Land aus Feuer und Wasser
Schwesterschiff landete dicht neben ›St 25‹. Und schon wieder kam Motordröhnen auf. Ein drittes, ein viertes und gleich danach ein fünftes Schiff gingen auf der Wiese nieder. Kaum eine Stunde war verstrichen, seitdem ›St 25‹ als erstes Stratosphärenschiff den Boden berührt hatte, da lagen auch die anderen vierundzwanzig Einheiten der Flotte im Kreis um ihr Flaggschiff versammelt auf dem Rasen. Überall öffneten sich die Luken, Brücken wurden hinausgeschoben. Kräne rollten ins Freie und packten mit ihren Greifern die Fracht, schwenkten sie heraus und rollten mit dem, was sie gegriffen hatten, zu dem gleichen Punkt hin.
Zu einer Stelle der Wiese, wo Professor Eggerth auf einem leichten Feldstuhl an einem Tisch saß und Pläne und Skizzen vor sich ausbreitete. So völlig eben war hier das Gelände, als hätte nicht die Natur es so geschaffen, sondern Menschenhand es geglättet. Nur durch eine Rinne wurde es unterbrochen. Wenige Meter von der Stelle entfernt, an der Professor Eggerth sich niedergelassen hatte, floß ein breiter Bach dahin, der von den Bergen aus dem Innern der Insel kam und der See zuströmte.
Und dann standen Werkmeister und Monteure in bunter Schar um den Professor herum, erhielten Pläne und Anweisungen.
Wie ein Märchenspiel mußte das Ganze einem Beobachter erscheinen, der nicht wußte, nach welchem Plan hier geschafft wurde, sondern nur sah, was geschah. Mit einer unwahrscheinlichen Schnelligkeit stiegen die Wände in die Höhe und trugen ein festes Dach, bevor die Sonne auf ihrem Weg an dem stahlblauen Firmament ein merkliches Stück weitergekommen war.
»Ihr künftiger Amts- und Wohnsitz, Herr Doktor«, sagte Professor Eggerth zu Wille mit einer Handbewegung nach dem fertigen Gebäude hin, »und dort …«, er deutete auf einen Platz dicht neben dem Bach, wo sich ein anderer Bau zu erheben begann, »wird unsere Maschinenstation stehen.«
Vorzüglich bewährte sich auch hier in den Tropen jene Bauweise aus fertigvorbereiteten Tafeln, die Professor Eggerth vor Jahren entwickelt hatte, um seiner Expedition in der unwirtlichen Antarktis ein wetterfestes, behagliches Heim zu schaffen. Noch war die Sonne über dem Horizont, als in dem Maschinenhaus bereits die Motoren ihr Spiel begannen. Strom floß durch Leitungen, und Lampen flammten in dem Hauptgebäude auf, dessen Räume inzwischen auch mit Möbeln versehen und wohnlich eingerichtet worden waren.
Als nach kurzer Dämmerung die Tropennacht hereinbrach, leuchteten Starklichtlampen auf, in deren Schein die erste Schicht an ihr Werk ging. Hacken und Spaten fraßen sich in den Rasen. Kranbagger griffen nach und hoben das Erdreich aus. Ein kreisförmiges Loch, etwa zehn Meter im Durchmesser haltend, entstand, das schnell tiefer wurde, bis der sandige Boden zu Ende war und die stählernen Krallen der Bagger funkenwerfend über harten Fels scharrten.
Da wurden die Bagger durch schwere Stoßbohrmaschinen abgelöst. Tief fraßen sie sich in das Gestein.
Länger als eine Stunde währte das ohrenbetäubende Rasseln und Hämmern der Bohrmaschinen; dann verstummte es auf einen Schlag. Schon griffen wieder Kräne zu, hoben die Bohrmaschinen aus der Grube und schafften sie beiseite, während Schießmeister ihre Arbeit begannen. Sie füllten die Löcher mit Explosivstoff, fügten Zünder und Leitungen hinzu, dämmten jedes Loch schließlich fest ab und stiegen danach aus der Grube heraus. Atembeklemmende Stille danach. Eine Minute … zwei Minuten … ein Druck dann auf eine Taste, die den Zündstrom schloß. Wie der Donner eines schweren Tropengewitters krachte es aus der Tiefe. Die erste Sprengung war geschehen.
Ventilatoren bliesen Frischluft in die Grube und vertrieben die giftigen Gasschwaden. Kranbagger fuhren wieder heran und hoben die Gesteinsbrocken heraus, welche die Gewalt der Explosion losgerissen hatte. Bald war der Boden der Grube von allen Trümmern geräumt, und drei Meter tiefer als vorher setzte das donnernde Spiel der Bohrmaschinen wieder ein.
Es ging so die ganze Nacht hindurch, während nach je sechs Stunden eine neue Mannschaft die alte ablöste; so ging es den nächsten Tag, und so ging es in ununterbrochener Arbeit die folgenden Tage und Nächte weiter. Schon stand über dem Schacht, der sich in die Tiefe fraß, ein Förderhaspel, um das geschossene Gestein zutage zu bringen. Wie ein weithin sichtbares Wahrzeichen ragte sein stählernes Gestell in die Luft mit dem sich ständig drehenden Rad an der Spitze. Nur noch
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