Land aus Feuer und Wasser
Bohrmaschinen zum Abtransport aus dem Stollen bereitzumachen. Trotz des mit dieser Arbeit unvermeidlich verbundenen Lärms war das dumpfe Brausen und Grollen aus der Tiefe deutlich vernehmbar. Viel stärker war es seit dem gestrigen Abend geworden. Hing es mit jenen anderen Vorkommnissen an der Südspitze der Insel zusammen, von denen Schmidt berichtet hatte?
Fest vollgepackt waren die Kammern mit dem Sprengstoff, Zündkapseln wurden aufgesetzt, die Leitungen von innen her herausgeführt und locker an der Stollenwand verlegt. Dann rollten die ersten Loren mit dem frisch gemischten Beton heran, und in Windeseile wurden die Kammerausgänge nach dem Ort zu dicht verschlossen.
Ebenso wie hier ging es auch vor Ort an der Seeseite zu. Noch eine gute Stunde, bevor die Sonne den neuen Tag heraufbrachte, waren alle Ladungen für die Schlußsprengungen fertig. Vier Kabel wurden durch den Schacht nach oben geführt und über Tage weitergeleitet, während die Werkleute im Schachtmund bereits die Holzverschalung für den Verschluß zu wölben begannen. Und als der Sonnenball dann im Osten über die Kimm heraufkam, wurde schon vom Schachtrand her eine Lorenladung Beton nach der anderen auf dieses Zimmerwerk gestürzt, bis ein 20 Meter langer Betonpfropf den Schacht nach oben verschloß.
Dr. Wille stand dabei, ein Schriftstück mit Berechnungen in der Hand.
Als die letzte Lore ausgekippt worden war, verließ er den Platz mit dem Bewußtsein, daß er für seinen Teil gute Arbeit geleistet hätte. Aber er fühlte auch, was er getan hatte, verspürte einen kräftigen Appetit, mußte plötzlich an einen gut gedeckten Kaffeetisch denken und machte sich auf den Weg um Verwaltungsgebäude.
Als er näherkam, fielen seine Blicke auf einen Funkmast, der dort am letzten Abend noch nicht gestanden hatte. Ein großer Tisch war daneben aufgestellt, Kästen und kastenartige Geräte bedeckten seine Platte, in denen er unschwer Verstärker und eine Empfangsapparatur für Hertzsche Wellen ernannte. Darüber gebeugt beobachtete der lange Schmidt, die Uhr in der Hand, das Spiel einer kleinen Lampe, die in regelmäßigen Abständen aufleuchtete und wieder erlosch.
Wille sah Dr. Schmidt zu einem Telefon greifen, von dem eine behelfsmäßige Leitung nach ›St 25‹ führte. Er bezwang seinen Kaffeedurst und trat heran, um sich zu erkundigen, doch bevor er etwas sagen konnte, kam ihm der lange Schmidt schon mit einer Frage zuvor.
»Ist bei Ihnen alles in Ordnung, Herr Doktor?«
»Alles klar zum Gefecht, Herr Kollege. Wie steht es bei Ihnen?«
»Es klappt tadellos. So oft der Professor von ›St 25‹ die Sprengdepesche funkt, leuchtet die Lampe auf.« Er reichte Wille das Telefon hin. »Wollen Sie Professor Eggerth vielleicht auch über Ihre Arbeit berichten?«
Wille nickte und griff nach dem Telefon, das Schmidt ihm hinhielt. »Hallo, Herr Professor Eggerth«, rief er in das Mikrophon. »Der Schacht ist abgeschlossen. Die Leute führen jetzt die Zündkabel vom Stollen und vom Krater bis zum Empfänger neben dem Funkmast hin.«
Was der Professor antwortete, konnte Schmidt nicht hören, erst wieder die Antwort Willes vernahm er.
»Selbstverständlich, Herr Professor! Die Kabelenden sind zuverlässig verschlossen. Sehr recht, wir treffen uns im Verwaltungsgebäude am Kaffeetisch.«
Im Funkraum von ›St 25‹ schob Professor Eggerth einen Schutzkasten über eine elektrische Apparatur, sicherte ihn durch ein Vorhängeschloß und verwahrte den Schlüssel sorgfältig in seiner Geldtasche.
»So, mein lieber Lorenzen«, wandte er sich dann an den Funker, »alles, was auf dem Tisch hier steht, ist tabu. Sie haften mir dafür, daß niemand herankommt. Vergessen Sie nicht, die Kabine abzuschließen, wenn Sie herausgehen.«
»Herr Professor können sich auf mich verlassen«, versicherte Lorenzen, »ich werde hier keinen ‘reinlassen.«
In dem kleinen Speiseraum des Verwaltungsgebäudes fanden sich allmählich alle die Männer zusammen, die während der Nacht auf verschiedenen Posten verantwortungsvolle Arbeit geleistet hatten.
Professor Eggerth breitete einen Arbeitsplan vor sich aus und begann wie ein Regisseur die Rollen für das, was nun weiter gespielt werden sollte, zu verteilen.
»Wie weit bist du, Hein?« fragte er seinen Sohn.
»Alles programmgemäß erledigt, Vater.«
»Wie steht’s mit Ihnen, Berkoff?« fragte der Professor weiter.
»Alle wertvollen Maschinen an Bord gebracht, Herr Professor. Verwaltungsgebäude zum größten Teil
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