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LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos

LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos

Titel: LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Jo. Sie fing einen verständnislosen Blick des Doktors auf und wechselte das Thema. »Wie lange kann es noch dauern, bis er aus seinem Zustand wieder erwacht?«
    »Das kann man im Augenblick unmöglich sagen – vielleicht morgen, vielleicht in einer Woche oder erst in einem Jahr, ich weiß es nicht. Aber er wird auf jeden Fall wieder erwachen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »So sicher, wie man sein kann, wenn man noch keinerlei Erfahrung mit derartigen Fällen hat. Unsere Tests heute morgen ergaben einen leichten Rückgang der Deafferentierung; wir haben sie gerade bevor Sie hereinkamen nochmals wiederholt, und wenn sie einen weiteren Rückgang zeigen, werden wir in der Lage sein, vorauszubestimmen, wie schnell er sich erholen wird, und können Ihnen eine Prognose geben.« Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ das Zimmer.
    Jo wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Larry zu, und das Gefühl einer drohenden inneren Explosion kehrte zurück, diesmal stärker als je zuvor. Larry durfte einfach nicht in dieser Verfassung sein – er war ein starker, fähiger Mann, und es war entsetzlich, mitansehen zu müssen, wie er völlig hilflos in einem solchen komaähnlichen Zustand dalag. Aber es gab nichts, was sie tun konnte, um ihm zu helfen.
    Sie umklammerte einen Bettpfosten und drückte so fest zu, daß die Knöchel an ihrer Hand weiß hervortraten. Dabei stieß sie unterdrückte, leise Laute der Empörung aus. Sie hätte am liebsten vor Verzweiflung und Ohnmacht laut aufgeschrien, beherrschte sich aber unter Aufbietung all ihrer Kräfte. Sie würde sich ihre Energien aufsparen für den Augenblick, wenn sie dem Mann begegnete, der hierfür verantwortlich war.
    Schließlich entspannte sie sich mit langsamen, tiefen Atemzügen. Sie ließ den Pfosten los und begann, mit vor der Brust verschränkten Armen langsam im Zimmer auf und ab zu gehen. Sie hatte sich wieder fest unter Kontrolle, als der Arzt dann zurückkehrte.
    »Er macht ausgezeichnete Fortschritte«, sagte er sachlich. »Wenn er sich weiter so schnell erholt, müßte er in sechs bis acht Stunden aus diesem Zustand heraus sein.«
    Jos Herz hüpfte vor Freude. »Wie wird er sich fühlen, wenn er aufwacht?«
    Der Doktor zuckte die Achseln. »Wie soll ich das wissen? Ich kann Ihnen nur meine Vermutungen sagen. Er könnte munter und gut ausgeruht sein, oder aber unheilbar psychotisch. Wir müssen abwarten.«
    Die Krankenschwestern hatten ihren Dienst beendet, und die neue Oberschwester steckte den Kopf zur Tür herein, als der Doktor gerade gehen wollte.
    »Die Besuchszeit ist jetzt zu Ende«, meinte sie.
    »Nicht für mich«, erwiderte Jo. Etwas in ihrer Stimme ließ die Oberschwester zögern. Sie blickte auf den Arzt.
    »Lassen Sie sie hierbleiben«, sagte dieser. »Es ist ein Privatzimmer, und sie stört niemanden.«
    Die Schwester hob die Schultern. »Solange Sie die Verantwortung übernehmen, ist es mir gleich.«
    Als sie gegangen waren, ließ Jo sich in einen Sessel fallen, drückte auf einen Schalter und sah zu, wie ein Teil der Außenwand transparent wurde. Die Sonne ging wie ein roter Feuerball am Horizont unter, und Jo schloß die Augen und ließ ihr Gesicht von den letzten glutroten Strahlen wärmen, bis sie schließlich hinter den Nachbargebäuden verschwand. Ein Geräusch hinter ihr ließ sie herumfahren.
    Die Tür wurde geöffnet, und eine Prozession von fünf verhüllten Gestalten schritt herein. Der letzte der fünf schloß die Tür hinter sich, und dann schoben alle ihre Kapuzen zurück. Jo erblickte blaugraue Haut, hochgewölbte Stirnen und langes schwarzes, geschmücktes Haar.
    Vanek!
    Jo stand auf, als sich der erste der Besucher ihr näherte. Er schien sich im Aussehen von den vier anderen durch nichts zu unterscheiden, abgesehen von einem dunkleren Pigmentfleck auf der linken Seite der Stirn. Obwohl nichts Bedrohliches in ihrem Gebaren zu liegen schien, fühlte sich Jo unbehaglich … dies waren Geschöpfe, die offen zugaben, ihren Vater ermordet zu haben.
    »Was wollt ihr?« fragte sie und verfluchte im stillen ihre Stimme, weil sie so unsicher klang.
    Der Vanek, der der Anführer zu sein schien, blieb vor ihr stehen und verbeugte sich tief. Seine vier Begleiter folgten seinem Beispiel. In dieser Stellung stimmten sie dann einen Gesang in der alten Vanek Sprache an. In dem Singsang lag eine eigenartige Melodik, die Jo als seltsam beruhigend empfand. Beim letzten Ton nahmen sie wieder eine aufrechte Haltung an.
    Der Führer zog seine Hände unter

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