Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
LaNague 05 - Der Tery

LaNague 05 - Der Tery

Titel: LaNague 05 - Der Tery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
nach bewegte er sich auf allen vieren fort, aber da er Adriel in seinen Armen hielt, mußte er notgedrungen auf den Hinterbeinen laufen. Ihr Gewicht machte ihn schwankend, aber er war immer noch schneller als Rab bei ihrem Wettrennen in die Sicherheit.
    Sie hatten die freie Ebene zur Hälfte überquert, als eine der wenigen Wachen, die noch auf der Mauer standen, einen Warnruf ausstieß. Aber bevor ihnen noch allzu viele Pfeile nachgeschossen werden konnten, waren sie außer Reichweite auch des besten Bogenschützen der Burg. Die Bäume schlossen sich um sie – sie waren gerettet.
    Als sie eine größere Entfernung zwischen sich und die Burg gelegt hatten, verlangte Rab nach einer Ruhepause und ließ sein Bücherbündel ins Gras fallen.
    Gegen einen Baumstamm gelehnt, sagte er keuchend: »Ich glaube kaum, daß man uns sehr hartnäckig verfolgen wird – wenn überhaupt. Sobald sie Kitrus Leiche finden, wird ein Chaos in der Burg ausbrechen.« Er bemerkte, daß der Tery Adriel immer noch in seinen Armen hielt. »Leg sie doch auf den Boden und laß uns sehen, ob wir sie nicht wieder aufwecken können.«
    Es dauerte eine Weile, bevor der Tery antwortete. Die ganze Zeit über preßte er Adriels reglose Gestalt fest und besitzergreifend an seine Brust. Ihr warmer, weicher und wohlduftender Leib weckte einen zeitlosen Schmerz in ihm. Niemals zuvor war er ihr so nahe gewesen. Während er sie hielt … war er zu einer Entscheidung gelangt.
    »Das wird nicht nötig sein«, sagte er trocken zu Rab.
    »Was soll das heißen?«
    »Wir gehen nicht zu den Psi-Leuten zurück. Wir werden im Wald unser eigenes Leben führen, und niemand wird sie je wieder bedrohen oder ihr etwas antun.«
    Rab studierte seinen Gefährten aufmerksam, dann sagte er sanft: »Ich glaube nicht, daß das sehr klug wäre.«
    Die Worte sprudelten über die Lippen des Tery, aber es war eher ein Versuch, sich selbst anstatt Rab zu überzeugen. »Ich bin menschlich, nicht wahr? Du hast es mir selber gesagt. Und ich fühle mich tatsächlich wie ein Mensch. Sie ist auch ein Mensch. Und bei den Psi-Leuten ist sie einsam und unglücklich. Ich könnte sie glücklich machen. Sie liebt mich – das hat sie mir oft gesagt.«
    »Sie hat dich als Tier geliebt!« sagte Rab. Er straffte sich und ging auf den Tery zu. »Aber wird sie dich auch als Mann lieben? Das ist eine Entscheidung, die nur sie allein treffen kann, und wenn du für sie entscheidest, dann bist du nicht mehr wert als Kitru oder der Hauptmann, der deine Eltern erschlug!« Seine Stimme wurde sanfter. »Und dann gibt es da ein paar harte Tatsachen, die du akzeptieren mußt: Wenn der äußerst unwahrscheinliche Fall eintreten sollte, daß sie dich als Mann und Gatten begehrt, dann würden eure Nachkommen deine Gestalt haben – zumindest zum überwiegenden Teil. Die Entartung deiner Ahnen war die Laune eines kranken Hirns, und seitdem hat sich diese abscheuliche Verformung von Generation zu Generation fortgepflanzt. Vielleicht wäre es das beste für dich, diesem gigantischen Scherz ein Ende zu machen – entschließe dich, der Letzte deines Geschlechts zu sein.«
    Die Stimme des Tery klang dumpf, als er antwortete. »Das läßt sich leicht sagen, wenn die eigene Abweichung von der Norm nur in der Fähigkeit zu telepathischer Kommunikation besteht – das ist ja eher eine Begnadung als eine Entartung. Es ist wirklich einfach zu verlangen, daß der Fluch nicht fortgesetzt werden darf, wenn es einen nicht selbst betrifft!«
    Rabs Mund verzog sich zu einem grimmigen Lächeln. »Was glaubst du wohl, warum ich den größten Teil meines Lebens damit zugebracht habe, nach dem fehlenden Glied zwischen den Terys und den Menschen zu forschen? Wie ich dir schon sagte, wußte ich, daß ein solches Glied existieren mußte – ahnst du, woher ich das wußte?«
    »Du …«
    Rab nickte. »Ich wurde mit einem Schwanz geboren, genauso wie meine Mutter und ihre Brüder und Schwestern und deren Mutter.« Er wiegte traurig den Kopf hin und her. »Welches Ergötzen müssen meine Vorfahren irgendeinem pervertierten Gestalter bereitet haben! Völlig normal in jeder Hinsicht bis auf den Schwanz! Aber meine Familie hat dafür Sorge getragen, daß der Schwanz sofort nach der Geburt glatt vom Körper abgetrennt wird – es bleibt nicht mal eine Narbe zurück. So galten sie für Generationen als Menschen, während sie selbst sich insgeheim für Terys hielten, also für Formen niederen Lebens, das sich durch Mutation während der Großen

Weitere Kostenlose Bücher