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LaNague 03 - Der Staatsfeind

LaNague 03 - Der Staatsfeind

Titel: LaNague 03 - Der Staatsfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Tages waren seine so eilig gefaßten Pläne sehr schnell ins Wanken geraten. Nichts war mehr so einfach und problemlos, wie es im Schutz der Dunkelheit den Anschein gehabt hatte. Er mußte zurück. Es gab keinen anderen Weg.
    »Ich muß.« Der Baum in seinem Rücken, eine wesentlich größere Ausgabe von Pierrot, gab ihm die Kraft, die Worte auszusprechen. An dem Tag, als sein Urgroßvater gestorben war, hatte man ein großes Loch in den Wurzelballen dieses Baumes gegraben und die sterblichen Überreste seines Urgroßvaters darin begraben. Von dem verwesenden Körper hatte der Baum Nährstoffe erhalten, sie in sich aufgenommen und war dank des einzigartigen organischen Düngers schnell gewachsen. Die Samen, die sich an den Zweigen des Baumes im darauffolgenden Frühjahr gebildet hatten, wurden bis zur Geburt des nächsten LaNague-Kindes aufbewahrt. Und an diesem Tag, dem Geburtstag von Peter LaNague, wurden zwei von diesen Samenkörnern eingepflanzt, eins in die Erde des Ahnen-Wäldchens, das andere in einen Tonkübel, der immer neben der Wiege und später dem Bett des Kindes stand, während es größer wurde.
    Die Tolivianische Mimose, so hatte sich herausgestellt, besaß die einzigartige Fähigkeit, sich auf einen Menschen einzustellen. Ein Sämling – Misho genannt – stellte sich, wenn er in ständiger Nähe eines aufwachsenden Kindes war, auf dieses bestimmte Kind ein, spürte dessen jeweilige Stimmung und reagierte darauf auf seine Weise, indem er entsprechende Strukturen annahm. Die Art und Weise, wie man Wurzeln und Zweige beschneiden mußte, um die Größe des Baumes zu beschränken, wurde dem heranwachsenden Kind genau gezeigt. Ein Kind zusammen mit seinem persönlichen Misho großzuziehen, war praktisch nur auf Tolive üblich. Moras Familie hielt es für einen albernen Brauch, und deshalb hatte sie nie ihren eigenen Baum besessen und würde auch nie einen haben können, da für eine Prägung eine gleichlaufende Entwicklung unbedingt nötig war. Deshalb konnte sie auch das unerklärliche Band zwischen ihrem Mann und Pierrot oder der heranwachsenden Tochter und ihrem eigenen Misho nicht verstehen, aber sie konnte sehen, daß es beiden etwas gab, das sie nie würde fühlen oder erleben können, und das bedauerte sie.
    Peter betrachtete seine Frau im Licht des Tages. Sie hatte sich nicht im geringsten verändert. In ihrem glänzenden, dunkelbraunen Haar fingen sich die goldenen Strahlen der Sonne und wurden reflektiert. Das einfache Kleid, das sie trug, konnte kaum ihre reifen Formen verbergen, die es umhüllte. Sie schien völlig ruhig, als sie sich an ihn lehnte, aber er wußte, daß der äußere Eindruck täuschte.
    »Sind die Handschuhe fertig?« fragte er, um das Schweigen zu unterbrechen.
    »Hundert Paar. Sie sind schon sehr lange fertig.« Mora sah ihn nicht an, während sie sprach.
    »Und die Münzen?«
    »Sie werden so schnell wie nur möglich geprägt. Aber das weißt du ja.«
    Peter nickte schweigend. Natürlich wußte er es. Er hatte die Berichte im Haus gelesen. Mora überwachte die Arbeiten in der Münzdruckerei. Das Stern-im-Ohm-Zeichen stammte genau genommen von ihr.
    »Du kannst noch aufhören«, sagte sie übergangslos und drehte sich zu ihm herum.
    »Sicher. Aber würdest du dann noch mit mir leben wollen?«
    »Ja!«
    »Ich glaube nicht, daß du dann noch viel Freude an mir haben würdest.«
    »Das ist mir egal! Du weißt, was ich von all dem halte. Diese ganze Revolution ist ein einziger großer Fehler. Wir sollten uns viel besser einfach hinsetzen und abwarten, bis sie von allein zugrunde gehen. Wir sind ihnen in keiner Weise verpflichtet. Sie haben das Feuer selbst errichtet – sollen sie doch brennen!« Mora stand nicht mit ihrer Einstellung allein da; eine beträchtliche Anzahl Tolivianer konnte sich nicht so recht mit dem Gedanken anfreunden, eine Revolution anzufachen.
    »Aber auch wir werden brennen, Mora. Und das weißt du. Wir haben das doch schon zigmal gehabt. Wenn die Wirtschaft des Imperiums abbröckelt – und das hat schon begonnen –, wird man nach Mitteln und Wegen suchen, die Mark zu stützen. Und der einzige Weg bei einer bankrotten Wirtschaft ist der, einen großen neuen Markt zu finden oder eine Menge Gold und Silber zu konfiszieren, mit dem sie die Mark stabilisieren können. Und es ist bekannt, daß sich auf Tolive ein Großteil der Edelmetalle des Weltraums befinden. Sie werden zu uns kommen, aber sie werden nicht bitten, sondern fordern – und die Imperiale

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