LaNague 03 - Der Staatsfeind
lebten? Er brauchte nicht lange, um es herauszufinden. Kanya und Josef gingen in ein billiges Apartmentgebäude hinein, das nicht weit vom Lagerhausgebiet entfernt lag. Eine Weile wartete er vor dem Haus und sah dann, wie ein Fenster im dritten Stock an der Ostseite des Gebäudes hell wurde, bevor die Mieter des Apartments es dann undurchsichtig werden ließen. Für einen Moment ging die Phantasie mit ihm durch, und er überlegte, ob Waffen und Kampf genauso zu ihrem Liebesspiel wie zu ihrem täglichen Leben gehörten. Aber er kam nicht mehr dazu, seine Überlegungen weiter auszuführen, denn plötzlich bemerkte er einen Gleiter, der vom Dach des Gebäudes startete. Als er eine Rechtsschleife zog, konnte Broohnin erkennen, daß er mit zwei Personen besetzt war, die er zwar nicht identifizieren, doch deutlich als Paar ausmachen konnte. Er überlegte …
Ohne Gleiter blieb ihm nichts anderes übrig, als hilflos stehenzubleiben und ihnen nachzusehen. Wahrscheinlich wollten sie dieses neue Gerät für den nächsten Überfall abholen. Er hätte nur zu gerne gesehen, wie sie es schafften, so einfach Sachen nach Tolive einzuschmuggeln. Das zu wissen, hätte ihm sicher in der Zukunft mehr als einmal helfen können. Aber statt es herauszufinden, stand er jetzt untätig hier unten auf der Straße. Es war alles LaNagues Schuld, wie üblich. Er hätte dafür sorgen müssen, daß jeder seinen eigenen Gleiter besaß. Aber nein. Broohnin durfte keinen Gleiter besitzen, weil er von der Arbeitslosenunterstützung lebte und sich als solcher keinen eigenen Gleiter leisten konnte. Es hätte ungewollte Aufmerksamkeit erregt, wenn er tagtäglich in seinem eigenen Gleiter gesehen worden wäre.
Das einzige, was er im Augenblick tun konnte, war, in das Gebäude zu gehen und nachzusehen, ob Josef und Kanya noch in ihrem Apartment waren. Er überquerte die Straße, betrat das Haus und fuhr im Schwebeschacht hinauf in den dritten Stock. Aus der Stelle, an der vorher das Licht angegangen war, schloß er die Lage ihres Apartments. Vorsichtig schlich er sich zur Tür und drückte auf das Türschild. Aber die Anzeige blieb dunkel, ein Zeichen dafür, daß entweder niemand zu Hause war oder die Anwesenden nicht gestört werden wollten.
Mit einem erleichterten Seufzer wandte er sich ab und eilte zum Schwebeschacht zurück. Er hatte zwar noch immer keinen definitiven Beweis dafür, daß Kanya und Josef in dem Gleiter gewesen waren, aber er hatte auch keinen Gegenbeweis. Als nächstes würde er hinauf auf das Dach fahren und dort oben warten. Irgendwann würden sie zurückkehren, und vielleicht bekam er dann eine Vorstellung davon, wo sie gewesen sein konnten. Was er tun würde, wenn er es herausgefunden hatte, wußte er noch nicht. Wahrscheinlich nichts. Aber er hatte keinen Ort, wohin er gehen konnte, niemand, der auf ihn wartete, es gab niemand, mit dem er zusammen sein wollte, und er wußte auch niemanden, der mit ihm hätte zusammen sein wollen. Er konnte also auch genauso gut die Nacht hier draußen auf dem Dach verbringen wie in den vier Wänden seines Zimmers auf der anderen Seite der Stadt.
Broohnin mußte nicht lange warten. Er hatte gerade ein gemütliches Plätzchen in einer Ecke des Daches hinter den hauseigenen Solarzellen gefunden, die jetzt das Licht für die Apartments unter ihm lieferten, und sich dort eben auf seine Nachtwache eingerichtet, als aus der Luft Landelichter den Landeplatz auf dem Dach erhellten. Es war derselbe Gleiter, den er hatte starten sehen, und nachdem er aufgesetzt hatte, stiegen die Gestalten zweier vertrauten Männer in mittleren Jahren aus.
Der erste sah sich sorgfältig um, und nachdem er nichts Verdächtiges bemerken konnte, nickte er dem anderen zu, und zusammen holten sie zwei Schachteln aus ihrem Gleiter, die eine groß und rechteckig, die andere klein und würfelförmig. Die beiden Männer nahmen die größere Schachtel mit der kleineren obenauf zwischen sich und trugen sie durch die Tür zum Schwebeschacht, in dem sie dann verschwanden.
Das war alles. Und Broohnin saß auf dem Dach und fragte sich verbittert, warum um alles in der Welt er frier oben hockte und zwei verkleidete Flinter beobachtete, die zwei Schachteln aus ihrem Gleiter luden. Er wußte jetzt genauso wenig wie vorher, auf welche Weise sie ihre Sachen auf den Planeten einschmuggelten. Verärgert und enttäuscht wartete er, bis er sicher sein konnte, daß die beiden Flinter ihr Apartment erreicht hatten, und ließ sich dann vom
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