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LaNague 03 - Der Staatsfeind

LaNague 03 - Der Staatsfeind

Titel: LaNague 03 - Der Staatsfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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pragmatischen Standpunkt aus gesehen, dürfen Sie nicht vergessen, daß diese Leute von klein an lernen, mit jedem Teil ihres Körpers und mit jeder den Menschen bekannten Waffe umzugehen.« LaNague lächelte düster. »Würden Sie in diese Straße spazieren und versuchen, jemanden zu verhaften?«
    »Sie sind wie ein Haufen Flinter«, murmelte Broohnin, der um sich sah und sich in dieser Umgebung genauso unbehaglich fühlte wie damals im Imperialen Park auf Throne.
    »Das sind sie!« antwortete LaNague lachend. »Nur, daß sie nicht nach Flint gegangen sind. Die Flinter sind im Grunde genommen nichts weiter als Puristen der Ostschule, die einen Planeten nur für sich allein haben. So wie die Tolivianer Kyfhoner der Westlichen Schule mit ihrem eigenen Planeten sind.«
    »Und wo findet man diese Kyfhoner der Westlichen Schule hier auf der Erde?«
    LaNagues Lächeln verwischte. »Es gibt nicht mehr viele von ihnen. Wir – sie wurden mit der Gewalt nicht so recht fertig … sie … sie fielen mit der Zeit auseinander und zerstreuten sich in alle Richtungen. Tolive ist so ungefähr der einzige Ort, wo man noch nach dem Kyfho der Westlichen Schule lebt.« Er wandte sich ab. »Gehen wir.«
    Nachdem er kurz mit einer Gruppe Erwachsener gesprochen und sich offensichtlich bei ihnen bedankt hatte, ging er auf die jetzt verlassene Straße zu und bedeutete Broohnin, ihm zu folgen.
    »Kommen Sie. Es ist Zeit, dem reichen Mann einen Besuch abzustatten.«
     
    Sie befanden sich in einer Höhe von drei Kilometern am wolkenbedeckten Himmel und flogen mit Höchstgeschwindigkeit auf südlichem Kurs. Die Metropole Bosyorkington hatten sie ebenso wie die Küstenzentren und die unzähligen Hausboote weit hinter sich gelassen. Unter ihnen war nichts als die grüne Algensuppe, die noch immer den Namen Atlantischer Ozean trug.
    »Lebt er auf einem Boot?«
    LaNague schüttelte den Kopf.
    »Wohin bringen Sie uns dann?« wollte Broohnin wissen, dessen Blick zwischen der auf den Computerschirm des Gleiters projizierten Landkarte und den Wolkenfeldern hin und her ging, die sie wie eine Nadel die Perlen durchstießen. »Hier ist doch nichts als Wasser. Und auf der anderen Seite werden wir nie ankommen.«
    LaNague überprüfte das Kontrollpult. »Sehen Sie genau hin.«
    Broohnin suchte den Ozean unter ihnen ab.
    »Nein«, korrigierte ihn LaNague. »Vor uns. Genau vor uns.«
    Direkt vor ihnen war nichts als Wolken. Nein … da war doch etwas … sie durchstießen ein Stück freien Himmels, und da war es, genau vor ihnen, wie LaNague gesagt hatte: Ein weitläufiges Herrenhaus im Tudorstil, umgeben von gepflegten Rasenflächen und englischen Hecken, die auf eine Höhe von zwei Metern geschnitten und in verwirrenden Mustern, ähnlich einem Irrgarten, angepflanzt waren. Und das Ganze schwebte in einer Höhe von drei Kilometern in der Luft.
    »Da wäre er ja«, sagte LaNague leise. »Der bescheidene Wohnsitz von Eric Boedekker.«

 
IX
     
    »Wettbewerb ist eine Sünde.«
    John D. Rockefeller, Sr.
     
    Eric Boedekkers Haus stand auf einer flachen, länglichen Scheibe von rund sechs Morgen Größe, die rundum mit ganzen Batterien von Antischwerkraft-Waffen bestückt war. Die Öffentlichkeit betrachtete diese Luftsitze als reine Spielerei der unverschämt Reichen und schätzte ihren praktischen Wert gleich null. Die Öffentlichkeit irrte sich, wie gewöhnlich.
    »Sieht aus wie eine Festung«, konstatierte Broohnin, als sie auf die schwebende Luftinsel zuglitten.
    »Es ist eine Festung.«
    Die Angehörigen der obersten Schichten der allerobersten Klassen auf der Erde waren vor langer Zeit zur Zielscheibe von Gruppen organisierter Verbrecher, politischer Terroristen und auch gewöhnlichen Leuten geworden, die einfach Hunger hatten. Die Jagd auf die Reichen wurde eröffnet, und bald stieg die Zahl der Gekidnappten in alarmierende Höhe. Aufgrund des elektronischen Zahlungsverkehrs war es den Erpressern natürlich unmöglich, das Lösegeld in Solarkrediten zu verlangen, also forderten sie als Gegenleistung für die Freigabe der Entführten Dinge, die sich auf dem Schwarzmarkt gut verkaufen ließen, wie zum Beispiel Gold, Silber oder Rindfleisch.
    Schon seit langem gab es riesige, in niedriger Höhe schwebende Luftinseln, die als Erholungsorte benutzt wurden. Hier war das Wetter immer gut, und die Inseln waren vor Stürmen und Winterkälte geschützt. In Anbetracht der von Überfällen geplagten Reichen begann ein findiges Unternehmen, kleinere Luftinseln als

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