei um eine »Sie« handelte.
    Jo war sich bewußt, daß ihr Geschlecht bei der Entscheidung der Direktoren eine wichtige Rolle gespielt hatte. Diese Männer wollten nicht für eine Frau arbeiten. Ihr Stolz verbot es ihnen, aber das Problem ging eigentlich noch tiefer. Sie hatten kein Vertrauen in die Fähigkeit einer Frau, eine Gesellschaft von der Größe wie diese leiten zu können.
    Seltsamerweise schien Old Pete ihre Meinung nicht zu teilen, möglicherweise, weil er auf der Erde aufgewachsen war. Und trotz ihrer Dekadenz, ihrer Masse und ihres von der Bürokratie erstickten Lebens hielten Erdenbewohner Männer und Frauen für gleichberechtigt. In den Tagen der Kolonisierung hatten auch Außenweltler diese Ansicht vertreten. Männer und Frauen waren als gleichberechtigte Kolonisten zu fremden Planeten geflogen, waren als Gleichberechtigte gelandet und hatten zusammen Kolonien gegründet. Nach einer Weile hatten sich die Dinge jedoch geändert … besonders auf den Splitterkolonien. Da man kaum oder sogar keinen Kontakt mit dem Mutterplaneten hatte, sank das Niveau ihrer Technik, und die Embryoinitiatoren wie auch die fötalen Versorgungssysteme gehörten oft zu den ersten Teilen der technischen Ausrüstung, die verfielen.
    Kinder – und zwar scharenweise – waren lebensnotwendig für die Kolonien, wenn man über die zweite oder dritte Generation hinaus weiterbestehen wollte, und deshalb … kehrten die Kolonisten zu der altmodischen Art des Aufziehens von Föten zurück, und die Techniker, Navigatoren und Ingenieure, die zufällig weiblich waren, mußten schon bald zu ihrer Rolle als Kindergebärer und Heimbetreuer zurückkehren.
    Nun, Jahrhunderte später, nachdem die Kolonien als Außenwelten anerkannt wurden, zuerst als Verband unter dem Metep Imperium und jetzt unter dem Banner der Föderation, hielt man immer noch an der alten Ansicht fest: der Platz einer Frau war vor dem heimischen Herd.
    Jo konnte – und wollte – dies nicht akzeptieren. Aber ihre Ablehnung der vorherrschenden Einstellung gegenüber Frauen war kein bewußt geführter Kampf, kein Kreuzzug. Sie trug keine Fahnen und nagelte keine Thesen an Türen. Nachdem sie die Leitung von IBA übernommen hatte, waren zahllose Gruppen, die für die Gleichberechtigung von Mann und Frau kämpften, an sie herangetreten, aber sie hatte sie alle abgewiesen – teils, weil sie keine Zeit hatte und teils, weil sie ihr Problem einfach nicht begreifen konnte. Soweit sie es beurteilen konnte, spielten die Frauen nur eine untergeordnete Rolle, weil sie diese Rolle akzeptierten. Sie hätte ohne weiteres von dem leben können, was ihr Anteil an IBA abwarf, aber damit hatte sie sich nicht zufriedengeben wollen. Sie glaubte, daß sie ein Recht darauf hatte, die Gesellschaft zu führen, und das würde sie auch tun. Sollte irgend jemand etwas dagegen einzuwenden haben, mußte er schon gute Gründe vorbringen können oder gehen. Jo war wegen dieser Einstellung oft als kurzsichtig und selbstsüchtig bezeichnet

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