LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos
dicht bei Jeffers’ Geschäft liegen. Er ging hin, um nachzusehen, was es war. Junior Finch lag da im Staub und Schmutz der Straße, und in seinem Herz steckte ein Ritualdolch der Vanek.
Bis zum späten Nachmittag wußte fast der ganze Planet Bescheid über den Vorfall, und Heber wurde von einem Heer von Reportern in seinem Büro belagert. Es war heiß, schwül, und die Luft in dem kleinen Raum war zum Schneiden dick. Heber fühlte sich elend und wünschte verzweifelt, daß alle endlich verschwinden würden. Er hatte in den vergangenen Wochen eine echte Zuneigung zu Junior entwickelt, und nun war er tot.
»Der medizinische Bericht ist gerade hereingekommen«, sagte er mit schwankender Stimme, und das Gemurmel in seinem Büro verstummte abrupt. »Er entlastet den Mann, den Sie so schnell verdächtigt haben.« Er legte eine Pause ein und sprach dann mit Bedacht weiter: »Man hat die Zeit des Todes festgestellt, und zu dieser Zeit war Jeffers mit mir zusammen, das kann ich bezeugen. Ist das klar genug?« Zögerndes Gemurmel setzte ein, widerwillig akzeptierte man die Tatsache.
»Nun zu dem Messer. Es ist natürlich völlig absurd, die Vanek zu verdächtigen. Auch wenn keine menschlichen Fingerabdrücke oder Hautzellen an der Waffe gefunden worden sind … der Mörder mußte nur einen leichten Handschuh benutzen. Selbst wenn die Vanek zu einer solchen Tat fähig wären, so wäre Junior Finch hier auf Jebinos der letzte gewesen, dem sie etwas getan hätten. Wir müssen den Mörder also unter den Terranern suchen. Ich habe den Eindruck, als -«
Die Menge der Reporter teilte sich, als sich ein junger Vanek durchzwängte. Heber erkannte Rmrl.
»Wir kommen wegen des Messers, Bendreth.«
»Es tut mir leid, mein junger Freund, aber ich muß es noch eine Weile behalten … als Beweisstück, verstehst du.«
Rmrl schwieg und sagte dann: »Wir kommen auch wegen des Leichnams. Er soll bei unseren Vorfahren beerdigt werden.«
»Das läßt sich sicher machen, sobald die sterblichen Überreste von der Hauptstadt zurückkommen. Auf diesem Planeten gibt es sonst niemanden, der darauf Anspruch erhebt, und wir wissen auch nicht, woher er gekommen ist.« Als sich der Vanek umdrehte, um hinauszugehen, fragte ihn Heber: »Kannst du dir vorstellen, wer das Messer gestohlen haben könnte, Rmrl?«
»Gestohlen? Es ist nicht gestohlen worden.«
»Wer hat es dann gegen ihn benutzt?«
Das Gesicht des Vanek verzog sich zu einer Grimasse, die man nur als Ausdruck des Schmerzes und des Leids deuten konnte. »Wir haben ihn getötet, Bendreth!«
»Das kann ich einfach nicht glauben!« platzte Heber heraus, während um ihn herum die Hölle losbrach.
»Es ist wahr.«
»Aber warum solltet ihr das getan haben?«
»Es steht im Großen Rad«, stieß Rmrl hervor und drängte sich ins Freie.
Heber brauchte eine geraume Zeit, bis er in seinem Büro wieder Ordnung hergestellt hatte, und als es schließlich einigermaßen ruhig war, wandte er sich an die Reporter: »Ich weigere mich zu glauben, daß ein Vanek Junior Finch das Messer ins Herz gestoßen haben soll. Sie liebten diesen Mann. Nein, hier ist ein Terraner im Spiel, der irgendwie den Vanek die Schuld an dem Mord zuschieben will.« Er kam hinter seinem Schreibtisch hervor und sah plötzlich sehr alt und sehr müde aus. »Gehen Sie jetzt bitte. Für heute habe ich genug gehabt.«
Langsam verließen die Reporter einer nach dem anderen das Büro, noch unentschlossen, an wen sie sich jetzt wenden sollten. Einer von ihnen blieb zurück, bis nur noch er und Heber in dem kleinen Raum waren. Er war noch jung und hatte im Laufe des Nachmittags nur wenig gesagt.
»Aber ich dachte immer, daß Vanek niemals lügen«, flüsterte er. Der Ausdruck auf Hebers Gesicht war eine Mischung aus Schmerz und Verwirrung und einer Spur von Furcht. »Das tun sie auch nicht«, antwortete er und schloß die Tür.
Am nächsten Tag wurde Junior von den Vanek mit allen Feierlichkeiten und Ehren begraben, eine Zeremonie, die vorher nur den weisesten und am meisten verehrten Angehörigen ihrer Rasse zuteil geworden war.
Marvin Heber und eine Reihe von Agenten aus der Hauptstadt untersuchten den Tod Juniors aufs genaueste, ohne jedoch irgendwelche Spuren zu finden, die sie zu seinem Mörder hätten führen können.
Wie dies so oft der Fall ist, wurde Junior von vielen betrauert und gelobt, aber nur von wenigen verstanden. Sein Geist wurde tränenvoll, mit großem Geschick und unbarmherzig dazu benutzt, genug Stimmen
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